Bonner Mietspiegel Für Markttransparenz werden 2669 Fragebögen ausgewertet

BONN · Haus & Grund zweifelt an der Qualität und fordert einen unabhängigen Gutachter für den nächsten Bericht über ortsübliche Vergleichsmieten.

 Interessenten messen eine Wohnung aus. Bis es dazu kommt, haben viele eine lange Suche hinter sich. Das knappe Angebot nutzten Makler für zusätzliche Gebühren aus, meinen einige Wohnungssuchende.

Interessenten messen eine Wohnung aus. Bis es dazu kommt, haben viele eine lange Suche hinter sich. Das knappe Angebot nutzten Makler für zusätzliche Gebühren aus, meinen einige Wohnungssuchende.

Foto: picture alliance / dpa

Was ein Vermieter für eine Wohnung oder ein Haus verlangen kann, dafür gibt es ein Richtinstrument. Die Stadt Bonn erstellt regelmäßig einen örtlichen Mietspiegel, um Markttransparenz zu schaffen und Orientierung zu geben. Lage, Zustand und Ausstattung der Immobilie sowie Isolierung (Stichwort: Nebenkosten): All das fließt in die Bewertung mit ein.

Seit den 90er Jahren ist dies im Einklang mit dem örtlichen Mieterbund und der Eigentümerschutzgemeinschaft Haus & Grund erfolgt. Den jüngsten Mietspiegel hat der Stadtrat im vergangenen Jahr als qualifizierten Mietspiegel beschlossen. Besonders günstig sind die Mieten demnach in Stadtteilen wie Tannenbusch, Dransdorf, Beuel-Ost, Pennenfeld und auf der Hardhöhe mit Kaltmieten ab 5,19 Euro. Besonders teuer und stark nachgefragt sind Südstadt, Innenstadt, Venusberg oder die Rheinlagen in Bad Godesberg und Beuel mit Mieten von 14 Euro pro Quadratmeter. Acht bis elf Euro sind in durchschnittlichen bis guten Wohnlagen zu zahlen. Zwischen 2012 und 2016 sind die Mieten jährlich um durchschnittlich 2,5 Prozent gestiegen.

Besondere statistische Qualität

Der qualifizierte Mietspiegel hat, wie der Name bereits andeutet, eine besondere statistische Qualität und muss gesetzlich vorgeschriebenen Ansprüchen genügen. Die Datenmenge muss repräsentativ sein, die statistischen Methoden müssen wissenschaftliche Standards erfüllen. In der Stadtverwaltung fertigen ihn Statistiker an. Dem jüngsten Bonner Mietspiegel liegen 2669 ausgewertete Fragebögen von Mietern und Vermietern zugrunde. Im Gegensatz zur Stadt und dem Mieterbund Bonn/Rhein-Sieg bezweifelt die Eigentümerschutzgemeinschaft Haus & Grund allerdings Angaben aus diesem Mietspiegel. „Entgegen dem Trend und unserer Beobachtung sind einige Mieten sogar gesunken“, erklärt Helmut Hergarten, Geschäftsführer von Haus & Grund. Ein Gutachter, Walter Krämer von der Technischen Universität Dortmund, hatte im Auftrag des Vereins statistische Mängel festgestellt. Das führte allerdings nicht zu einer Neubewertung durch die Stadtverwaltung.

Haus & Grund nimmt den aktuellen Mietspiegel zwar als Grundlage, „weil wir Markttransparenz wollen“, so Hergarten. Aber zugleich sagt der Geschäftsführer, dass es mit Hilfe der Eigentümerschutzgemeinschaft künftig nur einen qualifizierten Mietspiegel geben wird, wenn statt der städtischen Statistiker ein unabhängiger Gutachter den Bericht erstellt. Davon halten wiederum die Mieterschützer nichts. Heike Keilhofer vom Mieterbund Bonn/Rhein-Sieg erklärt dazu: „Ich halte es für wesentlich besser, sich auf die Erfahrungswerte der städtischen Statistiker zu verlassen, die die Häuser oft kennen, als auf Gutachter, die nur anrufen und Daten abfragen.“ Dass Mieten an einigen Stellen gesunken seien, liege an einer Neubewertung der Standards. Erstmals seien energetische Punkte für die Vergleichsmieten eingeflossen.

Vor dem aktuellen qualifizierten Mietspiegel verfügte die Stadt nur über einen einfachen Mietspiegel. Letzterem wird bei Gerichtsprozessen weniger Beachtung geschenkt. Ein Bonner Amtsrichter hatte in einem Zivilprozess angezweifelt, dass die wissenschaftlichen Grundlagen erfüllt seien und die Qualifizierung aufgehoben. Die Stadt hat ihre Methodik angepasst.

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