Landgericht Bonn Ex-Leiter des Ako-pro weist Vorwürfe zurück

Bonn · Der 57-jährige ehemalige Leiter des Ako-pro-Seminars steht zusammen mit einem städtischen Jugendpfleger wegen Betrugs vor dem Bonner Landgericht.

 Vor Prozessbeginn: Die beiden Angeklagten (2. von links und rechts) warten mit ihren Verteidigern auf den Beginn der Verhandlung.

Vor Prozessbeginn: Die beiden Angeklagten (2. von links und rechts) warten mit ihren Verteidigern auf den Beginn der Verhandlung.

Foto: Ulrike Schödel

Ich bin froh, dass Sie da sind“, begrüßt der Vorsitzende der 3. Großen Bonner Strafkammer, Klaus Reinhoff, den früheren Leiter des Ako-pro. Der 57-Jährige muss sich seit Mittwoch zusammen mit einem ehemaligen Jugendpfleger der Stadt wegen Betruges vor Gericht verantworten. Dass der Richter froh ist, hat einen Grund: „Es bestand die Befürchtung, dass Sie nicht zum Prozess kommen.“ Denn 2013 hatte der 57-Jährige nach massiven Vorwürfen und dem Verlassen des Ako-pro Deutschland verlassen. Er habe sich in Ägypten ein neues Leben aufgebaut, erklärt er nun. Er führe dort ein kleines Hotel und kümmere sich um Kamele, wisse aber wegen der Lage in Ägypten nicht, ob er dort bleibe. Zurzeit sei er hier in seinem Haus.

Den Vorwürfen, die Oberstaatsanwalt Peter van der Linden verliest, will er sich nun stellen: Mit Hilfe des mitangeklagten 68-jährigen Jugendpflegers soll sich der 57-Jährige über Jahre hinweg insgesamt 165.475 Euro an städtischen Fördergeldern, die für den Betrieb einer beim Ako-pro-Seminar angesiedelten Offenen Tür bestimmt waren, erschlichen und zweckentfremdet für Freizeiten und andere kostenpflichtige Aktivitäten des Ako-pro-Seminars verwendet haben. Das soll der damalige Jugendpfleger für Bad Godesberg mit engem Kontakt zum Ako-pro-Chef, gewusst und ihn gedeckt haben. Im Prozess ist von Verbundenheit nichts zu sehen.

Der 68-Jährige schweigt erst mal. Sein Anwalt Jörg Ziegler hat Aussetzung des Verfahrens wegen Benachteiligung seines Mandanten beantragt. Grund: Das Gericht habe auf die Terminlage der anderen Prozessbeteiligten Rücksicht genommen, aber ignoriert, dass er als Wahlverteidiger an sechs von acht Terminen verhindert sei. Deshalb wurde kürzlich noch eine Verteidigerin für den 68-Jährigen engagiert.

Der Ex-Ako-pro-Leiter aber redet. Der Sozialpädagoge bestreitet die Vorwürfe und erklärt: Sein Engagement für das Ako-pro, mit dem er schon als Schüler begonnen habe, sei sein Leben gewesen. Das habe man ihm genauso zerstört wie seine Reputation – mit Vorwürfen und einer Hetzkampagne. Im Zuschauerraum lässt ihn der Vorsitzende eines Missbrauchsopfervereins nicht aus den Augen.

Der Angeklagte beteuert: Der Vorwurf, es habe am Ako-pro überhaupt keine Offene Tür (OT) gegeben, die allen Jugendlichen unentgeltlich zur Verfügung gestanden habe, sei falsch. Seine OT habe keinen Kickertisch gebraucht, weil sie eben ganz am „Sozialraum“ der Godesberger Gymnasialschüler ausgerichtet gewesen sei. Ob denn ohne OT-Beschilderung „ein Kevin aus Tannenbusch oder eine Chantal aus Dransdorf“ gekommen sei, fragt der Richter. Der Angeklagte: Die seien sowieso nicht gekommen. Als er benennen soll, was denn in der OT als freie Maßnahme angeboten worden sei, fällt ihm nur der Basketballplatz draußen ein. „Und für den wurden jährlich 33.000 Euro Fördergeld verwendet?“, fragt Reinhoff.

Der Richter hält ihm auch Zeugenaussagen vor, wonach Ausgabekosten völlig beliebig in die Rechenschaftsberichte gesetzt oder bei städtischen Kontrollbesuchen eigens Jugendliche für die angebliche OT bestellt worden seien, um einen Betrieb zu simulieren. Der Angeklagte hat für alles eine Erklärung und versichert: Politiker, Stadtspitze und Jugendamtsleitung seien über die Arbeit des Ako-pro stets informiert gewesen. Demnächst sollen Zeugen bei der Aufklärung helfen.

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