Keine Bußgelder verhängt Erst wenige Verstöße durch E-Scooter-Fahrer in Bonn

Bonn · Bislang nur mündliche Verwarnungen spricht die Polizei aus. Die Behörde sieht die Gefahr von Kopfverletzungen bei Stürzen und Unfällen mit anderen Verkehrsteilnehmern. Bislang ist ein Unfall mit einem E-Roller registriert.

Gerade einmal zwei Wochen gibt es E-Scooter in Bonn. Doch schon jetzt sind sie im Stadtbild fest verankert. Laut Polizei und Ordnungsamt gibt es bislang wenige Verstöße und Beschwerden. „Aber es wird jetzt noch wichtiger, im Straßenverkehr aufeinander zu achten“, sagt Polizeisprecher Michael Beyer. Mancher Bonner fühlt sich von rücksichtslosen Fahrern gefährdet. Aber auch die Fahrer selbst können sich aus Sicht von Unfallmedizinern schwer verletzen, weshalb sie dazu raten, einen Helm zu tragen.

Während in anderen deutschen Städten die Unfallzahlen steigen, hat die Bonner Polizei bisher nur einen Unfall mit einem E-Scooter registriert. Ende Juni verunglückte ein junger Mann auf der Kessenicher Straße, als er die Vorfahrt missachtet haben soll und anschließend gegen ein Auto fuhr. Er kam mit leichten Verletzungen davon, muss nun aber mit einer Anzeige rechnen. „Der E-Scooter hatte kein Versicherungskennzeichen und war nicht für den Straßenverkehr zugelassen“, sagt Beyer. Nach Angaben des Fahrers sei das Gefährt guten Glaubens in einem Bonner Elektromarkt gekauft worden. „Dort werden aber zwei Varianten angeboten“, so Beyer. Eine teure für den Straßenverkehr mit gültiger Betriebserlaubnis, eine günstige, die man ausschließlich auf Privatgelände nutzen darf.

Aus Sicht der Polizei ist die Bilanz in Sachen E-Scooter durchwachsen. „Wir nehmen sie natürlich verstärkt im Straßenbild wahr“, sagt Beyer. Dort, wo es Verstöße gibt – zum Beispiel wenn die Tretroller mit Elektromotor auf Gehwegen unterwegs sind –, sprächen die Polizisten mit Rücksicht auf das neue Verkehrsmittel nur mündliche Verwarnungen aus. Bußgelder seien noch nicht verhängt worden.

Bei Erkelenz hatte sich ein E-Scooter-Fahrer auf die Autobahn verirrt, in Köln war ein Betrunkener auf dem Roller unterwegs. Letzteres scheint zunehmend ein Problem zu werden: In München stellte die Polizei in den vergangenen Tagen mehr als 20 Fahrten mit E-Tretrollern fest, bei denen die Fahrer alkoholisiert waren. „Dabei riskiert man seinen Führerschein, denn es gelten dieselben Promillegrenzen wie beim Auto“, sagt Beyer (siehe „Regeln für E-Scooter“).

Der Stadtordnungsdienst hat bisher keine Beschwerden zu E-Scootern erhalten. „Und auch sonst gab es noch keinerlei Berührungspunkte“, sagt Stefanie Zießnitz vom Presseamt. Die Stadt sehe die Roller „als einen Baustein in der Mobilitätswende“ – nach der Einführung des Fahrradmietsystems, dem Klimaticket und dem Ausbau des Linienangebots. Um zu verhindern, dass E-Scooter sorglos in der Innenstadt abgestellt werden, sind Sperrzonen definiert worden. „Das Nutzungsgebiet und die Zeiten sind klar geregelt, das führt auch zu hoher Akzeptanz bei anderen.“ Die Stadtwerke Bonn gehen davon aus, dass der Verleiher TIER in den nächsten Wochen von 200 auf 800 E-Scooter aufstocken wird. Auch der Anbieter Circ, der in Köln aktiv ist, plant, nach Bonn zu kommen. „Wir wachsen, um die lokale Nachfrage zu befriedigen“, so eine Sprecherin des Unternehmens.

Einige Bürger sehen das anders und bezeichnen E-Scooter als „Plage“: Sie beschweren sich beim GA über rücksichtslose Fahrer, die durch die Fußgängerzone heizten. „Am Rheinufer wird grundsätzlich auf den Fußgängerwegen gefahren, die Roller am liebsten besetzt mit zwei Jugendlichen."

Dass von E-Scootern Gefahren ausgehen, bestätigt Arzt Christof Burger, der die Unfallchirurgie der Bonner Uniklinik leitet. „Was das Risiko von Kopfverletzungen angeht, ähneln die Roller Fahrrädern“, sagt er und rät, einen Helm zu tragen. Zudem würden E-Scooter genauso wie Fahrräder von Lastwagen- und Autofahrern häufig nicht als vollwertige Verkehrsteilnehmer wahrgenommen und leicht übersehen. „Erschwerend kommt hinzu, dass manche Nutzer mit den E-Scootern fahren, wie sie wollen.“ Bislang habe es in der Uniklinik keine Patienten gegeben, die schwere Verletzungen nach einem Unfall davongetragen hätten. „Aber das droht natürlich.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort