Radfahrer übt Kritik Engpass in der Radstation am Bonner Bahnhof?

Bonn · Jochen Venter ist passionierter Radfahrer - und fährt oft auf zwei Rädern zum Einkaufen in die Bonner City. Das wird er künftig wohl nicht mehr tun, wenn sich in der Radstation am Bonner Hauptbahnhof nicht bald etwas ändert.

Der Fahrradfuhrpark von Jochen Venter ist beachtlich. Zu Hause in Endenich stehen verschiedene Modelle, die zwischen 800 und 4000 Euro gekostet haben. Insgesamt verfügt er über sieben unterschiedliche Räder, ein Lastenrad inklusive. „Darauf achte ich natürlich besonders gut“, sagt der Berufskraftfahrer.

Einfach so am Straßenrand abstellen und nur mit einem Schloss sichern würde er seine „Schätzchen“ niemals. „Daher habe ich mich gefreut, als die neue Caritas-Radstation hinter dem Bahnhof eröffnet wurde“, ergänzt er. Gerade seine Einkäufe in der Bonner City würde er gerne mit dem Rad erledigen. „Allerdings nur, wenn ich sicher sein kann, einen Tagesparkplatz in dem neuen Parkhaus zu bekommen. Darauf kann ich mich allerdings nicht verlassen“, ärgert er sich.

Denn seiner Meinung nach sei die Radstation „schon im Ansatz zu klein konzipiert worden.“ Diejenigen, die ihr Fahrrad nur für ein paar Stunden abstellen wollten, hätten das Nachsehen. „Ich war bisher zweimal dort und bin einmal abgewiesen worden. Das ist für mich ein Lotteriespiel, auf das ich mich nicht einlassen will.“

Keine neuen Dauerparkplätze

Richtig ist, dass die Caritas als Betreiberin der Radstation aufgrund der hohen Nachfrage derzeit keine weiteren Plätze für Monats- und Jahresparker vergibt. Das kommuniziert sie auch auf ihrer Internetseite. „Es gibt momentan keine neuen Dauerparkplätze, damit wir genügend Kapazität für Tagesparker haben“, erklärt Mechthild Greten, Sprecherin der Caritas. Auch die Mitarbeiter vor Ort hätten versichert, dass es in der Regel immer einige freie Plätze für Kurzparker gebe. Sie schließt allerdings nicht das, dass es während des Umzugs in den Neubau an der Quantiusstraße 31 Anfang Juli Engpässe geben haben kann, aber: „In der Regel gibt es immer freie Plätze“, versichert sie. Auf der Homepage der Radstation weist die Caritas zusätzlich darauf hin, dass „wir Tagesparkern nur nach vorhandenen Platzkapazitäten einen Stellplatz anbieten können.“

„Wenn ich mich nicht darauf verlassen kann, garantiert einen sicheren Abstellplatz für mein teures Fahrrad zu bekommen, dann werde ich auch nicht mehr zum Einkaufen in die Innenstadt fahren“, erklärt Venter. Dabei würde jeder, der mit dem Rad unterwegs ist, doch dazu beitragen, dass sich die momentanen Verkehrsprobleme in Bonn nicht noch verschärfen. „Aber die Voraussetzungen müssen stimmen.“

Das Konzept für die neue Radstation, so betont Markus Schmitz vom Presseamt, sei von der Stadt unter Beteiligung der Caritas entwickelt worden. „In dem Zusammenhang ist im Vorfeld auch eine intensive Zusammenarbeit mit der DB Station&Service notwendig gewesen, da die ursprünglich geplante Unterbringung der Radstation im Parkhaus nicht funktioniert hat. Die Erweiterung der Parkmöglichkeiten sowie der automatische Zugang zur neuen Radstation ist von der Stadt sowie mit Fördermitteln des Landes finanziert worden“, erklärt er.

Auch Reparaturen im Angebot

Insgesamt habe sich das Angebot an sicheren Abstellmöglichkeiten im Bonner Stadtgebiet in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht – und das in allen Stadtbezirken, so der Sprecher auf GA-Anfrage. Waren es 2010 noch 112 Einstellplätze so stieg die Zahl bis 2016 auf 224 an – allerdings verfügte Bonn 2013 über 366 Plätze und 2015 über 316. Zudem wurde 2016 ein „Bike&Ride-Konzept“ erstellt. „Jahr für Jahr werden weitere Abstellanlagen, die weitgehend überdacht sind, an den Bahnhöfen und entlang der Bahnlinien geplant und erstellt“, versichert Schmitz.

Erst vor wenigen Wochen ist die Caritas aus ihrem bisher genutzten Provisorium in den wenige Meter entfernten Neubau gezogen. Dort können insgesamt 550 Drahtesel abgestellt werden. Während der üblichen Öffnungszeiten ist das Kassenhäuschen am Eingang für Tagesbesucher besetzt. Dauerparker haben rund um die Uhr Zugang. Mit einer Chipkarte können sie jederzeit in das Gebäude sowie zu den Abstellplätzen, die durch Drehtüren gesichert sind.

Zum Angebot der Radstation gehören auch Reparatur und Codierung sowie die Vermietung von Leihrädern. Neben den fest angestellten Mitarbeitern bietet die Caritas dort 24 arbeitslosen Jugendlichen Qualifizierungsmaßnahmen sowie Vorbereitungsangebote für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt.

„Ich werde noch einmal versuchen, mein Rad dort unterzustellen“, meint Jochen Venter. Falls er dann allerdings keinen Platz bekommt, würde er seine Einkäufe in Zukunft nicht mehr in der City erledigen.

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