Ausstellung in der Bundeskunsthalle Eine kurze Geschichte der Menschheit

Bonn · Nach der Absage der Gurlitt-Schau präsentiert die Bundeskunsthalle ab Ende November 100 000 Jahre Kulturgeschichte, ein Parcours, der sich an dem Bestseller des Historikers Yuval Harari orientiert. Die Ausstellung war zuvor im Israel Museum in Jerusalem zu sehen.

Die Bundeskunsthalle wechselt die Perspektive, zumindest für die nächste Ausstellung: Anstelle des Falles Gurlitt, der die Hinterlassenschaften des in der NS-Zeit aktiven Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt und seines Erben Cornelius umfasst, gibt es eine Zeitreise durch 100 000 Jahre Kulturgeschichte. Statt sich politischem Megastress mit einer unklaren Forschungslage in Sachen Raubkunst und einer unsicheren Eigentumssituation der Gurlitt-Schätze auszusetzen, darf die Bundeskunsthalle mit der Ausstellung „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ nun in ruhigeren Gewässern treiben. Anfang April waren die Bundeskunsthalle, das Kunstmuseum Bern und die Auftraggeberin Monika Grütters, Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, zurückgerudert und hatten die für Ende November geplante Gurlitt-Doppelschau abgesagt.

Gerade jetzt hat die Bundeskunsthalle ein neues Projekt als Ersatz vorgestellt. Ein Ersatz, der der Bundeskunsthallengemeinde gefallen wird. Die Schau ist der Versuch, den Bestseller „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ des israelischen Historikers Yuval Harari in eine Ausstellung zu transponieren. Das Israel Museum in Jerusalem hat sich mit Exponaten aus der eigenen Sammlung drangewagt, präsentierte „A Brief History of Humankind from the Collections of The Israel Museum, Jerusalem” von Mai 2015 bis Januar 2016 und schickt die Schau erstmals nach Europa, wo sie exklusiv in Bonn gezeigt wird.

Die Zeitreise beginnt bei den ältesten bekannten Überresten einer Feuerstelle, zeigt erste Werkzeuge, Belege für eine Koexistenz von Homo Sapiens und Neandertaler. Frühe Schriftzeichen, erste Münzen stehen am Anfang eines kulturgeschichtlichen Wegs, der zur Gutenberg-Bibel und zum Originalmanuskript von Albert Einsteins Relativitätstheorie führt. Ein 36-köpfiges, Welt und Kulturen umspannendes Götter-Pantheon begegnet einem Panorama aktueller Kunst mit Werken von Miroslaw Balka und Mark Dion bis Douglas Gordon und Haim Steinbach.

Auch prominente Schätze des Israel Museums, eine Sammlung von Qumran-Schriften aus der Zeit von 250 vor bis 40 nach Christus, werden in Bonn zu sehen sein.

Der auf Hararis Bestseller basierende Parcours konzentriert sich auf drei Schwerpunkte: die kognitive Revolution, also die Entwicklung von Sprache und Kommunikation; die landwirtschaftliche Revolution als erster Schritt zur Sesshaftigkeit, die eine Grundlage für die Entstehung einer modernen Gesellschaft ist; schließlich die industrielle Revolution, die zu einer wissenschaftlichen Revolution führte und das moderne Leben erst möglich macht.

Hier wird das Ganze spannend. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ sagte Harari: „Es ist zum ersten Mal fast unmöglich zu sagen, wie die Welt in 30 Jahren aussehen wird... Die Welt wird komplett anders sein.“ Hararis Blick auf die Welt von Morgen ist wenig optimistisch angesichts einer industriellen Revolution, die Maschinen entwickelt, die nicht nur die physischen Aufgaben des Menschen übernehmen, sondern zusehends auch die kognitiven: „Wir erleben etwas völlig Neues, die Entkoppelung von Intelligenz und Bewusstsein.“

Man darf auf die Ausstellung gespannt sein und hoffen, dass auch der Universalhistoriker Harari den Weg nach Bonn findet.

Die Bundeskunsthalle zeigt „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ ab 22. November

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