200 Jahre Uni Bonn Eine Republik der Gelehrten

Bonn · Die Bonner Universität eröffnet ihr Jubiläumsjahr mit einer szenischen Lesung und einer Ausstellung. Karl Marx und Räuber Hotzenplotz mischten sich per Kurznachricht ein.

 Als kluge Geister auf der Bühne: (von links) Marcus Brien, Hendrik Richter, Johannes Kupfer, Nito Torres und Marcus Schinkel.

Als kluge Geister auf der Bühne: (von links) Marcus Brien, Hendrik Richter, Johannes Kupfer, Nito Torres und Marcus Schinkel.

Foto: Stefan Knopp

Das Jahr 2018 steht in Bonn ganz im Zeichen des 200-jährigen Bestehens der Universität. Wie aber zelebriert man das? Da waren sich die Kulturintendantin Anja Stadler und der Prorektor Klaus Sandmann beim Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten nicht einig: rückwärtsgewandt oder gegenwartsbezogen? Im Sinne des universitären Gemeinschaftsgedankens beschwor man deshalb am Donnerstag vier Geister aus alten Zeiten und konfrontierte diese mit einem modernen Studenten.

Da saßen also auf der Bühne des Hörsaals I der Literaturhistoriker August Wilhelm Schlegel, der in den Anfangsjahren in Bonn lehrte, und der Dichter Heinrich Heine, der während seiner zwei Jura-Semester in Bonn Schlegels Vorlesungen hörte. Außerdem dabei war Namensgeber Kaiser Friedrich Wilhelm III., der post mortem als Hausmeister durch die Uni schleicht, und Ludwig van Beethoven. Sie alle erwarteten von dem Studenten Johannes Silber nichts weniger, als dass der die Universität kauft. Denn andere kluge Geister hatten sie in ihrem Ansinnen, die Bonner Uni in die Hände der Gelehrtenrepublik zu geben, versehentlich bei eBay eingestellt.

Eine so verrückte szenische Lesung als Auftakt zum Jubiläumsjahr, das passt in eine Zeit, in der sich Rektor Michael Hoch als Räuber Hotzenplotz verkleidet für die Verleihung des Mäuseordens bedankt, und zum Geist, der inzwischen durch die Uni weht. Unter dem Titel „Sein oder nicht sein - das ist hier die Frage“ entspann sich ein fröhliches Philosophieren, Zitieren und Debattieren mit Nito Torres (Kaiser Friedrich Wilhelm), Marcus Brien (Schlegel), Hendrik Richter (Heine) und Johannes Kupfer (Silber).

Zwischendurch hörte man Variationen von Werken Beethovens, die Marcus Schinkel an Klavier und Synthesizer spielte. Auch andere Größen wie Karl Marx und Räuber Hotzenplotz mischten sich per Kurznachricht ein. Die Geschichte ging gut aus: Student Silber kaufte die Uni für rund 607 Euro. Und während die Gelehrten über die Möglichkeiten in einer Gelehrtenrepublik frohlockten, stellte der neue Besitzer die Maxime auf, mit der die Bonner Uni in die Zukunft gehen will: „Wir gemeinsam seit 200 Jahren.“

Im Universitätsmuseum im Hauptgebäude gibt es derweil einen Blick in die Vergangenheit des studentischen Lebens in Bonn zu sehen. Die am Freitag eröffnete Ausstellung „Stoßt an! Bonna lebe!“ zeigt die Entwicklung der Studentenverbindungen in Bonn von 1818 bis 1918, die bis 1848 verboten waren, den Aufstieg der Corps' und den Streit, den sie ausfochten, um die Rechte der Studenten zu vertreten. Bilder zeigen, wie das in handfeste Keilereien ausartete. Ein zweiter Konflikt zwischen den schlagenden und nicht schlagenden katholischen Verbindungen wird ebenfalls beleuchtet.

Auch behandelt die Ausstellung das Aufkommen der ersten Frauenverbindungen um 1900 und die Einführung einer Vertreterversammlung, in der alle Platz hatten. Präsentiert wird alles mit Dokumenten, aber auch mit einem Zeremonialdegen und einer „Pekesche“ der Verbindung Ascania. Die Ausstellung ist bis 22. April mittwochs bis sonntags zu sehen.

Mehr Infos zum Programm im Jubiläumsjahr auf www.200jahre.uni-bonn.de

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