Déus: Fast wie am ersten Schultag Drei Neue aus Bonn im Landtag

Bonn · Vor sechs Wochen waren die Landtagswahlen, an diesem Dienstag soll der neue Ministerpräsident gewählt werden. Der General-Anzeiger hat bei den vier Abgeordneten aus Bonn nachgefragt, wie es ihnen in der Zwischenzeit ergangen ist.

Von der Polizei in den Landtag: Christos Katzidis

Von der Polizei in den Landtag: Christos Katzidis

Foto: Rolf Kleinfeld

Kein Neuling im Landtag ist Joachim Stamp (FDP), und doch muss er den Sitz im Plenum räumen. Für ihn ist ein Platz in der Regierungsbank frei. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern des Landtags, dass er in einem neu zugeschnittenen Ministerium die Bereiche Integration, Kinder, Jugend und Familie verantworten wird.

Und nicht nur das: Auch das Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten scheint für den 47-Jährigen reserviert. Zuletzt hatte er im Untersuchungsausschuss zum Fall des islamistischen Attentäters Anis Amri der rot-grünen Landesregierung mehrfach heftig zugesetzt und zuvor im Zusammenhang mit Salafisten, Hooligans und nordafrikanischen Intensivtätern das eigene Profil geschärft. Wohl auch deshalb soll seinem Ministerium die Abteilung Ausländerrecht zugeschlagen werden, die bislang beim Innenminister lag.

Allen Erfolgen zum Trotz, so ist für Joachim Stamp mit dem Wahlerfolg auch ein Abschied verbunden: „Mein Ratsmandat in Bonn werde ich aufgrund einer gesetzlichen Soll-Bestimmung im Laufe des Jahres abgeben“, sagt er. Weiterhin aber wird ihm sein Wohnort politischen Anschauungsunterricht bieten. So gebe es in Form der Salafistenszene bekanntlich genügend Beispiele dafür, wie Integration nicht funktioniert. Zugleich aber werde er das Positive aus Bonn mitnehmen und den Kontakt zu kompetenten Gesprächspartnern pflegen, sagt Stamp – und nennt als Beispiel Jugendamtsleiter Udo Stein.

Guido Déus (CDU) ist erstmals für den Wahlkreis Bonn I in den Landtag eingezogen: „Ich konnte in meinem Wahlkreis nicht unbedingt davon ausgehen und brauchte etwas Zeit, das gute Ergebnis zu realisieren. Hier angekommen, war es fast wie am ersten Schul- oder Studientag. Es ist ein sehr spannender Neuanfang.“ Der Beueler Bezirksbürgermeister strotzt vor Tatendrang, wenngleich er sagt: „Ich lebe mich im Moment noch ein.“ Aktuell sei er noch viel mit organisatorischen Dingen beschäftigt – „bis zur Sommerpause ist das aber erledigt“.

Mit dem Koalitionsvertrag ist der gebürtige Kölner „höchst zufrieden“: „Ich war zwar nicht in der Spitze in den Verhandlungen dabei, aber in kleineren Runden haben wir besprochen, was für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis in den Vertrag muss. Unter anderem mit dem Bekenntnis zum Bonn-Berlin-Gesetz und dem 250. Geburtstag von Beethoven 2020 haben wir viel erreicht.“ Er selbst würde künftig gerne im Wirtschaftsbereich mitarbeiten. In den könnte er aufgrund seiner beruflichen Laufbahn als Sprecher der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Kompetenzen mitbringen. Sehr spannend sei natürlich auch der Bereich Kommunales: „Ich liebe mein kommunales Standbein und möchte das gerne mit meiner Arbeit im Landtag verknüpfen.“

Auch Franziska Müller-Rech (FDP) gehört dem Landtag an und hat klare Vorstellungen: „Ich würde mir wünschen, dass ich künftig in der Schulpolitik arbeiten kann. Aber auch im Digitalen und in arbeitsmarktpolitischen Fragen bringe ich Expertise mit.“ Die Verhandlungen des neuen Koalitionsvertrags hat sie nah miterlebt, war in den Arbeitsgruppen Schule und Kinder, Jugend und Familie beteiligt. „Das war eine tolle, spannende Zeit und für mich als neue Abgeordnete auch eine große Ehre“, so die 31-Jährige, die glücklich ist, „dass wir so viel Bonn im Koalitionsvertrag untergebracht haben“. Erste Reaktionen auf die geplante Politik von CDU und FDP hat sie aus der Bundesstadt schon erhalten: „Ein Vertreter des Tannenbusch-Gymnasiums hat bei mir angerufen und sich bedankt, dass die Schulen im Bezug auf G8 und G9 wieder mehr Freiheit haben.“

Für Christos Katzidis (CDU) waren die vergangenen Wochen vor allem von organisatorischen Dingen geprägt. Zum 31. Mai schied er aus dem Polizeidienst aus, seit dem 1. Juni ist er MdL. Sein Wahlkreisbüro könne er sich in Bad Godesberg vorstellen, sagt er. Als Landtagsabgeordnetem steht ihm natürlich ein Büro in Düsseldorf zu, das derzeit für ihn hergerichtet wird. Dort wird sich auch Christos Katzidis als Neumitglied im parlamentarischen Untersuchungsausschuss in die Aktenberge um den Amri-Skandal vertiefen können. „Ich hoffe, dass ich hier meine 26-jährige Erfahrung im Polizeidienst einbringen kann“, sagt Katzidis. Welchen Ausschüssen er überdies angehören wird, weiß er noch nicht. „Der Bereich Inneres würde mir zusagen“, sagt er und berichtet von „durchweg positiver Resonanz“, die er in Polizeikreisen für den Regierungswechsel erfahren habe. Nur in einem Punkt hadert Katzidis mit dem Wahlerfolg: „Mit der Bezeichnung 'Polizeibeamter a.D.' kommt man sich schon ziemlich alt vor.“

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