Restaurierte Turmuhr am Haus der Bildung Die Ziffernblätter schweben ein

Bonn · Als die 160 Kilogramm schweren Ziffernblätter am Haken des Schwerlastkrans hängen, geht alles schnell: Innerhalb weniger Minuten werden sie hoch zu den Giebeln des Hauses der Bildung am Mülheimer Platz gezogen.

Auf der Hebebühne nimmt Maschinenbautechniker Andreas Bluhm sie dann vorsichtig in Empfang, richtet sie mit der Hand aus und schiebt sie in die Halterungen. Seit gestern sind die beiden alten Turmuhren wieder in Betrieb. Die Montage zieht jede Menge Schaulustige an, die über die Größe der restaurierten Ziffernblätter staunen.

Denn die haben den beachtlichen Durchmesser von 2,23 Metern. Bei der Demontage im Mai vergangenen Jahres sahen sie noch ganz matt aus, heute glänzen sie in Bordeauxrot und Gold. Das dunkelgraue Innere ist auf den Farbton der Schiefer abgestimmt. "Heute nimmt man hochwertige Autolacke und Blattgold", verrät Dennie Leonhardt, der mit Bluhm bei der Firma Perrot in Calw arbeitet - ein Spezialist für Kirchturmuhren und Glockentechnik.

In der Werkstatt stellte sich in Abstimmung mit den Denkmalschützern schnell heraus, dass die geschätzt rund 100 Jahre alten Ziffernblätter - eine Stahlprofil-Winkelkonstruktion - restauriert werden konnten. Die Fachleute reinigten sie per Sandstrahl. "Die erhabenen Ziffern sind alle einzeln aufgeschraubt", sagt Bluhm. Auch das Herzstück der Anlage, das Uhrwerk, ist in den vergangenen Monaten auseinandergenommen und repariert worden. Es handelt sich dabei um ein gar nicht so altes, elektronisches Zeigerwerk, das die Uhren automatisch stellt. Das geht auch nach einem Stromausfall sowie beim Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit.

Anbringung der Turmuhren am Haus der Bildung
37 Bilder

Anbringung der Turmuhren am Haus der Bildung

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Niusha Khalafi filmt alles mit ihrem Handy mit. Ein Polizist gibt der Schülerin noch den Tipp, es am besten quer zu halten. "Jetzt hat das mit dem Haus der Bildung so lange gedauert, bis es offen war. Das ist ein Ereignis", sagt die 15-Jährige. Auch ihrer gleichaltrigen Freundin Karoline Schmitz gefällt das Gebäude richtig gut. Die beiden haben Glück, bei der Uhrmontage gestern Morgen dabei zu sein. Denn Latein ist gerade ausgefallen, der Lehrer krank. Ein kleines Kind ist auch ganz aufgeregt, als der Kran seine Last hochzieht.

Leonhardt ist es recht, dass die Arbeiten in Bonn über einen Hubsteiger erfolgen. Er kann sich nämlich noch gut an die eingerüstete Kirche erinnern, wo Diebe die goldenen Zeiger an der neuen Uhr gestohlen hatten. "Vor ein paar Tagen haben wir einen goldenen Wetterhahn auf einen Turm gesetzt." Auch dort gab es ein Gerüst. "Das ist aber noch einmal gut gegangen", sagt der Elektriker. Sein Job am Haus der Bildung ist der Anschluss der Uhr. Die Motoren, also Zeigerwerke, werden von innen angebracht. Nach außen kommen durch ein Loch nur die Wellen heraus, an die Stunden- und Minutenzeiger befestigt werden. Leonhardt klemmt vier Leitungen an. Fertig.

Firmenchef Christoph Perrot schwärmte jüngst von der Uhr und ihren Ziffernblättern: "Das sind wirklich zwei ganz besonders schöne Stücke. Sie haben einen einmaligen Schwung und passen hervorragend zum Gebäude." Die Firma hat auch die Uhr im Alten Rathaus überholt. Die Sanierung am Bottlerplatz hat nach Auskunft der Stadt 19.000 Euro gekostet.

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