Besondere Unterrichtsstunde Die Höhner zu Gast im Gymnasium in Ückesdorf

Ückesdorf · Sänger Henning Krautmacher und Bassist Hannes Schöner diskutieren mit Carl-von-Ossietzky-Gymnasiasten über Integration und die kölsche Seele. Am Ende singen alle mit den Kölnern "Viva Colonia".

 Über ihre Lieder sprechen Hannes Schöner (l.) und Henning Krautmacher mit den Schülern und Lehrer Dennis Fabian (r.).

Über ihre Lieder sprechen Hannes Schöner (l.) und Henning Krautmacher mit den Schülern und Lehrer Dennis Fabian (r.).

Foto: Benjamin Westhoff

Muss „Viva Colonia“ von den Höhnern womöglich umgetextet werden? Denn in dem Lied von 2003 ist von „multikulinarisch und multikulturell“ die Rede. Die Frage ist rein hypothetisch, aber im Schulunterricht darf schon mal darüber ernsthaft diskutiert werden. Und zwar mit zwei echten Höhnern.

Deren „Frontschnäuzer“ Henning Krautmacher und Bassist Hannes Schöner traten am Dienstagnachmittag dank privater Kontakte als Überraschungsgäste im Carl-von-Ossietzky-Gymnasium auf. Sie ließen sich von den Abiturienten des Pädagogik Grund- und Leistungskurses und deren Lehrer Dennis Fabian erklären, warum die besagte Liedzeile irgendwie der Realität hinterherhinkt. Denn heute benutzen Experten mehr die Begriffe interkulturell und transkulturell, weil sie ein besseres Bild der Situation liefern. Aber schwupps, da waren Krautmacher und Schöner schon mitten im Thema und konnten über Migration und Integration erzählen, und wie sie das alles so sehen. Aber von da aus ist es zum Karneval und zum Komponieren kölscher Lieder nicht mehr weit.

"Köln war schon immer multikulturell"

„Karneval ist ein riesiges Integrationsforum“, erklärte Schöner den Schülern. In Köln sowieso, weil schon der Dom von Menschen aller Nationen gebaut worden ist. „Köln war schon immer multikulturell, sonst hätte das Zusammenleben in dieser Stadt nicht funktioniert“, so Schöner. Früher waren es italienische Gastarbeiter, heute Türken, die bei Ford arbeiten oder eine Dönerbude betreiben. Aber bei aller Integration – Unterschiede zwischen Menschen seien wichtig, und es gelte natürlich der rheinische Grundsatz „Jeder Jeck ist anders“.

Und wie die kölsche Seele, so das Liedgut. Eine Schülerin wusste gar nicht, dass viele Songs „richtigen Inhalt“ haben, sagte sie. Die Texte wie in „Minsche wie mir“ oder im „Pizza-Lied“ handelten vom Zusammenleben aller Menschen in Köln, erklärte Krautmacher. „Kumm loss mer fiere“ sei zum Golfkrieg entstanden und trage die Botschaft, dass man trotz Krisen nicht den Kopf in den Sand stecken und lamentieren solle.

Eine Syrerin berichtet über ihre Karnevalserlebnisse

Die Botschaft der Höhner: Respekt und Toleranz. Und Offenheit zu anderen. Und das nicht nur in der fünften Jahreszeit. Dass der Sitzungskarneval das Gros der Migranten und Flüchtlinge nicht erreicht, macht nichts. „Es gibt ja auch genügend Karnevalsflüchtlinge, das muss auch okay sein“, so Krautmacher und Schöner.

Ganz genau hin hörten die beiden Höhner, als Jasmin (16) aus Syrien berichtete, wie sie vor zwei Jahren bei ihrer Ankunft Karneval und Integration erlebte. Nicht mit Sitzungen, Kamelle oder Musik, sondern sie wurde gepackt durch das Lachen und die Fröhlichkeit auf den Straßen, sagte sie. Die Höhner kannte sie übrigens nicht, bevor Krautmacher und Schöner durch die Klassentüre traten, räumte sie ein. Am Ende sangen alle zusammen „Viva Colonia“. Und Krautmacher und Schöner mussten die hypothetische Frage nach Änderung der Liedzeile ablehnen. „Wir bleiben lieber bei der Alliteration multikulinarisch – multikulturell. Das klingt besser.“

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