Deutsch-brasilianische Freundschaft Der Bonner Rainer Abels trifft „Erica, Brasil“

Bonn/Paris · Wer war der deutsche Fußballfan, der einer Brasilianerin nach dem WM-Halbfinale die Tränen getrocknet hat? Das Foto von Erica Tartaruga und dem fürsorglichen Mann mit der schwarz-rot-goldenen Karnevalsmütze ging nach dem 7:1-Sieg der Deutschen über Brasilien bei der WM vor zwei Jahren um die Welt.

 Rainer Abels und Erica Tartaruga bei der WM 2014 in Brasilien.

Rainer Abels und Erica Tartaruga bei der WM 2014 in Brasilien.

Foto: AFP

Die Identität des Mannes ist längst gelüftet: Es handelt sich um den Bonner Ex-Prinz Rainer Abels. Und der ist jetzt bis zum Finale bei der EM in Frankreich dabei und hat auch die Brasilianerin wiedergesehen.

Rückblende: Vor dem WM-Spiel am 8. Juli 2014 hatte Abels vier Kölner kennengelernt. Die Gruppe besorgte sich Karten, fanden sich auf einmal als einzige Deutsche im brasilianischen Fanblock wieder. 5:0 stand es zur Halbzeit. „Die Brasilianer um uns herum waren alle am Heulen“, erinnert sich Abels. Sie seien alle mit ihren Familien dort gewesen.

Dann wollte Erica, Richterin aus Sao Paulo, ein Foto haben. „Doch in ihrem Handy war der Akku leer.“ Da zückte Abels sein Smartphone und schoss selbst eins. Er wollte es ihr schicken, speicherte ihre Nummer unter „Erica, Brasil“.

Den Moment, als Abels ihr mit seinem Deutschlandschal die Tränchen trocknete, fing auch ein Mann mit einer Riesenkamera ein. „Ich dachte, das kommt jetzt auf die Stadionleinwand“, sagt Abels. So war es aber nicht.

Das Foto ging stattdessen über Agenturen um die Welt, war im Fernsehen, Zeitungen und Magazinen zu sehen. Erica Tartaruga hatte alles gesammelt, bei der BBC, in der Newsweek und auch Links im Internet. Doch der deutsche Fan meldete sich nicht. Nicht mal seinen Namen wusste sie und musste so auch alle ihre Freunde vertrösten. „Nach zwei, drei Wochen hatte ich das Foto gefunden“, erinnert sich Abels und kontaktierte „Erica, Brasil“.

Die Tochter des 54-Jährigen hat nun kürzlich über Facebook erfahren, dass Tartaruga mit ihrem Freund auf Europareise war. Vor wenigen Tagen trafen sich dann die 39- und der 54-Jährige im DFB-Fancamp in Paris. Es wurde gegrillt. „Wir verstehen uns gut“, sagt Abels. Es sei vor zwei Jahren in den Rängen schon sehr emotional gewesen, woraus eine Freundschaft entstand. „Das Foto ist ein schönes Andenken.“

Rainer Abels hat bei der EM jedes Deutschlandspiel gesehen, auch ein paar andere. Zunächst waren immer mal ein paar Freunde dabei. „Jetzt bin ich allein unterwegs.“ Und zwar zum Viertelfinale in Bordeaux. „Ich habe mir extra für die Tour einen 30 Jahre alten Camper gekauft und ihn Schwarz-Rot-Gold beklebt.“ Auf das Gefährt ist auch das ARD-Morgenmagazin aufmerksam geworden.

Bis Samstag macht der Bonner, der sich nach dem Verkauf von Abels Früchte Welt im Januar eine Auszeit gönnt und für seine Frau und die drei Töchter da sein möchte, erst einmal eine Fußballpause. Er will sich ein wenig der Kultur und den Bordeaux-Weinen widmen.

In Frankreich bleibt er bis zum Finale, für das er sich eine Karte kaufen will. Für das Endspiel hofft er auf die Begegnung Deutschland gegen Frankreich und tippt auf 5:4 nach Elfmeterschießen. Nach dem Sieg „möchte ich mit dem Camper die Champs-Élysées rauf- und runterfahren und einmal rund um den Triumphbogen. Dann ab nach Deutschland.“ Davon schickt er bestimmt auch noch ein Foto an „Erica, Brasil“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort