Bonner Chronik: 1958 Das Jahr der Technik: Bier aus Automaten

Bonn · Manche Zeitgenossen meinen ja, dass 1958 ein ganz besonderes Jahr gewesen sein soll. Nicht nur wegen des Geburtsjahrs von Popgrößen wie Prince, Madonna oder Michael Jackson. Bonn beginnt sich technisch aufzurüsten...

Kühles Bier aus dem Automaten gibt es ab Ende August 1958 in der Bonner Nordstadt.

Kühles Bier aus dem Automaten gibt es ab Ende August 1958 in der Bonner Nordstadt.

Foto: GA

Ein kühles Bier aus dem Automaten gibt es ab Ende August 1958 in der Bonner Nordstadt: Eine Mark eingeworfen und ein bisschen an einem Knopf gedreht, schon rollt klirrend eine Flasche in die Bedienungsöffnung. Das Wechselgeld liegt bei, und ein Zettel versichert, dass es sich um eine Pfandflasche handelt. Das Bier hat eine der Witterung angepasste Temperatur: Die Klimaanlage kühlt im Sommer und heizt im Winter die 103 Flaschen im Bauch des Automaten.

Roboter klopft Teppiche: Auf 56.000 Schläge in der Minute bringt es die Teppich-Klopfmaschine, die Ende August 1958 mit großem Erfolg durch Bonn reist. Unter der Überschrift „Roboterwalze ersetzt Männerkraft“ berichtet der GA darüber, wie der Roboter in die „hauswirtschaftliche Zwangsdomäne“ des Mannes eindringt und ihn überflüssig macht: „Die Teppich-Klopf-Saug- und Bürstmaschine ist der männlichen Muskelkraft auf geradezu peinliche Weise überlegen.“ Die Maschine gleiche in der Struktur einer Heißmangel: Der Teppich gleitet auf der einen Seite schmutzig in die Rolle hinein und kommt auf der anderen sauber geklopft, gesaugt und gebürstet heraus. Der Staub verschwindet in einem Sack und bleibt in der Maschine. Fertig.

Führerscheinzwang: Der Technische Überwachungsvereins (Tüv) in Köln rechnet mit einem Führerscheinzwang für Mopedfahrer. Das sagt der Leiter der Kraftfahrzeugabteilung, Dr. Schmachtenberg, in einem GA-Interview Ende August 1958. Ein Moped sei gerade für jene attraktiv, die zum wiederholten Male die Auto-Führerscheinprüfung nicht bestanden haben. „Streng genommen ist es unmöglich, so einen Menschen auf den Straßenverkehr loszulassen“, sagt er. Hinzu komme die Neigung mancher Fahrer, ihr Moped zu „trimmen“, um die zugelassene Höchstgeschwindigkeit von 40 Stundenkilometern zu überschreiten. Die Frage für Schmachtenberg ist, wie so eine Prüfung aussehen und was sie kosten könnte. „Das Moped ist ein soziales Problem, und es gäbe eine Volkserhebung, wenn wir die Mopedfahrer finanziell zu stark belasten würden.“ Bundesweit gibt es schon 2,5 Millionen Mopeds.

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