"100 Köpfe - Wir sind Bonn" Carolin Nettekoven: Mariechen mit reizendem Lächeln

Bonn · Schon als Fünfjährige stand sie erstmals als Tanzmariechen auf einer Bühne. Was damals als Mädchentraum begann, hat heute längst Profiqualität erreicht. Die 19-jährige Carolin Nettekoven hat als Solotänzerin und mit der Garde schon viele Titel gewonnen.

 Solomariechen Caroline Nettekoven

Solomariechen Caroline Nettekoven

Foto: Barbara Frommann

Carolin Nettekoven ist in ihrem Element: Körperspannung aufbauen, eine Hand in die Hüfte stemmen und mit einem strahlenden Lächeln geht es auf die Bühne. „Das ist für mich die schönste Zeit im Jahr“, sagt die 19-Jährige strahlend nach ihrem Auftritt im Festzelt auf dem Münsterplatz.

Als Fünfjährige stand sie erstmals als Tanzmariechen auf einer Bühne. Was damals als Mädchentraum begann, hat heute längst Profiqualität erreicht. Denn am Ende einer Session hat sie nicht nur jede Menge Orden und „Strüßje“ zu Hause. Mittlerweile hat sie bei hochkarätigen Wettbewerben so viele Titel und Auszeichnungen geholt, dass sie diese kaum noch alle aufzählen kann: Sie ist neunfache Deutsche Meisterin mit der Garde, Deutsche Vizemeisterin bei den Solomariechen, Hessenmeisterin, Vize-NRW-Meisterin, Vize-Rheinlandmeisterin und, und, und. Ein Leben ohne das Tanzen kann sie sich überhaupt nicht vorstellen. „Nein, an so etwas will ich gar nicht denken“, winkt sie schnell ab.

Der Erfolg hat seinen Preis. Mindestens fünfmal in der Woche geht sie zum Training. „Und das nicht nur kurz vor Sessionsbeginn, sondern während des ganzen Jahres“, schildert sie. Vor einigen Monaten ist sie von Endenich nach Sankt Augustin gezogen. Während sie früher bei der KG Sternschnuppen in der ersten Reihe stand, trägt sie seit fünf Jahren die fesche Uniform der Altenrather Sandhasen. „Ich wollte weiterkommen. Deshalb habe ich mich dem Corps angeschlossen. Ich bekomme dort eine sehr intensive, individuelle Förderung.“ Für Nettekoven ist das Tanzen längst kein reines Freizeitvergnügen mehr. „Das ist wirklich Leistungssport. Ich muss genauso hart trainieren wie andere Spitzensportler.“ Allein fünf Paar spezieller Tanzsportschuhe verschleißt sie in nur einem Jahr.

Ein aufgesetztes Grinsen ist nicht gefragt

Als Mariechen muss sie nicht nur fit sein. Bei den Wertungsrichtern zählen auch Gelenkigkeit und Beweglichkeit. „Haltung und Ausstrahlung sind ebenso wichtig.“ Und natürlich das Lächeln. „Kein aufgesetztes Grinsen. Das Publikum soll sehen, dass wir wirklich Spaß an dem haben, was wir tun.“ Und den hat sie, wenn sie das Kommando hört: „Marieche, danz!“

Derzeit macht die 19-Jährige eine Ausbildung zur Physiotherapeutin. „Deshalb muss ich meinen Trainingsplan an meine Arbeitszeiten anpassen. Bis jetzt hat das gut funktioniert.“ Für sie gibt auch nur zwei Gründe, die Tanzschuhe an den Nagel zu hängen. „Wenn ich gesundheitlich Probleme hätte oder mein Hobby nicht mehr mit meinem Beruf vereinbaren könnte. Aber ich hoffe, dass diese beiden Fälle niemals eintreten.“ In den Wochen bis Aschermittwoch stehen viele Termine und Auftritte in ihrem Kalender. Doch einen Abend nimmt sie sich frei, um mit Freundinnen Karneval zu feiern. Und was trägt ein Mariechen privat an den tollen Tagen? „Natürlich etwas in Rut und Wiess. Oder ein FC-Trikot. Ich bin ein echter Fußballfan.“

Am Aschermittwoch ist für sie längst nicht alles vorbei: Dann beginnen auch schon die Vorbereitungen für die nächste Session. Und natürlich für die Wettbewerbe, die außerhalb der Karnevalszeit ausgetragen werden. Ein Ziel verliert Carolin Nettekoven nicht aus den Augen. „Ich will auch als Solomariechen Deutsche Meisterin werden.“ Extrapunkte für ihr reizendes Lächeln hätte sie verdient.

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