Kolumne "ausgecopelt" Bonner zeigen während Klimakonferenz rheinische Gelassenheit

Bonn · Durch die Klimakonferenz steht Bonn derzeit im weltweiten Fokus. Mitunter fühlen sich die Gäste in ihren Schlafquartieren regelrecht heimisch. Eine Kolumne von Wolfgang Kaes.

Fast fühlt man sich an alte Hauptstadtzeiten erinnert: In Bonn wird große Politik gemacht, die „Tagesschau“ trägt den Namen der Stadt in Deutschlands Wohnstuben – aber das Alltagsleben der Bonner läuft geschmeidig weiter, mit jener stoischen Gelassenheit, die sich der Rheinländer vermutlich vom Rhein abgeguckt hat. 5000 Demonstrationsteilnehmer am Wochenende? Da müssten schon mehr als 300 000 wie in den 1980er Jahren kommen, ehe die Bonner sich einen Kopf machen, wie sie am Demonstrationstag von A nach B gelangen.

Nur in einer Hinsicht stößt Bonn an natürliche Grenzen, wenn mehr als 20 000 Menschen aus aller Welt auf einen Schlag die Stadt besuchen: Hotelbetten sind knapp. Rund 400 Familien reagierten spontan auf den Appell des Bonner Oberbürgermeisters und stellten für die Dauer der Konferenz bis zum 17. November mehr als 600 private Schlafplätze zur Verfügung.

Und zum Glück gibt's ja noch die gastfreundlichen rheinischen Nachbarstädte. Selbst im 20 Kilometer entfernten Remagen ist Cop23 physisch erfahrbar. Patricia Colonia Fitzcarrald und ihr Mann Thorsten Wernscheidt, die Betreiber des Rheinhotels Anker an der Promenade, beherbergen derzeit ein Dutzend Konferenzteilnehmer aus Nordafrika und Lateinamerika.

Gefühl wie zu Hause

Vor allem die Teilnehmerin aus Peru fühlt sich wie zu Hause, schließlich stammt auch die Hoteliersfrau aus Peru, und der deutsche Gatte wie auch die drei kleinen Kinder sprechen fließend Spanisch. Dass man von der Rheinpromenade zu Fuß nur fünf Minuten bis zum Bahnhof braucht und von dort mit dem Zug nur 14 Minuten bis zum UN-Campus, wissen auch jene Konferenzteilnehmer zu schätzen, die in Remagen ein schwimmendes Quartier bezogen haben. Am KD-Anleger ist für Cop23 die „Emerald Sky“ fest vertäut.

Das 135 Meter lange Flusskreuzfahrtschiff bietet Platz für 182 müde Häupter. Dass die Reederei auf Zypern sitzt, am Heck die Flagge Maltas flattert und auf die Tour dem deutschen Fiskus eine Menge Steuern entgehen, darüber regen wir Rheinländer uns erst wieder nach dem 17. November auf.

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