100-Meter-Turm Bonner Politik uneinig über Hochhauspläne in Beuel

Beuel · Die Pläne von Investor Ewald Hohr, am Bonner Bogen ein 100 Meter hohes Bürohochhaus mit einem Kindergarten zu bauen, stoßen auf ein geteiltes Echo in den Reihen der Bonner Kommunalpolitik.

Während die Jamaika-Koalition das Projekt zumindest „für interessant“ hält, stößt es bei weiten Teilen der Opposition auf große Skepsis. Durch die Bank weg fehlen den politischen Entscheidern zum jetzigen Zeitpunkt Details, um die Vorschläge Hohrs objektiv bewerten zu können.

Klar gegen einen zusätzlichen Baukomplex im Beueler Süden positionieren sich SPD und Bürger Bund Bonn (BBB). Die beiden Fraktionen haben unter anderem rechtliche Bedenken, weil Hohr eine Art Tauschgeschäft vorschlägt. Der Kölner Investor will, wie berichtet, auf die teure Altlastensanierung seines im Bau befindlichen Projekts Rhein-Palais – ebenfalls am Bonner Bogen – verzichten. Dadurch würde die Stadt nach einem von Hohr in Auftrag gegebenen Gutachten knapp zwölf Millionen Euro sparen. Die Übernahme dieser Kosten hatte er beim Grundstückskauf mit der Stadt vereinbart. Die Stadt prüft das Gutachten derzeit.

Stattdessen würde Hohr die fehlenden zweiten und dritten Bauabschnitte des Rhein-Palais' auf Stelzen planen, damit könne dann auf die Altlastenbeseitigung verzichtet werden. Im Untergrund der ehemaligen Zementfabrik liegt eine Müllkippe. Im Gegenzug soll die Stadt Bonn ihm dann ein 10 000 Quadratmeter großes Grundstück an der Ecke Carl-Duwe-Straße/Joseph-Schumpeter-Allee für das Hochhaus überlassen.

Dazu sagte am Donnerstag der SPD-Ratsherr Dieter Schaper dem GA: „Eine solche Verquickung von Schadensersatzforderungen und einem Hochhausneubau kann man aus unserer Sicht nicht machen.“ Zudem verstelle das Hochhaus mit seinen angedachten 25 Stockwerken die Sicht auf das Siebengebirge. Für eine abschließende Einschätzung, ob dieser Handel denkbar wäre, ist es aus Sicht der Linken zu früh. „In dieser Angelegenheit muss der Anspruch der Stadt Bonn, souverän und ohne Druck von Investoren über die Stadtentwicklung zu entscheiden, mit dem Gebot abgewogen werden, Schäden für die Stadt durch mögliche hohe Kosten abzuwenden“, sagte Linken-Fraktionschef Michael Faber.

Ratsherr Marcel Schmitt (BBB) äußerte sich mit folgenden Worten: „Der vom Investor beabsichtigte Turm würde die Sichtbeziehung zum Siebengebirge und die preisgekrönte Architektur des Kameha Grand Bonn erheblich beeinträchtigen. Wir lehnen ein im Hinterzimmer eingefädeltes Grundstücks-Kopplungsgeschäft ,Baurecht gegen Geld' als unzulässig ab.“ Zudem gebe es Planungsrecht auf dem Areal, auf dem vor Jahren mal ein Kindergarten geplant war.

Diesbezüglich erläuterte Stadtsprecherin Monika Hörig: „Für das Hochhausprojekt müsste ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden, damit es genehmigungsfähig wäre.“ Für das Gebiet gebe es zwar einen rechtskräftigen Bebauungsplan, der aber nur maximal 20 Meter Höhe vorsehe. Eine Bauvoranfrage könne ohne Planänderung nicht genehmigt werden. Hörig betonte auf Nachfrage zur Vermischung des laufenden Bauprojekts mit der Idee eines neuen Hochhauses: „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“

Gutachten muss abgewartet werden

Positiv sieht das Projekt die CDU. Ihr Fraktionsgeschäftsführer Horst Gehrmann sagte, „hier handelt es sich sicher um einen interessanten Gedanken, zumal schon in früheren Jahren über einen Solitär an dieser Stelle diskutiert wurde“. Er glaubt auch nicht, dass der Turm die Sicht auf das Siebengebirge verstellen würde. „Wir stehen Hochhaus-Projekten als Landmarken grundsätzlich offen gegenüber“, erklärte Frank Thomas (FDP). „Zu den finanziellen Fragen liegen noch nicht genügend Informationen vor.“

Hartwig Lohmeyer, planungspolitischer Sprecher der Grünen, spricht ebenfalls von einem „interessanten Projekt“. Offene Fragen zur rechtlichen Bewertung und zur Verträglichkeit eines Hochhauses an dem genannten Standort müssten aber zuvor geklärt werden. Die Sozialliberalen sehen eine Chance, den Wirtschaftsstandort zu stärken. „Bevor Fakten geschaffen werden, sollte das Ergebnis des von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachtens bezüglich der Altlastenbeseitigung abgewartet werden“, findet Sebastian Kelm. Die Allianz für Bonn (AfB) plädiert laut Hans Friedrich Rosendahl „für eine ernsthafte Prüfung“.

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