Tierversuche im Jahr 2018 Bonner Forscher experimentieren an 60.000 Tieren

Bonn · Allein in Bonner Forschungseinrichtungen und Laboren haben Wissenschaftler im vergangenen Jahr an knapp 60.000 Tieren experimentiert. Die Stadt hat bei Kontrollen 24 Verstöße festgestellt.

 Ein geschlossener Behälter mit Mäusen steht in einem Labor des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) vor einer Mitarbeiterin auf einem Tisch.

Ein geschlossener Behälter mit Mäusen steht in einem Labor des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) vor einer Mitarbeiterin auf einem Tisch.

Foto: picture alliance/dpa/Uwe Anspach

Mehr als 2,5 Millionen Tiere werden nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums im Jahr deutschlandweit für Tierversuche eingesetzt. Allein in Bonner Forschungseinrichtungen und Laboren experimentierten Wissenschaftler im vergangenen Jahr an knapp 60.000 Tieren, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Die Bandbreite reicht von der medizinischen Grundlagenforschung zur Vorbeugung, zum Erkennen und zur Behandlung von Krankheiten etwa in den Neurowissenschaften über die Chirurgie bis hin zur Verbesserung der Haltungsbedingungen in der Landwirtschaft.

Die Stadt ist als Kreisordnungsbehörde für die Überwachung aller gesetzlichen Bestimmungen zuständig. Allerdings seien in der Vergangenheit auf diesem Gebiet zu wenig Kontrollen durchgeführt worden, moniert die Linksfraktion im Stadtrat. Zwar haben die beiden amtlichen Tierärztinnen 2018 teils unangemeldete Prüfungen durchgeführt, unter dem Strich sind es nach Auffassung der Linken jedoch zu wenig. „Aus unserer Sicht ist die Zahl der Kontrollen noch immer nicht ausreichend“, beklagt der Fraktionsvorsitzende Michael Faber.

Meist setzen die Forscher Mäuse und Ratten, vereinzelt auch Nutztiere wie Schweine und Schafe ein. „Daran wird sich so schnell nichts ändern“, ist Andreas Archut, Sprecher der Bonner Universität, überzeugt. „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Perspektive für einen kompletten Verzicht. Die Suche nach Alternativmethoden geht kontinuierlich weiter.“

Grundsätzlich sind alle Tierversuche genehmigungspflichtig. Von dieser Pflicht ausgenommen sind Tierversuche, die gesetzlich gefordert werden oder diagnostischen oder Lehrzwecken dienen. Diese Tierversuche sind nur anzeigepflichtig. Während in Bonn 2016 exakt 65 Anträge für Versuchsreihen gestellt wurden, waren es 2017 78 und im vergangenen Jahr 70. Die Zahl der eingesetzten Tiere ging in diesem Zeitraum allerdings zurück: Nach Angaben der Stadt waren es 66.966 (2016), 57.261 (2017) sowie 58.589 in 2018.

In den letzten beiden Jahren wurden neben Kleintieren auch Schweine und Schafe eingesetzt. Allerdings nicht zur medizinischen Forschung. „Generell werden weniger Versuche mit Großtieren durchgeführt. Es wurde aber eine neue Studienreihe mit Schafen begonnen, um die landwirtschaftliche Nutzung im Hinblick auf eine Verbesserung des Tierwohls zu untersuchen. Im Bereich Schweine gehen die Versuche aufgrund veränderter Forschungsansätze zurück“, erklärt Archut. „Die Bedingungen für Tierversuche sind an der Bonner Uni auf hohem Niveau. Es macht keinem Wissenschaftler Spaß, Experimente an Tieren durchzuführen. Derzeit gibt es jedoch keine Alternative“, so der Unisprecher.

Die beiden Amtstierärztinnen haben im vergangenen Jahr wesentlich häufiger Versuchskontrollen durchgeführt. Nachdem es 2016 keine gab, waren sie 2017 genau 19 Mal vor Ort, im vergangenen Jahr 57 Mal. Dabei haben sie elf Verstöße (2017) beziehungsweise 24 (2018) festgestellt. „Bei den festgestellten Verstößen handelte es sich überwiegend um Fehler in der Dokumentation“, erklärt die Stadtverwaltung. Die teils unangekündigten Kontrollen fanden in den Einrichtungen der Universität, der Uniklinik sowie der Forschungszentren DZNE und Caesar statt.

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