Umstieg auf Bus und Bahn Bonn will als Modellstadt künftig sauber fahren

Bonn/Berlin · Bonn will deutlich mehr Autofahrer zum Umstieg auf Bus und Bahn überzeugen. Die Bundesregierung fördert den Umbau beim Nahverkehr in fünf Modellstädten mit 130 Millionen Euro.

Die Stadt Bonn will bis 2020 mit knapp 40 Millionen Euro ihren öffentlichen Personennahverkehr so attraktiv machen, dass deutlich mehr Autofahrer als heute auf Busse und Bahnen umsteigen und der EU-weite Grenzwert für Stickstoffdioxid deutlich unterschritten wird. Wie Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan bei der Vorstellung von Modellprojekten aus fünf deutschen Städten zur Luftreinhaltung am Dienstag in Berlin sagte, will die Bundesstadt unter anderem mit einem 365-Euro-Klimaticket für das ganze Jahr Bahnen und Busse als umweltschonende Alternative zum Auto bewerben. Zudem soll es für Unternehmen in Bonn einfacher werden, ihren Mitarbeitern Jobtickets anzubieten.

Bonn zählt neben Essen, Mannheim, Reutlingen und Herrenberg zu jenen fünf deutschen Modellstädten, deren Umbau beim ÖPNV der Bund für 2019 und 2020 mit insgesamt 130 Millionen Euro fördert. Alle fünf Städte wollen ihre Preise deutlich senken und das Angebot bei Bussen und Bahnen ausbauen. Bonn bekommt dabei mit 39,65 Millionen Euro mit Abstand den größten Anteil. Davon kommen 37,67 Millionen Euro (95 Prozent) vom Bund. Nach Essen gehen 21,22 Millionen für den Umbau ihres Nahverkehrs. Das Geld kommt aus einem Sofortprogramm für saubere Luft als Reaktion auf nicht eingehaltene Stickdioxid-Grenzewerte in vielen deutschen Städte in Folge des Diesel-Skandals.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) betonten bei der Vorstellung der Verkehrsprojekte in den fünf Modellstädten, man wolle Fahrverbote möglichst vermeiden. Auch Sridharan und seine vier Bürgermeister-Kollegen wandten sich gegen Diesel-Fahrverbote. Allerdings forderten sowohl Schulze wie auch Sridharan, unterstützt von Essener OB Thomas Kufen und Reutlingens Bürgermeisterin Ulrike Hotz, einen „deutlichen Beitrag“ der Autoindustrie – neben einem Software-Update auch eine Hardware-Nachrüstung. Scheuer ist ebenso wie die Autoindustrie gegen eine Hardware-Nachrüstung auf Kosten der Hersteller.

Umweltministerin Schulze verwies darauf, dass noch im vergangenen Jahr 65 deutsche Städte den EU-weit gültigen EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid nicht eingehalten hätten. Sie fürchte, die jetzt eingeleiteten Maßnahmen würden „am Ende des Tages nicht reichen“. Scheuer und Schulze sollen sich bis Ende September auf einen Kompromiss einigen.

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