Sauberkeitsoffensive in der City Bonn verhängt erste Bußgelder gegen Müllsünder

Bonn · Die Stadt zieht nach dem Start ihrer Sauberkeitsoffensive eine erste positive Bilanz. Das Ordnungsamt erhält viel Zustimmung aus der Bevölkerung.

Eine Situation, wie sie nahezu täglich zu beobachten ist: Drei junge Männer sitzen in der City an einem Brunnen und essen einen Döner. Als sie fertig sind, lassen sie die fettige Verpackung einfach liegen. Wäre jetzt ein Mitarbeiter des Stadtordnungsamtes in der Nähe, hätte er ihnen die Gelbe Karte gezeigt und sie ermahnt, den Müll aufzuheben und zu entsorgen. Andernfalls hätte jeder 35 Euro Strafe zahlen müssen.

Seit Beginn der Sauberkeitsoffensive in Bonn Anfang Februar haben die städtischen Mitarbeiter insgesamt 15 Mal solche Müllsünder zur Kasse bitten müssen. In 220 Fällen sind die Ertappten einsichtig gewesen und haben ihren Müll nach einer Ermahnung ordnungsgemäß entsorgt. Unterm Strich zieht die Stadt wenige Wochen nach Start dieser Offensive eine erste positive Bilanz.

Die Gelbe Karte, so erklärte am Donnerstag der Abteilungsleiter des Ordnungsamts Karsten Sperling, diene vor allem dazu, die Bürger für das Thema Sauberkeit zu sensibilisieren. Auf der Gelben Karte sind die Verwarnungsgelder aufgelistet, die bei einer Ordnungswidrigkeit im Zusammenhang mit Müll gezahlt werden müssen. „Die Leute wundern sich immer, dass man für einen weggeworfenen Kaugummi 50 Euro zahlen muss, für eine Zigarettenkippe dagegen die Hälfte“, sagte Streifendienstleiter Sascha Zink. „Aber sind Sie schon einmal in einen Kaugummi hineingetreten?“ Zudem sei es auch deutlich schwieriger, die Kaugummis wieder vom Boden zu entfernen, ergänzte Sperling. Dazu testet Bonnorange zurzeit verschiedene Spezialgeräte.

„Dann ist das die 20.001ste Kippe“

Und wie ist die Erfahrung der Ordnungsdienste im Umgang mit Müllsündern und den neuen Verwarngeldern? „Wir erhalten aus der Bürgerschaft viel Zustimmung. Bisher haben wir auch noch niemanden erlebt, der uns gegenüber aggressiv geworden ist“, sagte Zink. Er berichtete von einer älteren Frau, die ihre Zigarette demonstrativ vor den Augen seiner Kollegen in einem Aschenbecher ausgedrückt und die Offensive sehr gelobt habe.

In einem anderen Fall habe er in Beuel einen jungen Mann angesprochen, nachdem dieser eine Kippe ins Gleisbett geworfen hatte. Als Zink ihn aufforderte, diese wieder aufzuheben, habe der Mann darauf hingewiesen, es lägen doch schon 20.000 Kippen dort. „Ich habe ihm gesagt, dann ist das die 20.001ste Kippe, und die heben Sie jetzt auf. Irgendwann muss man ja mal anfangen.“ Der Mann sei der Aufforderung nachgekommen.

Müllsünder fänden sich laut Zink in allen Bevölkerungsgruppen und -schichten. „Viele werfen ihren Müll wie Zigarettenschachtel oder Pappbecher aus Gedankenlosigkeit auf den Boden. Wenn wir sie ansprechen, entschuldigen sich die meisten und heben ihren Müll auf.“ Die Ausrede, es gebe zu wenig Mülleimer in der Stadt, lässt Zink nicht gelten. „Wenn keiner in der Nähe ist, muss man halt ein paar Schritte weiter gehen.“ Die größten Probleme bereiteten ihnen junge Männer, denn sie seien oftmals uneinsichtig.

Auch Hundehaltern „fehlt manchmal gänzlich die Einsicht“, berichtete Zink. Viele missachteten die Anleinpflicht („mein Hund tut nichts“) oder kümmerten sich nicht um die Entsorgung des Hundekots. „Vielen Hundehaltern fehlt es komplett an Einsicht“, sagte Zink und berichtete von teils sehr unangenehmen Begegnungen. „Da gehe ich lieber nachts um halb zwölf auf einen Schulhof zu betrunkenen Jugendlichen, als dass ich mich mit uneinsichtigen Hundehaltern auseinandersetzen muss.“

Größere Teams für mehr Sauberkeit und Ordnung

Nicht nur wegen der Sauberkeitsoffensive sollen die Teams im Ordnungsamt auf Beschluss des Stadtrates aufgestockt werden, sondern auch, um für mehr Sicherheit im Stadtgebiet zu sorgen: So werden 26 statt bislang 19 Mitarbeiter im Streifendienst sein, bei der Verkehrsüberwachung 27 statt 23 Mitarbeiter.

Außerdem wird die Leitstelle des Ordnungsdienstes mit bisher fünf Mitarbeitern um sechs weitere Kollegen verstärkt, da auch die Leitstelle künftig bis mindestens 1 Uhr morgens besetzt sein soll. Dazu kommen wie gehabt zwölf städtische Ordnungskräfte in der Wache Gabi, die mit der Polizei gemeinsam in der City Streife gehen.

Zur Sauberkeitsoffensive gehören auch häufigere Reinigungsintervalle an sehr verschmutzten Stellen in der Stadt. Dafür hat Bonnorange, wie berichtet, die Kosten allerdings erhöht: Im Schnitt rund 4,8 Prozent mehr müssen Anwohner in diesem Jahr für die Stadtreinigung bezahlen.

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