Polizeipräsidium Blick in die Asservatenkammer der Polizei Bonn

Bonn · Stefan Willems und Andreas Menden haben im Polizeipräsidium bis zu 600 Waffen, die als Beweismittel (Asservate) aufbewahrt sind, im Blick. Pro Jahr kommen 200 weitere Waffen dazu. Ein Blick hinter sonst verschlossene Türen.

Scharfe Gewehre und Druckluftwaffen, die in Zusammenhang mit einer Straftat stehen, reihen sich in der Asservatenkammer auf.

Scharfe Gewehre und Druckluftwaffen, die in Zusammenhang mit einer Straftat stehen, reihen sich in der Asservatenkammer auf.

Foto: Benjamin Westhoff

Auf den ersten Blick verbirgt sich hinter der mehrfach gesicherten Tür im Bonner Polizeipräsidium etwas eher Alltägliches: ein in mehrere Abschnitte unterteilter Aktenschrank. Dass sich allerdings lediglich in einem Regal die Unterlagen türmen, zeigt sich auf den zweiten Blick. Denn an den in den anderen Abschnitten reichlich vorhandenen Lochwänden hängen – mehr oder weniger sorgfältig aufgereiht – verschiedene Waffen. Schlagringe sind darunter, Baseballschläger, die mit Nägeln präpariert worden sind, ebenfalls. Außerdem gibt es Nunchakus, mit Ketten verbundene Schlaghölzer, eine Panzerfaust, diverse Messer, kleine und große Schuss- und Soft-air-Waffen – um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Sie alle haben eins gemeinsam: In irgendeiner Weise haben sie etwas mit einer Straftat zu tun. Wahlweise wurden sie eingesetzt – oder bei einer Durchsuchung quasi als Nebeneffekt beschlagnahmt, weil ihr Besitz illegal ist. Deshalb haben sie ihren Weg in die Asservatenkammer gefunden.

Stefan Willems und Andreas Menden sind die Herren der Waffenasservate. Nur sie haben Zutritt zu dem etwa 50 Quadratmeter großen Raum, den sie quasi „nebenher“ im Auge haben. Eigentlich nämlich gehören sie zum Team der Kriminaltechnik, sichern Spuren, sind Teil von Mordkommissionen. „Wir sind so etwas wie die CSI Bonn“, sagt Menden mit einem Augenzwinkern.

Über 100 Samureischwerter sichergestellt

Blick in die Asservatenkammer der Polizei Bonn
12 Bilder

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Wie viele Waffen sich in der Kammer befinden, können sie nicht sagen. 500 bis 600 werden es sein, schätzen beide. Und: „Pro Jahr kommen inklusive Messer ungefähr 200 dazu“, sagt Willems. Sie werden registriert und aufgehoben – bis die Staatsanwaltschaft entscheidet, wie weiter vorgegangen wird. Teilweise finden sie den Weg zu ihrem Besitzer zurück, teilweise liegt ihr Schicksal aber auch im Hochofen. Jedes Jahr geht es fünfmal zum Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) nach Wuppertal. Wie viele Waffen aus der Bonner Behörde dort vernichtet werden, könne man nicht sagen, „da die Zahl variiert“, erklärt Menden.

Werden sie beseitigt, verschwindet auch ihre Geschichte, ihre Herkunft. Theoretisch. Praktisch aber wird sie - zumindest ausschnittsweise - nicht nur auf einem Din-A-4-Blatt festgehalten. Zum Teil erinnern sich auch Willems und Menden an die Hintergründe. So an die der mehr als 100 Samuraischwerter, die kürzlich ihren Weg zur Asservatenkammer gefunden haben. „Wir haben die Wohnung einer Person durchsucht, die keine Waffen besitzen durfte“, erzählt Menden. Das Verbot aber schien derjenige nicht Ernst genommen zu haben. 103 Hieb- und Stichwaffen stellten die Beamten sicher. Was dem Verdächtigen nicht gefiel: „Er war ganz traurig, dass seine Schwerter weg waren.“

Zu einem Softair-Maschinengewehr, das an einer Lochwand hängt, dürften sie nichts sagen, erklären die Polizisten. Das sieht bei einer Armbrust, die samt Pfeil seit 2012 in der Kammer ist, anders aus. „Damit hat sich jemand umgebracht“, erzählt Willems. Ebenfalls unter den Asservaten ist eine Luftpistole. Mit dieser hatte ein Mann auf Kinder geschossen, „weil sie Klingelmäuschen gespielt haben“, so der Beamte. Ein Kind wurde am Auge getroffen - und hatte Glück. „Es sind keine bleibenden Schäden zurückgeblieben.“

Technik der Waffen interessiert

Was Willems und Menden aber besonders interessiert, ist die Technik, die hinter den Waffen steckt. „Wie sie zusammengesetzt sind, wie sie gebaut wurden“, präzisiert Willems. Man habe stets den Hintergedanken, um welche Waffe es sich wohl handele, ob sie scharf und zulässig sei, ob man sie zurückbauen könne – und wo sie im Waffengesetz einzuordnen sei. So auch die Softair-Pistolen und -Gewehre.

Wer meint, dass diese nichts in einer Asservatenkammer verloren haben, weil sie harmlos sind, dem widersprechen die Beamten. „Sie sind real existierenden Waffen nachempfunden, werden zum Beispiel bei Überfällen eingesetzt“, sagt Menden. Das Problem: Das Gegenüber könne nicht erkennen, ob es sich um ein Spielzeug oder eine scharfe Waffe handelt. Das gelte für einen Kioskbesitzer genauso wie für einen Polizisten.

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