Ermekeilkaserne in Bonn Bewertung der Asylanträge wird kritisch beäugt

Bonn · „Rassismus verursacht tödliche Verhaltensweisen“, „Bleiberecht für alle“, „Asylrecht=Menschenrecht“ – diese und weitere Plakate sind in den vergangenen zwei Tagen vielen ins Auge gefallen, die an der Ermekeilkaserne vorbeigekommen sind.

Einige Aktivisten des Bonner Bündnisses gegen Abschiebungen mit dem Namen „Hiergeblieben!“ saßen seit Montagmittag vor dem Eingang der Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Kaserne.

„Wir wollen erfahren, was hier los ist“, sagte Marie Klein, Sprecherin des Aktionsbündnisses. „Es soll einen Austausch mit allen Beteiligten geben. Deshalb wollen wir mit Anwohnern und Passanten sprechen, aber auch mit Leuten, die hier in der Unterkunft leben oder arbeiten.“

„Hiergeblieben!“ hat sich nicht zufällig die Kaserne als Standort ausgesucht. Dort wurde im Mai ein Ankunftszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) eröffnet. „Wir haben auch an den Info-Treffen teilgenommen“, so Klein. „Dort hieß es, dass pro Woche über den Asylantrag von 800 Menschen entschieden werden soll.“ Eine Mitstreiterin ergänzte: „Für die Rechtsberatung stehen gerade einmal 1,5 Stellen der Caritas zur Verfügung.“

In den zwei Tagen, die ihre Mahnwache dauerte, ist die Initiative mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen. „Wir wollen nicht über Flüchtlinge reden, sondern mit ihnen“, betonte Klein. „Ein paar Leute aus der Unterkunft haben sich zu uns gesetzt und uns bei einem Tee von sich erzählt.“ Auch bei den Passanten war das Interesse groß: Das blaue Banner, der rote Pavillon und die vielen Plakate erregten viel Aufmerksamkeit. Einige der Poster und Schilder stammten gar nicht von „Hiergeblieben!“ selbst, sondern von anderen Organisationen wie Pro Asyl. „Viele aus unserer Gruppe haben sich bereits vorher für Flüchtlinge engagiert“, hieß es am Stand.

„Hiergeblieben!“ gründete sich Ende vergangenen Jahres. Unter den Aktivisten sind Studenten, aber auch Berufstätige. „Wir sind politisch nicht festgelegt, so können wir viele Leute für das Thema Asylpolitik gewinnen“, sagte Kleins Mitstreiterin. „Unsere Idee war es, eine Gruppe zu gründen, in der sich Leute engagieren können, die nicht jede Woche Zeit haben.“

Das Ziel des Bündnisses ist ein Bleiberecht für alle, die Asyl beantragen. Mit dem Verlauf der Mahnwache sind sie zufrieden. „Für uns war das auf jeden Fall eine lohnende Aktion“, hieß es. Gestern Nachmittag konnten drei Aktivistinnen mit dem Aufbauleiter der Flüchtlingsunterkunft sprechen. „Unsere Kritik bleibt aber bestehen“, so Klein. „Dass Menschen aus sogenannten sicheren Herkunftsländern nach nur 48 Stunden angehört werden sollen, finden wir nicht richtig. Viele sind traumatisiert und haben gar keine Vorbereitungszeit. Was mit ihnen passiert, erfahren sie auch erst später in einem Landeszentrum.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort