Erneuerungen im Godesberger Straßentunnel Bei gesperrten Röhren droht ein Verkehrschaos

Bad Godesberg · Durch den Straßentunnel in Bad Godesberg fahren täglich bis zu 40.000 Fahrzeuge. Doch ab Mitte nächsten Jahres brauchen Pendler starke Nerven: Ab Juli will die Stadt die Lüftungsanlagen der Röhren erneuern.

Dafür müssen sie in beiden Fahrtrichtungen abwechselnd für jeweils ein halbes Jahr gesperrt werden. Verkehrschaos ist programmiert. Autofahrern steht eine kritische Zeit bevor. Unternehmen fürchten Umsatzeinbußen.

„Der Tunnel benötigt eine sicherheitstechnische Aufrüstung, insbesondere eine Erneuerung der Lüftungsanlagen“, sagt der Bonner Tiefbauamtsleiter Peter Esch. „Die notwendigen Arbeiten sind zwischen Juli 2017 und Mitte 2018 angesetzt.“

Besonders prekär: Aufgrund der Art der Arbeiten sei die zeitweise Vollsperrung der einzelnen Röhren unumgänglich. „Direkt über der Fahrbahn werden drei mal drei Meter große Löcher in die Tunneldecke gesägt, in die neue Abluftventilatoren eingesetzt werden“, erklärt Esch. „Das kann natürlich nicht bei laufendem Betrieb erfolgen, da dies zu gefährlich für die darunter fahrenden Autos wäre.“

Mit welcher Röhre begonnen wird, kann das Tiefbauamt zurzeit noch nicht sagen. Ebenso steht noch nicht fest, wie der Verkehr während der Bauarbeiten umgeleitet werden soll. „Wir arbeiten zum einen noch am Belüftungskonzept des Tunnels, und zum anderen entwickeln wir einen Verkehrsplan für die Bauzeit“, sagt Esch.

Es werde geprüft, ob der Verkehr überirdisch umgeleitet wird oder ob beide Fahrtrichtungen in der jeweils ungesperrten Röhre untergebracht werden. „Dann würden wir die Fahrbahnen mit einer Wand trennen“, sagt Esch.

Ob diese Möglichkeit überhaupt umgesetzt werden kann, entscheidet jedoch die Feuerwehr. „Denn in einem Notfall muss jede Stelle in dem Tunnel erreichbar bleiben“, sagt Esch.

Um die Sicherheit dreht es sich auch bei der in diesem Jahr überarbeiteten Richtlinie für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln (RABT), die 2003 vor dem Hintergrund der Tunnelunglücke in den Alpen bundesweit eingeführt wurden. Die Richtlinie ist der Anstoß für die Erneuerung des Godesberger Tunnels, dessen Beleuchtung und der Lüftung.

Die neue Lüftungsanlage soll im Brandfall den Rauch absaugen und über Lüftungskamine an die Oberfläche leiten. Mit Orkangeschwindigkeit. „Durch Ventilatoren erreicht die Abluft eine Geschwindigkeit um die 120 Stundenkilometer“, so der Amtsleiter. Pro Tunnelröhre sollen sechs neue Absaugöffnungen angelegt werden. Insgesamt kosten die Baumaßnahmen rund 1,66 Millionen Euro.

Autofahrer befürchten das Schlimmste: „Auf meinem Weg zur Arbeit benutze ich den Tunnel täglich“, sagt Stephan Kübbler, der bei einer Autovermietung an der Wurzerstraße arbeitet. „Letzten Endes muss ich dann für meinen Arbeitsweg mehr Zeit einplanen, da hier bestimmt Verkehrschaos ausbricht.“

„Ich muss hier jeden Tag mehrmals durch“, sagt ein Elektriker aus Bad Godesberg. „Bei einer Vollsperrung komme ich wahrscheinlich zu jedem Auftrag zu spät.“ Das würde dann auch die Kunden verärgern. Taxiunternehmer fürchten, dass weniger Fahrgäste zusteigen.

„Für eine einfache Fahrt vom Bahnhof Bad Godesberg bis in die Stadt bezahlt man etwa 16 Euro, wenn die Straße frei ist“, sagt Nasser Aboulfath vom Godesberger Taxiunternehmen San Taxi. „Muss eine Umleitung gefahren werden oder es ist Stau, wird die Fahrt locker fünf bis sechs Euro teurer. Das Taxameter läuft ja auf Zeit.“ Dadurch könnten sich viele abschrecken lassen, so Aboulfath.

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