29. FeenCon Bad Godesberger Stadthalle wird zum Mekka der Rollenspieler

Bad Godesberg · Etwa 2000 Rollenspieler haben sich auf der 29. FeenCon in der Godesberger Stadthalle getroffen- und noch bis Sonntagabend dabei im wahrsten Sinne des Wortes Tag und Nacht ihrem Hobby gefrönt.

„Wir sind eine riesige Familie“, freute sich der Bonner Andreas Köhne über das bunte Treiben im Park vor der Stadthalle. Als Vorsitzender der Gilde der Fantasy-Rollenspieler (GFR) erwartete er am Samstagmorgen etwa 2000 Fans auf der 29. FeenCon in der Bad Godesberger Stadthalle. Ohne Unterbrechung kann sich, wer will, Tag und Nacht noch bis zum Sonntagabend mit seiner Passion des Rollenspiels beschäftigen.

Einerseits zeigt die FeenCon alles, was man braucht, um sich an einem „Live Action Role Playing“ (LARP), einem leibhaftig gespielten Rollenspiel oder auch an einem „Pen and Paper“-Spiel (engl. für „Stift und Papier“) teilzunehmen und andererseits kann man Fantasy-Autoren bei Lesungen zuhören, mit Rollenspiel-Verlegern und Künstlern aus der Szene diskutieren oder auch an einem der 75 Spieltische Platznehmen, um neue Spiele in einem rund zweistündigen Demonstrationsmodus kennenzulernen.

Egal, welche Spielform man wählt, immer geht es darum, dass alle Mitspieler dabei fiktive Rollen einnehmen und gemeinsam in vorgegebenen Szenarien Abenteuer erleben.

„Das hat alles seinen Ursprung in den ‚Dungeons & Dragons‘-Spielen (engl. für „Verliese und Drachen“), die 1974 in den USA entstanden und Anfang der 1980er Jahre nach Deutschland kamen“, weiß Christian Loewenthal (42) aus Oberhausen, der schon seit zehn Jahren seine Rollenspielbücher als einer unter rund 20 Verlagen auf der FeenCon den interessierten Besuchern vorstellt.

Nicht nur vom Alter, sondern auch von seiner Geschichte her dürfte Loewenthal als typischer Vertreter eines Rollenspielers angesehen werden. Wie die meisten, der befragten Besucher, begann auch bei ihm die Leidenschaft für das Rollenspiel mit etwa fünfzehn Jahren. Das erste selbst entwickelte Rollenspiel, mit dem er zusammen mit Marcel Hill seine Prometheus Games gründete, „Elyrion“, fand sich heute nur noch mit wenigen Exemplaren in der Restekiste des Verlags.

Kurz vor dem ersten Jurastaatsexamen schrieb Loewenthal das erste Rollenspielbuch und entschied, aus seiner Leidenschaft einen Beruf zu machen. Er schätzt die Szene in Deutschland auf etwa 80 bis 100000 aktive Spieler. Mit „Das Schwarze Auge“ kam der erste große Rollenspiel-Erfolg 1984 aus Deutschland. Kaum jemand auf der FeenCon, der nicht seine Erfahrungen mit dem in immer neuen Varianten auftauchenden Spiel gemacht hat.

Lange bevor 2005 das virtuelle Online-Multiplayerspiel „World of Warcraft“ erschien, war das Rollenspiel durch die Begegnung realer Menschen geprägt, die miteinander in verschiedenen Rollen zusammen spielten. Auch wenn das Computerspiel bereits 2012 weltweit über zehn Milliarden US-Dollar einspielte und damit neue und vor allem auch jüngere Zielgruppen erschloss, begnügte sich die Rollenspieler-Szene mit ihrem Nischendasein, das sie immer mehr zu der „Familie“ werden ließ, über deren Anblick sich Köhne in Bad Godesberg freute.

„Vielleicht ist es auch der Wunsch nach einem wenig Heldentum, den man sich im Rollenspiel erfüllen kann“, brachte es Stefan (40), Journalist aus Bonn auf den Punkt, „in meinem Job erlebe ich den ganzen Tag die Realität. Und hier kann ich einfach mal rausgehen.“

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