Nutzpflanzgarten in Poppelsdorf Auch Politiker sind auf der Palme

POPPELSDORF · Der Direktor der Botanischen Gärten stellt die Wiedereröffnung des Gartens infrage: An eine öffentliche Präsentation oder einen Ausbau der Sammlung sei nicht zu denken.

Fürchten erneut um die Zukunft des Nutzpflanzengartens: (v.l.) Monika Franz, Angela Semmelroth, Erika Altenburg und Susanne Gura an der Poppelsdorfer Carl-Troll-Straße.

Fürchten erneut um die Zukunft des Nutzpflanzengartens: (v.l.) Monika Franz, Angela Semmelroth, Erika Altenburg und Susanne Gura an der Poppelsdorfer Carl-Troll-Straße.

Foto: Horst Müller

Angela Semmelroth hatte die Internetseite der Bürgerinitiative Nutzpflanzengarten Poppelsdorf schon gekündigt. Die hatte ihr Ziel nämlich erreicht, dass es auch künftig am neuen Campus Poppelsdorf weiter blüht. Zu verdanken war das 2014 einem Ratsbeschluss, der eine Grünfläche von 9000 Quadratmetern festschrieb.

Jetzt meldet sich aber Professor Dr. Maximilian Weigend: Der Direktor der Botanischen Gärten stellt in einem Brief an dessen Freundeskreis die Wiedereröffnung des Gartens infrage. Für die Initiative ein guter Grund, auf der Homepage weiter zu berichten. Die Uni selbst sieht allerdings keine Probleme.

Vier Jahre lang ist der betroffene Nutzpflanzengarten 2 bereits für die Öffentlichkeit geschlossen. Doch für seine Zukunft wurden derweil nach Weigends Darstellung einige Pläne geschmiedet und Geld beschafft. Allerdings müsse jetzt eine schon bezahlte Entwurfsplanung verworfen werden. Eine neue sei für ein Jahr auf Eis gelegt.

Weitere Pläne erst ab 2017

„Eine sinnvolle Umsetzung der Wiederherstellungsmaßnahmen oder gar ein Ausbau des Nutzpflanzengartens sind in absehbarer Zeit nicht denkbar“, schreibt Weigend und spricht von einer „aussichtslosen Lage“.

Die Pflanzenschätze würden zwar weiter gepflegt, an eine öffentliche Präsentation oder einen Ausbau der Sammlung sei aber nicht zu denken. 2016 werde sich die Gartenleitung nun um die Gestaltung der Remise – des neuen Haupteingangs des Botanischen Gartens vor dem Poppelsdorfer Schloss – kümmern. Erst 2017 könne sie den Nutzpflanzengarten „mit neuer Energie angehen“, so der Direktor.

„Wir sind sehr enttäuscht. Die Versprechungen, die gemacht worden sind, werden nun nicht eingehalten“, sagt Semmelroth. Im Bebauungsplan sei zwar die Grünfläche festgeschrieben, aber man könne so nicht bestimmen, dass sie ein Garten sein müsse.

Mittlerweile ist, wie geplant, die Straße durch die Beete zu den neuen Campus-Gebäuden gebaut worden. Gestern schauten sich Semmelroth und einige ihrer Mitstreiterinnen, Monika Franz, Erika Altenburg und Susanne Gura, die Baustelle an.

Das Bienenhaus ist vor Kurzem abgerissen worden, was Weigend als einen neuen Höhepunkt der Zerstörungen bezeichnet. Sein Team werde sich nun auch aus dem Projekt „Essbarer Campus“ zurückziehen. Die Idee dahinter ist, dass sich Studenten an Obst oder Nüssen im Garten bedienen können.

Thema im Umweltausschuss

Auf der Palme sind auch schon die ersten Politiker: Der Bürger Bund Bonn will im Umweltausschuss am 24. Februar wissen, wie der Oberbürgermeister zu dem Thema steht und was er tun will. „Die Erlebbarkeit des Bildungsangebotes war gerade für Schulen mit Blick auf die Vermittlung des Wertes der Biodiversität von besonderem Interesse“, sagt Fraktionsvorsitzender Marcel Schmitt.

Auch der Bonner Landtagsabgeordnete Rolf Beu (Grüne) spricht sich für den Erhalt des Nutzpflanzengartens aus und zeigt sich über die neue Entwicklung irritiert. Beu will mit Unirektor Michael Hoch sprechen. „Der Nutzpflanzengarten in Poppelsdorf ist in seinem Bestand nicht gefährdet“, teilte Unisprecher Andreas Archut gestern auf Anfrage mit. „Im Gegenteil: Das 9000 Quadratmeter umfassende Gebiet, das im Bebauungsplan als Grünfläche verzeichnet ist, ist größer als der frühere Gartenbereich, der auf den ehemaligen Versuchsfeldern für den Nutzpflanzengarten zur Verfügung stand.“

Die jetzigen Verzögerungen seien begründet durch die Arbeiten an den drei Neubauten des ersten Campus-Bauabschnitts und deren Infrastruktur. „Das Konzept des “Essbaren Campus„ steht dabei nicht zur Disposition“, sagt Archut. Allerdings sei der Abriss des Bienenhauses geplant gewesen.

An den Nutzpflanzengarten grenzt eine rund 4500 Quadratmeter große Fläche, die die Botanischen Gärten beackern dürfen. Es sei denn, die Uni will dort einmal bauen – was sie dürfte. Zurzeit befinden sich dort laut Archut einige Container der Landwirtschaftlichen Fakultät. Der Rest könne auch Nutzpflanzengarten werden. Und der sei am Ende ja auch das Entree für den Campus.

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