Gerichtsverhandlung in Bonn Asylbewerber muss ins Gefängnis

Bonn · „Er hat das Gastrecht hier erheblich missbraucht.“ Deutliche Worte fand Richterin Claudia Gelber am Mittwoch in einem Berufungsprozess vor dem Bonner Landgericht für einen 26-jährigen Asylbewerber.

 Ein Asylbewerber aus Nordafrika stand vor Gericht.

Ein Asylbewerber aus Nordafrika stand vor Gericht.

Foto: dpa

Der Nordafrikaner war Ende 2014 nach Deutschland gekommen und hat seitdem mehrere Straftaten begangen. In der Verhandlung ging es ausschließlich um die Frage, ob der Mann, der in der Nähe von Detmold wohnt, noch einmal die Chance einer Bewährung bekommen soll.

Das Amtsgericht hatte den gelernten Maler und Lackierer wegen Diebstahls und falscher Verdächtigung zu einer sechsmonatigen Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt. Der geständige junge Mann hatte vergangenen Mai einer Frau, die ihr Rad über den Bonner Marktplatz geschoben hatte, die Tasche samt Geldbörse aus dem Fahrradkorb gezogen.

Kurz darauf fragte er an einem Stand der Caritas nach dem Weg zum Hauptbahnhof. Nachdem er sich entfernt hatte, stellte ein Mann fest, dass sein Portemonnaie weg war. Er nahm die Verfolgung auf, und mehrere Passanten stellten sich dem Flüchtenden in den Weg. Der stürzte dreimal und verletzte sich im Gesicht und an den Händen.

Bei der Vernehmung durch die Polizei versuchte der Dieb laut dem erstinstanzlichen Urteil, vom Tatverdacht gegen sich abzulenken. Er behauptete wahrheitswidrig, von den Zeugen verfolgt, gewürgt und geschlagen worden zu sein. Drei Monate saß der 26-Jährige daraufhin in U-Haft. Schon als er lange Finger in Bonn machte, stand er unter laufender Bewährung.

In Köln war er in einem beschleunigten Verfahren wegen gemeinschaftlichen Diebstahls zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Am Rosenmontag 2015 hatten Polizisten beobachtet, wie er und ein Komplize eine Frau bedrängt und ihr ein Mobiltelefon aus der Jacke gezogen hatten.

Morgen steht der Nordafrikaner wieder vor Gericht

Zurzeit sitzt der Nordafrikaner wieder im Gefängnis. Er war am 29. Dezember in Köln festgenommen wurde, nachdem er wieder einmal gestohlen haben soll. Morgen wird er sich für dafür in Köln vor Gericht verantworten müssen.

Dies ist jedoch noch nicht alles: Im Berufungsprozess kam heraus, dass es ein weiteres Verfahren vor dem Siegburger Amtsgericht gibt. Dort geht es um die Vorwürfe Körperverletzung, Sachbeschädigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

Da der 26-Jährige mehrfach strafrechtlich in Erscheinung getreten ist und ihm weitere Verfahren bevorstehen, wurde die eingelegte Berufung verworfen. Die Beteuerung des Nordafrikaners, er werde keine Diebstähle mehr begehen, werteten die Richter als „reines Lippenbekenntnis“.

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