Beethovenhalle in Bonn Architekten wollen eine Million mehr

Bonn · Die Stadt prüft Nachforderungen der umstrittenen Sanierungsplaner. Deren Terminplan bringt das Projekt immer noch ins Schlingern.

Die Planer der Beethovenhallen-Sanierung verlangen einen Nachschlag. Die Forderung des Berliner Büros Nieto Sobejano Arquitectos (NSA) liegt bei 1,01 Millionen Euro, wie aus einer vertraulichen Stellungnahme der Stadtverwaltung hervorgeht. Dabei handelt es sich um eingereichte Nachträge von NSA, also die Bezahlung zusätzlicher Leistungen. Diese würden derzeit „dem Grunde und der Höhe nach geprüft“, schreibt die Stadt.

Demnach haben die Architekten bislang bereits rund 5,2 Millionen Euro erhalten. Ein weiteres vereinbartes Honorar von etwa 1,5 Millionen stehe noch aus und werde „gemäß erreichtem Leistungsstand beglichen“, so die Stellungnahme. Am Leistungsstand des Büros üben die Stadt und der von ihr beauftragte Projektsteuerer allerdings schon seit rund zwei Jahren massive Kritik. Vorige Woche erklärte Projektsteuerer Drees & Sommer wie berichtet, dass die zentrale Terminplanung zur Koordinierung Baustelle – erstellt von einem NSA-Subunternehmen – nahezu unbrauchbar sei. Die Architekten sollen die Aufgabe jetzt selbst übernehmen. Medienanfragen beantworten sie nicht, weil die Stadt als Auftraggeberin dies nicht erlaubt.

„Wir bearbeiten die Terminpläne in Workshops“, sagte Marion Duisberg, kommissarische Leiterin des Städtischen Gebäudemanagements, am Freitag bei einer Baustellenführung für Journalisten. „Wir sind dabei, die Fehler auszuräumen.“ Das werde etwa vier Wochen brauchen. Erschwert werde die Situation dadurch, dass drei Firmen wegen Zeitverzugs ihre Aufträge gekündigt hätten (Sanitär, Heizung, Raumluft-, Kälte- und Elektrotechnik). Seit Wochen versucht die Stadt, die Unternehmen zu einer Rückkehr auf die Baustelle zu bewegen, weil auch die Folgegewerke des Innenausbaus davon abhängen und langwierige Neuausschreibungen vermieden werden sollen. „Die grundsätzliche Bereitschaft ist da“, so Duisberg. „Aber wir sprechen noch über die Rahmenbedingungen.“ Weitere Firmen haben ihre Kündigung bereits angedroht.

(Dieses Video gehört zu einer Kooperation von GA und WDR.)

Auf der Baustelle waren am Freitag kaum Arbeiter zu sehen. Vier Firmen sind derzeit mit Rohbaumaßnahmen beschäftigt – zum Beispiel im früheren Studio, das zum Probensaal des Beethoven Orchesters umgebaut wird. Der Boden des Raums ist abgesenkt worden, um mehr Platz zu schaffen. Der Fußboden und der untere Teil der Seitenwände sind betoniert. Die Probleme mit Hohlräumen im Untergrund seien behoben, erklärte Andreas Fröhlich vom Projektsteuerer Drees & Sommer. Weitgehend fertig ist der Rohbau des neuen Techniktraktes in Richtung Wachsbleiche. Der Verbindungsgang zum denkmalgeschützten Altbau muss noch immer mit Stützen gesichert werden: Die Bauarbeiter waren auf Reste der alten Stadtbastion gestoßen, beim Durchbruch entstanden Risse, die ein Risiko für die Statik sind. Das Problem soll mit zusätzlichen Wandscheiben behoben werden.

Die Beethovenhalle sollte eigentlich Ende 2018 fertiggestellt sein. Jetzt wird es wohl mindestens bis 2021 dauern. Die Kosten steigen nach aktuellem Stand von 61,5 auf 117,4 Millionen Euro. Oberbürgermeister Ashok Sridharan erklärte am Freitag: „Wir werden es zu Ende bringen, und die Fehler, die bisher gemacht worden sind, bei künftigen Projekten nicht wiederholen.“

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