WCCB-Prozess Ankläger Ulrich Stein ist als Zeuge gefragt

Bonn · Es ist der fünfte Verhandlungstag im Prozess gegen den Ex-Bauchef des World Conference Center Bonn (WCCB), Young-Ho Hong, und der Angeklagte sitzt nach wie vor schweigend und im wörtlichen Sinne als Randfigur neben seinen drei Verteidigern. Ob er sich in diesem Strafverfahren überhaupt noch äußern wird, ist unklar.

 Staatsanwalt Ulrich Stein vor seinem Plädoyer im Prozess gegen Man-Ki Kim im Februar 2013.

Staatsanwalt Ulrich Stein vor seinem Plädoyer im Prozess gegen Man-Ki Kim im Februar 2013.

Foto: Barbara Frommann

Im Ermittlungsverfahren aber hat er bei Staatsanwaltschaft und Haftrichter ausführlich ausgesagt. Und was er damals in tagelangen Vernehmungen zu den Vorwürfen der Bestechung, der Untreue und des Betrugs sagte, soll deshalb nun ein besonders fachkundiger Zeuge bekunden.

Es ist der damals im WCCB-Verfahren ermittelnde Staatsanwalt Ulrich Stein, den die 7. Große Wirtschaftsstrafkammer in den Zeugenstand ruft. Er hat die Anklage gegen Ex-WCCB-Investor Man-Ki Kim von September 2011 bis Mai 2013 vertreten, doch bevor der zweite WCCB-Prozess gegen die damaligen städtischen Projektbeauftragten Arno Hübner und Eva Maria Zwiebler Anfang 2015 begann, verließ Stein die Bonner Staatsanwaltschaft: Seit zwei Jahren ist er ans NRW-Justizministerium abgeordnet und kann deshalb auch nicht die Anklage gegen Hong vor Gericht vertreten. Als Zeuge ist er nun umso wertvoller.

Nachdem er die Entwicklung der Ermittlungen, die Ende August 2009 aufgrund der GA-Berichterstattung eingeleitet worden seien, geschildert hat, beschreibt Stein den Verlauf der Vernehmungen des Berliner Architekten und damaligen WCCB-Bauchefs Hong. Die erste Vernehmung fand nach Hongs Festnahme im Rahmen der Razzia am 15. September 2009 vor dem Ermittlungsrichter statt, der den dringenden Tatverdacht bejahe und tags drauf einen Haftbefehl erließ. Erst nach Monaten kam Hong wieder auf freien Fuß.

Nach anfänglichem Sträuben, so Stein, habe Hong, Landsmann des Südkoreaners Kim im Verlauf vieler Vernehmungen bis Dezember 2010 seine Sicht der Dinge geschildert - und dabei vor allem die Verantwortlichen der Stadt, Man-Ki Kim und den damaligen von der Stadt beauftragten Investorenberater Michael Thielbeer stark belastet. So hat Hong dem Zeugen Stein zufolge erklärt, Kim habe ihn angewiesen, Thielbeer in seiner Firma anzustellen und ihm 10 000 Euro Monatsgehalt zu zahlen, obwohl Thielbeer keinerlei Leistungen für die Firma erbracht habe. Dass Thielbeer damit hätte dafür belohnt werden sollen, dass er der Stadt Kim und dessen Firma SMI Hyundai Corporation als besten WCCB-Investor empfohlen haben soll, habe er nicht gewusst.

Wie Stein sich erinnerte, habe Hong erklärt, es seien die städtischen Vertreter gewesen, die ihn, Hong, angewiesen hätten, die Baukosten kleinzurechnen. Allerdings erinnert sich Stein auch, dass Hongs Erinnerung öfters aussetzte, wenn sich die Fragen der Ermittler auf die Plünderung der Baukasse, beispielsweise durch Doppelabrechnungen bezogen, die Hong vorgeworfen werden. Die Anklage wirft Hong vor, einen Schaden von fast vier Millionen Euro verursacht zu haben. Der Prozess wird mit weiteren Zeugenvernehmungen fortgesetzt.

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