Poppelsdorfer lebt in Schweden 81-Jähriger soll für Mitgliedschaft in Bonner Fitnessclub zahlen

BONN · Ein gebürtiger Poppelsdorfer, der seit 50 Jahren in Schweden zu Hause ist, wird seit Monaten von einem deutschen Inkassobüro verfolgt. Er soll seit 2009 angeblich Mitglied in einem Bonner Fitnessclub sein.

Allmählich reißt dem 81-Jährigen der Geduldsfaden. Der gebürtige Poppelsdorfer, der seit 50 Jahren in Schweden zu Hause ist, wird seit Monaten von einem deutschen Inkassobüro verfolgt, weil er seit 2009 angeblich Mitglied in einem Bonner Fitnessclub sei und seine Beiträge schuldig bleibe. Nach mehreren Widersprüchen hörte er nichts mehr und glaubte, die leidige Angelegenheit sei endgültig erledigt. Doch er irrte: Er erhielt erneut eine Forderung - noch höher als zuletzt.

"Das Inkassobüro bearbeitet mich weiter", schrieb der 81-Jährige jetzt dem General-Anzeiger. Es habe die Kosten jetzt noch einmal um 17 Euro erhöht, mittlerweile beträgt die Forderung 162,30 Euro. "Ein Gipfel der Geschmacklosigkeit", empört sich der ehemalige Bonner, der seinem Brief an den GA das neue Schreiben des Inkassobüros beigefügt hat.

Und darin droht die Firma diesmal sogar mit einem Besuch in Schweden. Da es nicht gelungen sei, ihn telefonisch zu erreichen, "beabsichtigen wir, Sie in nächster Zeit von unserem Inkassobesuchsdienst aufsuchen zu lassen, um die Angelegenheit persönlich vor Ort mit Ihnen zu klären", heißt es. Und: "Unser Mitarbeiter ist zur Entgegennahme von Geldern berechtigt." Einfacher und kostengünstiger sei es allerdings, die Gesamtforderung endlich zu überweisen oder eine Einzugsermächtigung zu erteilen.

Dabei hatte der Mann dem Inkassobüro bereits nach der ersten Forderung im Frühjahr mitgeteilt, dass er seit 50 Jahren nicht mehr in Bonn wohne. "Und bei meinen seltenen Besuchen reicht meine Zeit nicht, um mir Trainingsmöglichkeiten zu suchen." Mit leisem Spott hatte er damals hinzugefügt: "Mit meinem Geburtsjahr 1932 ist man auch weniger an körperlichen Aktivitäten interessiert."

Doch das alles stoppte die Inkassofirma nicht. Sie drohte vielmehr mit Mahnverfahren, Pfändung und "Eintragung im öffentlich zugänglichen Schuldnerregister". Erneut hatte der 81-Jährige Widerspruch eingelegt. Und erst einmal nichts mehr gehört. Bis nun erneut Post in seinem Briefkasten gelegen hatte. Alle seine Versuche, mit dem Fitnessclub oder dem Inkassobüro in Kontakt zu kommen, um die leidige Geschichte zu klären, scheiterten bislang. Und auch entsprechende Anfragen des General-Anzeigers blieben unbeantwortet.

Die Verbraucherberatung empfiehlt in solchen Fällen, der Forderung mit Einschreiben per Rückschein zu widersprechen und sich notfalls an sie zu wenden. Bei der Polizei hat man auch regelmäßig mit Schreiben von Inkassobüros zu tun, allerdings zurzeit mehr mit solchen, die per E-Mail kommen.

Die Gefahr, die sich beim Öffnen ergibt, ist eine andere, wie die Bonner Polizeisprecherin Daniela Lindemann warnt: Mittels eines Trojaners können die Absender Daten abfischen. Der 81-Jährige ist nun gespannt, ob die Inkassofirma tatsächlich so weit geht, ihn in Schweden aufzusuchen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort