Beethoven-Statuen auf dem Münsterplatz 700 Ludwigs lächeln in Bonn um die Wette

Bonn · Die Beethoven-Figuren in Grün und Gold finden großen Anklang. Mehr als 1300 Statuen haben bereits ihre Liebhaber gefunden. Am Freitag wurde die Ausstellung eröffnet.

Wahre Kunst bleibt unvergänglich: Ein Satz, den auch Ludwig van Beethoven einmal gesagt haben soll. Ob die 700 grünen und goldenen Beethoven-Statuen, die seit einigen Tagen den Münsterplatz zieren, tatsächlich unvergängliche Kunst sind, darüber lässt sich trefflich streiten. Denn vielen Bonnern und Besuchern der Stadt gefällt anscheinend die Beethoven-Installation, die der Verein City-Marketing als Initiator und der Konzeptkünstler Ottmar Hörl am Freitagmittag im Vorfeld des Beethovenjubiläums 2020 mit Oberbürgermeister Ashok Sridharan als Schirmherrn sowie Stephan Eisel (Bürger für Beethoven) und Ralf Birkner (Beethoven Jubiläums GmbH) offiziell eröffneten.

Auch OB Sridharan hat eine Plastik gekauft

Wo man auch hinschaut: Kaum einer, der am Münsterplatz vorbeikommt und nicht sein Handy zückt, um ein Foto von den lächelnden Ludwigs zu schießen. „Wir haben uns sofort einen gekauft“, sagt Bernd Lindemeyer (80). „Die Installation ist einfach super, sie toppt alles, was es auf diesem Gebiet bisher gegeben hat“, ist seine Frau Ulla Hartlapp-Lindemeyer (67) überzeugt. Welcher der Statuen ihnen gehört, wissen sie nicht. Die Figuren, die die Käufer als Paten für die Dauer der Installation zur Verfügung gestellt haben, sind nicht nummeriert. „Das ist einfach großartig, wie die Bürger sich hier engagieren“, freut sich Karina Kröber vom Vorstand des Vereins City-Marketing. Ihre Schwester Tanja, mit der sie ein Optik- und Akustik-Fachgeschäft am Friedensplatz betreibt, hatte vor einigen Jahren die Idee dazu.

Dass diese Idee umgesetzt und schließlich von Erfolg gekrönt wurde, das hatten sich Kröber, Eisel und Birkner, deren Institutionen die Installation ideell und finanziell tragen, sich nicht im Traum vorstellen können. „Wir sind inzwischen bei 1 312 verkauften Stauten“, verkündete Eisel denn auch stolz bei der Eröffnungszeremonie auf der Bühne. Und es könne ohne Begrenzung weiter bestellt werden. Auch OB Sridharan hat eine Plastik gekauft, wie er verriet. „Mit den lächelnden Beethoven-Statuen haben Sie, lieber Herr Hörl, nicht nur ein neues Zeichen gesetzt, sondern Beethoven zurück nach Bonn gebracht“, lobt er den Künstler, der einen Teil seines Gewinns aus dem Verkauf der Figuren an die Initiatoren abgeben wird. Die genaue Höhe sei erst bekannt, wenn man die Kosten ermittelt habe, so Kröber.

Von Bonn aus macht der größte Sohn der Stadt, den man eher als finster dreinschauenden Komponisten kennt, zurzeit als lächelnde Plastik auch eine Weltreise: Hörl und Eisel berichten von Medien aus aller Welt, die bereits am Münsterplatz waren und in ihren Heimatländern darüber berichtet haben. „Bonn trägt freundlicheren Beethoven in die Welt“, titelte „Die Welt“. Sogar im arabischen Staat Oman hat die Installition mediale Aufmerksamkeit erregt.

Hörl, der mit zehn Helfern die ganze Woche mit dem Aufbau beschäftigt war und dabei permanent den Bürgern Rede und Antwort stand, hat am Freitag kaum noch Stimme. „Meine Installation erfährt eine 99-prozentige Zustimmung. Das geht runter wie Öl.“ In der ganzen Zeit hätten ihn lediglich zwei, drei „Grantler“ angesprochen, denen seine Statuen nicht gefielen, erzählt der Kunstprofessor, der seit Jahren als Skulpturenkünstler unterwegs ist. Unter anderem hat er im Lutherjahr in Wittenberg mit einer ähnlichen Installation mit Luther-Statuen international Aufsehen erregt. Ziel seiner Aktion sei es, Bonn als Beethoven-Stadt weltweit besser bekannt zu machen. Er wolle auch, dass alle Menschen in der Lage sind, sich ein Kunstwerk zu kaufen. „300 Euro sind zwar kein Pappenstiel“, meinte Eisel, aber das große Interesse in der Bevölkerung am Kauf einer Statue bestätige den Künstler in seiner Idee, eine „Sozial-Plastik“ anbieten zu wollen (ab dem 8. Juni kostet die Figur 350 Euro).

Am Samstag spielte die Bonner Pianistin Susanne Kessel

Birkner hofft, dass der Erfolg der Hörl-Installation sich insgesamt positiv auf das Beethoven-Jubiläumsjahr auswirkt. Wie berichtet, stand die Jubiläums-Gesellschaft zuletzt in der Kritik, nachdem ihr künstlerischer Geschäftsführer Christian Lorenz gehen musste und bekannt wurde, dass die Ausschreibung für die Bühne im Hofgarten aufgehoben werden musste, auf der unter anderem ein großes Klassik-Open-Air-Konzert stattfinden soll.

Bewacht werden die in einer Coburger Firma seriell produzierten Plastiken tagsüber auch von ehrenamtliche Helfern, wie Kröber lobte. Nachts ist eine Sicherheitsfirma im Einsatz. Begleitet wird die Installation, die bis zum 2. Juni zu sehen ist, von einem Rahmenprogramm: Unter anderem steht täglich von 17 bis 18 Uhr Musik auf der Bühne auf dem Programm: An diesem Samstag spielte die Bonner Pianistin Susanne Kessel.

Weitere Infos zum Erwerb der Beethoven-Statuen und zum Rahmenprogramm unter www.unser-ludwig.de.

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