Krisenbaustelle in Bonn 543.000 Euro für Projektsteuerer in der Beethovenhalle

Bonn · Der starke Zeitverzug bei der Sanierung der Beethovenhalle lässt bei der Drees & Sommer GmbH Köln die Kasse klingeln. Die Ratspolitiker sollen weiteres Honorar freigeben – zunächst bis August, am Ende aber wahrscheinlich bis 2024.

 Die Beethovenhalle soll nach Angaben der Stadtverwaltung im Jahr 2024 fertig werden. Der endgültige Terminplan steht aber noch nicht.

Die Beethovenhalle soll nach Angaben der Stadtverwaltung im Jahr 2024 fertig werden. Der endgültige Terminplan steht aber noch nicht.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Firma, von der Stadt seit 2014 mit der Projektsteuerung beauftragt, soll für den Zeitraum Januar bis August 2020 ein Honorar von 543 818 Euro erhalten. So steht es in einer vertraulichen Beschlussvorlage, die am Donnerstagabend dem Hauptausschuss des Rates präsentiert worden ist. Bis Redaktionsschluss lag zwar kein Abstimmungsergebnis vor. Die Stadtverordneten hatten aber im Prinzip keine Wahl, weil Drees & Sommer eine so zentrale Rolle auf der Krisen-Baustelle spielt. Und die Stadtverwaltung hält an der Firma fest.

Bisher hat Drees & Sommer laut städtischer Unterlagen 3,28 Millionen Euro für die Arbeit in der Beethovenhalle erhalten. Vor etwa einem Jahr war wie berichtet die ursprüngliche Honorarvereinbarung ausgelaufen, nachdem die Sanierung wegen massiver Störungen im Bauablauf nahezu zum Erliegen gekommen war. Drees & Sommer forderte ursprünglich 100 000 Euro im Monat für die Fortsetzung des Auftrags. Nachdem der Rat sich quer gestellt hatte, vereinbarte die Kommune eine monatliche Pauschale von 67 977 Euro für die Projektsteuerer – bis ein endgültiger Honorarvertrag für die restliche Bauzeit ausgehandelt sein würde. Das scheint aber noch nicht geschehen zu sein. Bleibt es bei den Monatspauschalen, müsste die Stadt bis 2024 rund 3 Millionen Euro zahlen. In diesem Jahr soll die Beethovenhalle übergeben werden. Geplant war: 2018. Die Gesamtkosten steigen laut Presseamt von 61,5 auf schlimmstenfalls 166 Millionen Euro.

So ganz zufrieden waren Stadtverwaltung und Gebäudemanagement mit Drees & Sommer in den vergangenen Jahren nicht. Es sei „in einigen Fällen dazu gekommen, dass die Projektsteuerungsleistungen nicht in dem vertraglich geschuldeten Umfang bzw. nicht in der geschuldeten Qualität erbracht worden sind“, schreibt die Stadt in einer vertraulichen Antwort auf eine Anfrage des Bürger Bundes Bonn. Man habe dies jeweils schriftlich beanstandet. Seit April, heißt es weiter, hat Drees & Sommer eine „sehr erfahrene“ Projektleiterin aus Bonn vor Ort im Einsatz. Und: Zum jetzigen Zeitpunkt den Projektsteuer zu wechseln, würde die Sanierung nach Einschätzung der Stadt noch weiter zurückwerfen. Medienanfragen bei Drees & Sommer selbst sind fruchtlos, soweit sie die Beethovenhalle betreffen, wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat.

Auf der Tagesordnung des Hauptausschusses stand am Donnerstag auch der Prüfbericht, den das Ingenieurbüro Karl Heinz Schütz + Partner (KHSP) zur Hallensanierung erstellt hat. Darin werden Mängel bei Planung, Verträgen, Kommunikation und Datenverwaltung konstatiert. Nach Stadtangaben sind die KHSP-Empfehlungen inzwischen weitgehend umgesetzt. Die Diskussion zum Prüfbericht vertagte der Hauptausschuss am Abend allerdings auf Antrag der CDU.

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