"Lead City" Bonn 40 Millionen Euro sollen den Nahverkehr ankurbeln

BONN/RHEIN-SIEG-KREIS · Im Rahmen des vom Bund geförderten Projektes "Lead City" sind von 60 Ideen für saubere Luft in Bonn drei Maßnahmen übrig geblieben. Zusätzliche Tarife und Taktverdichtungen im Nahverkehr sollen Autofahrer locken.

Der Bund fördert fünf deutsche Modellstädte mit 130 Millionen Euro. Neben Bonn nehmen Essen, Herrenberg, Mannheim und Reutlingen teil. Das Ziel des auf zwei Jahre angelegten Projekts Lead City ist eine Verbesserung der Luftqualität. Bonn erhält aus dem Fördertopf 37,6 Millionen Euro. Zwei Millionen Euro muss sie selbst beisteuern, um ihre Ideen zur Verbesserung des innerstädtischen Verkehrs umzusetzen. Die Stadt hatte auf Wunsch des Bundes zunächst 60 kurz-, mittel- und langfristig umsetzbare Projekte vorgeschlagen. Darunter auch den Bau einer Hardtbergbahn vom Hauptbahnhof zum Brüser Berg und eine Seilbahn vom UN-Campus auf den Venusberg, die weiterhin geprüft werden. Nach Gesprächen mit dem Bund sind für Lead City drei Maßnahmenpakete geblieben:

Tarife

Ein Klimaticket soll Autofahrer zum Umsteigen bewegen. Es kostet im Jahr 365 Euro, einen Euro pro Tag. Pferdefuß und strittig innerhalb der Kommunalpolitik diskutiert: Nur Neukunden können es beziehen und in Bonn nutzen. Für eine flächendeckende Einführung reicht das Geld nicht, nur etwa 17 000 Tickets sind finanzierbar. "Ich bin zuversichtlich, dass wir ab dem 1. Januar 2019 in der Lage sein werden, das Klimaticket anbieten zu können", sagte Stadtbaurat Helmut Wiesner. Für Firmen soll es einfacher werden, Jobtickets anzubieten. Mit einem Tagesticket sollen fünf Personen zum Preis von einer Person fahren können. Das Tarifbündel kostet 18,3 Millionen Euro, der Bund zahlt 17,1 Millionen.

Taktverdichtungen

Gerade beschlossen hat der Planungsausschuss Taktverdichtungen und Optimierungen im Streckennetz von Bus und Bahn. Unter anderem fahren Straßenbahnen und Stadtbahnen im dichteren Takt am Wochenende. Die Verkehrsbetriebe werden verstärkt aus umliegenden Städten und Gemeinden wie Wachtberg, Sankt Augustin und Niederkassel nach Bonn und zurück fahren. Von den knapp 19,1 Millionen Euro teuren Verbesserungen zahlt der Bund knapp 18,1 Millionen.

Betriebliches Mobilitätsmanagement

2,2 Millionen Euro (2,1 Millionen vom Bund) fließen in den Versuch, gemeinsam mit Arbeitgebern passgenaue Angebote für Angestellte auszuarbeiten. Gemeinsam mit dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg ist ein Konzept entstanden. Ziel ist es, Arbeitnehmer zum Umstieg auf alternative Verkehrsmittel zu bewegen, Fahrgemeinschaften stärker zu bewerben oder Arbeitszeiten so zu verschieben, dass sie außerhalb der Verkehrsspitzen liegen.

Die Wirkung dieser Eingriffe ist kaum absehbar. "Wir haben überschlagen, dass wir mit den derzeitigen Kapazitäten einen Fahrgastzuwachs von fünf bis zehn Prozent verkraften könnten", erklärte Wiesner: "Wir wissen, dass wir das System ausreizen werden, aber wir werden es evaluieren und sehen, wie viele Neukunden wir dauerhaft gewinnen können." Er betont, Lead City sei ein befristetes Projekt. Wenn der Bund die Verkehrswende wirklich unterstützen wolle, dann müsse er nach zwei Jahren weiterfinanzieren.

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