Logistische Meisterleistung in Bonn 37 Tonnen Stahl am Haken

BONN · Baustellen sind Schaustellen. Und wenn es sich um so spektakuläre Bauvorhaben handelt wie den Umbau des einstigen Commerzbankgebäudes auf dem Münsterplatz erst recht. Zahlreiche Schaulustige verfolgten dort gestern Vormittag eine logistische Meisterleistung.

 Der Stahlträger wird mit einem Kran auf das Dach des ehemaligen Dresdner- beziehungsweise Commerzbank-Hauses am Münsterplatz gehoben.

Der Stahlträger wird mit einem Kran auf das Dach des ehemaligen Dresdner- beziehungsweise Commerzbank-Hauses am Münsterplatz gehoben.

Foto: Volker Lannert

Mit Hilfe eines Krans hievten die Bauarbeiter jeweils 37 Tonnen schwere Stahlträger auf das Dach des Gebäudes. Kritik gab es allerdings von einigen Passanten an der aus ihrer Sicht mangelnden Baustellensicherung. Angeliefert worden waren die Stahlträger - sogenannte Dachbinder - in den frühen Morgenstunden von einem Schwerlasttransporter. Für die Entladung des Sattelschleppers hatten die Arbeiter einen kleinen Teil des Platzes vor dem Münster mit Gittern abgesperrt.

Festgezurrt an dicken Eisenketten schwebten die Stahlträger dann später ein Stück über den Münsterplatz über den Köpfen der Zuschauer hinweg auf das Dach des Gebäudes, das seit Mai 2014 kernsaniert wird. Wie berichtet, investieren die Eigentümer - die Development Partner AG aus Düsseldorf und der Neusser Coinel-Development GmbH - in das künftige Geschäfts- und Bürogebäude, in dem nach GA-Informationen ursprünglich auch ein Apple-Store unterkommen sollte, rund 40 Millionen Euro.

Weil die denkmalgeschützte Fassade erhalten werden musste, kann es nur innen komplett kernsaniert werden. Eine ganze Weile erinnerte die Baustelle deshalb optisch an das Colosseum in Rom. Gestern kam einigen Zuschauer allerdings eine ganz andere Assoziation in den Sinn: Sie erinnerten an den umgestürzten Kran auf einer Baustelle in der Stadtmitte Leipzigs am vorigen Sonntag. Bei dem Unfall kam der Kranführer ums Leben. Die Polizei dort wertete es als Glück im Unglück, dass an dem Morgen keine Passanten in der beliebten Flaniermeile unterwegs gewesen seien.

Auf die Frage, wie die Stadt Bonn die Baustellensicherungsmaßnahmen bei dem komplexen Projekt am Münsterplatz kontrolliert, erklärte Vizestadtsprecher Marc Hoffmann: "Die Verantwortung liegt bei der Bauleitung." Die Bauordnung lasse an der Verantwortlichkeit keinen Zweifel. Hoffmann verwies auf Paragraf 14 der Bauordnung: "Bei Bauarbeiten, durch die unbeteiligte Personen gefährdet werden können, ist die Gefahrenzone abzugrenzen oder durch Warnzeichen zu kennzeichnen." Darüber zu wachen habe die Bauleiterin oder der Bauleiter. Ralf Bettges, Sprecher der Bauherren, sagte, man setze sich deswegen mit dem Bauunternehmen noch in Verbindung.

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