Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst 300 Lehrkräfte aus Bonn und der Region streikten

Bonn · Monatlich etwa 500 Euro weniger als seine Kollegen verdient ein Berufsschullehrer in Vollzeit, wenn er nicht verbeamtet, sondern nur angestellt ist. Da kommt in einem Arbeitsleben schon eine Stange Geld im sechsstelligen Bereich zusammen.

Grund genug für rund 300 Lehrkräfte aus Bonn und der Region im Rahmen der bundesweiten Warnstreikwelle am Mittwoch ebenfalls die Arbeit niederzulegen. Treffpunkt war am frühen Morgen das DGB-Haus in Endenich, wo die Streikenden erst einmal mit Brötchen und warmen Getränken versorgt wurden.

Später zogen die Lehrer unter Polizeigeleit durch die Weststadt in die City, wo sie lautstark "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" skandierten. Der Demonstrationszug löste sich nach einer Kundgebung auf dem Bottlerplatz gegen Mittag wieder auf. In Bonn sind Horst Lüdtke zufolge rund 500 von insgesamt 3172 Lehrkräften im Angestelltenverhältnis und gegenüber ihren verbeamteten Lehrerkollegen finanziell deutlich schlechter gestellt.

Damit liege die Bundesstadt nur leicht unter dem Landesdurchschnitt, sagte der Geschäftsführer der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bonn. Die "Zwei Klassen-Gesellschaft" unter den Lehrern bestehe vor allem an den Real-, Haupt- und Gesamtschulen sowie an den Berufskollegs, so Lüdtke.

Angestellte Lehrer an den Gymnasien verfügten meistens über befristete Arbeitsverträge; sie könnten in der Regel mit einer Verbeamtung rechnen. Die GEW will nun mit den Arbeitgebern eine Entgeltordnung abschließen, die die langjährige Benachteiligung der angestellten Lehrer endlich beendet.

Sie fordert außerdem einen ersten Einstieg in einen Tarifvertrag für die Eingruppierung der Lehrkräfte Bisher wird die Eingruppierung durch Erlasse des Landes geregelt. Trotz des Streiks kam es nach GA-Informationen zu keinem nennenswerten Unterrichtsausfall. Für Verwunderung sorgte bei einigen Schulleitern indes ein aktueller Erlass des Landes, nach dem Beamte ihre streikenden angestellten Kollegen nicht im Dienst vertreten dürfen.

Das sei den Arbeitskampfrichtlinien der Tarifgemeinschaft der Länder geschuldet, hieß es aus der Pressestelle der Bezirksregierung Köln, und beziehe sich nicht allein auf Lehrer. Nicht als Warnstreik, sondern als "aktive Mittagspause" deklarierten Uni-Mitarbeiter ihre Protestaktion, die sie parallel zur Lehrerdemo auf dem Münsterplatz veranstalteten.

Mit Liegestühlen machten sie auf eine ihrer größten Sorge aufmerksam: Sie fürchten, dass ihnen bei den laufenden Tarifverhandlungen weitere Urlaubstage im Jahr gestrichen werden. "Die Arbeitgeber wollen, dass nicht nur neu eingestellte, sondern alle Mitarbeiter bis zu vier Tage weniger Urlaub erhalten", sagte Uni-Sekretärin Raja Bernard.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Kunstgeschenk für Bonn
Stiftung für das Kunstmuseum Bonn Kunstgeschenk für Bonn
Aus dem Ressort