Schmuddelecken an der Beethovenhalle 30 Meter lange Banane auf dem Dach

Bonn · US-Studenten machen sich Gedanken zur künstlerischen Gestaltung des unattraktiven Umfelds der Halle. Die einen bewerten sie als Relikt der Nachkriegzeit andere finden sie einfach nur hässlich.

 Ausstellung im Stadthaus von Austausch-Studierenden der Penn State University mit künstlerischen Ideen zur Umfeldgestaltung an der Beethovenhalle.

Ausstellung im Stadthaus von Austausch-Studierenden der Penn State University mit künstlerischen Ideen zur Umfeldgestaltung an der Beethovenhalle.

Foto: Martin Wein

Erik Boyer versteckt sich nicht hinter Höflichkeitsfloskeln. „Ich hätte nicht gedacht, dass es im Umfeld eines so zentralen Gebäudes so schmuddelig aussieht“, sagt der US-Austauschstudent und zeigt auf ein Wandplakat. Fein säuberlich sind dort Coladosen, Bierbüchsen, Bonbonpapiere, grüne Plastiktüten, Kronkorken, Zigarettenstummel und noch ganz andere Dinge ordentlich sortiert präsentiert wie römische Artefakte im Landesmuseum.

Gesammelt hat der angehende Landschaftsplaner den Müll an einem Nachmittag im direkten Umfeld der Beethovenhalle. Und gemeinsam mit seinem Kommilitonen Zachary Wright würde er sie genau dort gerne ausstellen in einer Art moderner Industriearchäologie. Sogar einen Hingucker haben die jungen Männer sich ausgedacht. Eine überdimensionale, 30 Meter lange Bananenschale auf dem Dach der Halle könnte – Stichwort Bananenrepublik – nicht nur Besucher neugierig machen, sondern gleichzeitig die hässliche schwarze Plane ablösen, die auf dem Hallendach seit neun Jahren als „Provisorium“ weitere Schäden verhindern soll.

Vielleicht – so frohlocken die Spaßvögel – gäbe es sogar einen potenten Bonner Sponsor dafür, der ja auch ein markantes Gelb im Logo trage und viel Geld für den geplatzten Neubau des Festspielhauses gespart habe.

Immerhin kennen die Studenten hässlichere Bauten

Boyer und Wright gehören zu einer Gruppe Studenten der Pennsylvania State University, die, vermittelt und betreut durch die Akademie für Internationale Bildung (AIB), derzeit ein Austauschsemester in Bonn verbringt. In einem Workshop haben sich die jungen Leute und der Berliner Künstler Thorsten Goldberg mit der Bonner Beethovenhalle beschäftigt und Ideen zur künstlerischen Gestaltung ihres Umfelds entwickelt.

Das Gebäude kommt bei den angehenden Landschaftsplanern dabei unterschiedlich an. John Hall versteht sie als Relikt der Nachkriegszeit. „Ich kann nachvollziehen, dass die Bonner keinen neuen Bau wollten, nachdem dies schon die dritte Halle ist“, sagt er.

Zachary hätte konsequent neu gebaut. Matthew Gawarzewski kennt immerhin hässlichere Bauten: „Man sollte vor allem das Umfeld dringend attraktiver machen. Es liegt doch mitten in der Stadt.“

Auch wenn die Grünflächen um die Halle seit einigen Jahren unter Denkmalschutz stehen, plädieren die angehenden Planer doch für behutsame Anpassungen. Bessere Beleuchtung, ansprechende Sitzgelegenheiten und eine bessere Anbindung an die Innenstadt und den Rhein sind Stichworte. Und dann natürlich etwas Kunst: Statt der Müllthematik greifen Hall, Gawarzewski und Grace Houpt das Thema Klang auf.

Für den Abhang zum Rhein haben sie sich eine Art Wind-Schlagzeug ausgedacht. Der Wind könnte einen Wald aus Klangelementen aus Holz und Metall auf Fieberglasstangen gegeneinander schlagen.

Bailun Zhang und Hailey Rohn haben sich künstlerisch der Flüchtlingsproblematik angenähert. Schließlich wird das ehemalige Studentenwohnheim am Erzbergerufer neben der Beethovenhalle ebenfalls von Neuankömmlingen bewohnt. Nach Beobachtung der beiden fehlt es indessen selbst in der Innenstadt an Austausch. Eine künstliche Insel in Form der Beethovenhalle mit zwei Brücken zur Halle und zum Flüchtlingsheim könnte einen neutralen Ort des Austauschs schaffen.

Die Entwürfe sind bis 16. Februar im Stadthaus ausgestellt.

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