Bonner Landgericht 27-Jähriger muss dauerhaft in psychiatrische Klinik

Bonn · Das Bonner Landgericht hat einen 27-jährigen Mann wegen seiner Gefährlichkeit endgültig weggesperrt. Zuvor gab es zwei Angriffe gegen Mitarbeiter der Bonner LVR-Klinik.

 In der LVR-Klinik am Kaiser-Karl-Ring ist die einzige Bonner Psychiatrie untergebracht.

In der LVR-Klinik am Kaiser-Karl-Ring ist die einzige Bonner Psychiatrie untergebracht.

Foto: Volker Lannert

Seine beste Freundin ist die Bundeskanzlerin. Mit Angela Merkel, aber auch anderen Prominenten pflegt er einen guten Kontakt, sagt der junge Mann auf der Anklagebank des Bonner Landgerichts fast ein wenig schüchtern.

Tatsächlich ist der 27-Jährige allerdings bislang eher auf der Schattenseite des Leben gelaufen – und mehr in Kliniken zu Hause gewesen als auf Glamourparketten. Gegenüber dem medizinischen Fachpersonal trat er in einer Weise auf, dass sogar erfahrenes Klinikpersonal traumatisiert ist.

Bereits als Schüler hatte er psychiatrische Probleme, die durch Alkohol und Cannabis eher verstärkt wurden; seit neun Jahren ist er regelmäßiger Gast in der Bonner Landesklinik, meistens ein unauffälliger Patient. Bis er zum Gewalttäter wird, der mit seinen Aggressionen Amok läuft, sodass selbst gestandene Mitarbeiter Angst um ihr Leben hatten.

Das Bonner Landgericht hat ihn am Mittwoch endgültig weggesperrt. Wegen seiner Gefährlichkeit wurde seine Unterbringung in eine psychiatrische Klinik angeordnet. Für die beiden Großangriffe gegen Mitarbeiter der Bonner LVR-Klinik könne er strafrechtlich nicht zur Verantwortung gezogen werden, da er wegen seiner schweren Erkrankung schuldunfähig war, so der Kammervorsitzende Marc Eumann gestern in der Begründung. Er habe nicht gewusst, was er tut.

So auch bei seinem Auftritt am 13. August des vergangenen Jahres: An diesem Tag war der 27-Jährige aus eigener Initiative in die Klinik gekommen. Als dem Patienten gegen 18 Uhr im Raucherraum das Feuerzeug – ein verbotenes Utensil in der Klinik – von vier Mitarbeitern abgenommen werden sollte, kam es zur Eskalation.

Der 27-Jährige warf Stühle und Tische gegen das Personal, drohte, mit einem eisernen Tischbein eine Mitpatientin zu erschlagen und kniff einem Pfleger, der ihn stoppen wollte, in die Genitalien. Die herbeieilende Stationsärztin streckte er sofort mit einem Faustschlag nieder, sodass die 28-Jährige bewusstlos umfiel und sich dabei empfindlich verletzte. Vier Pflegern gelang es schließlich, den Mann zu fixieren.

Zwei Jahre zuvor – im Februar 2016 – hatte es bereits einen ähnlichen Gewaltausbruch gegeben: Der Angeklagte, damals ebenfalls Patient, hatte drei Mitarbeiterinnen, die im Eingangsbereich der Klinik eine Pause machten, Cannabis angeboten. Als diese ablehnten, beleidigte er sie, zog einen schwarzen Stock und drohte ihnen, er werde sie „jetzt kaputt schlagen“.

Die drei Krankenschwestern bekamen es mit der Angst, verschanzten sich in einem Raum. Aber der Patient verfolgte sie, schlug die Tür ein und jagte ihnen bis ins Stationszimmer nach. Der Aggressionsausbruch habe alle drei Frauen „ziemlich beeindruckt“, sagte Marc Eumann – und das, obwohl „das Unnormale“ zu ihrem Alltag gehört“.

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