Attacke in Muffendorf 26-Jähriger wegen Totschlags angeklagt

Bad Godesberg · Die tödliche Messerattacke am 3. April vor der Flüchtlingsunterkunft in Muffendorf beschäftigt demnächst das Bonner Schwurgericht.

Wie Oberstaatsanwalt Robin Faßbender mitteilte, wurde der 26-jährige Heimbewohner aus dem Kosovo, der einen 32-jährigen Heimmitbewohner aus Albanien mit mehreren Stichen ins Herz getötet haben soll, nun wegen Totschlags angeklagt.

Außerdem wirft die Anklage dem Mann Körperverletzung und versuchte gefährliche Körperverletzung zum Nachteil eines weiteren 30-jährigen Albaners vor. Der war zunächst irrtümlich als Mittäter angesehen und sogar in Untersuchungshaft gesteckt worden, bevor sich herausstellte, dass er in Wahrheit nur seinem Landsmann hatte helfen wollen und selbst von dem Kosovaren angegriffen worden war. „Er war nicht Angreifer, sondern Verteidiger“, so Faßbender.

Wie der Behördensprecher erklärte, soll es gegen 18.50 Uhr vor der Unterkunft in der Deutschherrenstraße zu einer zunächst verbalen Auseinandersetzung zwischen dem Angeklagten und dem später Getöteten gekommen sein, die am Ende gewalttätig wurde. Als der 30-jährige Albaner eingreifen wollte, um zu schlichten, soll ihm der Kosovare einen Kopfstoß ins Gesicht verpasst haben.

Laut Anklage fielen der Angeklagte und sein Opfer schließlich in ein Gebüsch, wobei der Albaner rückwärts auf den Boden stürzte. Und nun soll ihm der 26-Jährige eine Vielzahl von Messerstichen versetzt haben. „Spätestens jetzt handelte der Angeklagte in Tötungsabsicht“, erklärte Behördensprecher Faßbender. Drei der Stiche trafen, wie die Obduktion später ergab, das Herz und führten zum Tod.

Auch auf den 30-jährigen Landsmann soll der 26-jährige versucht haben einzustechen, heißt es in der Anklage. Denn als der Albaner versuchte, seinem Landsmann beizustehen, versuchte der Angeklagte den Ermittlungen zufolge auch ihn mit dem Messer zu treffen, und zwar in die Füße. Doch der 30-Jährige schaffte es, den Stichen auszuweichen. Seinem Landsmann konnte er nicht mehr helfen: Obwohl Ärzte um das Leben des 32-Jährigen kämpften, starb er an Ort und Stelle.

Der 26-Jährige ließ sich laut Faßbender von der Polizei widerstandslos festnehmen. Gegen ihn und auch den 30-jährigen Albaner wurde Haftbefehl wegen Totschlagsverdachts erlassen. Doch die Unschuld des 30-jährigen steht laut Faßbender inzwischen fest. Er gilt als einer der wichtigsten Zeugen, an dessen Glaubwürdigkeit es keinen Zweifel gebe. Und so glauben die Ermittler auch ihm und nicht dem Angeklagten, der behauptet, in Notwehr gehandelt zu haben: Das Messer habe im Gebüsch im Boden gesteckt, und er habe es nur genommen, um sich zu wehren. Doch für die Ermittler sprechen die Stichverletzungen an Armen und Beinen des Getöteten dafür, dass er sich gegen den Messerangriff gewehrt hat.

Hintergrund der Tat soll ein schwelender Streit zwischen den beiden Männern gewesen sein. So warf der Angeklagte dem Opfer vor, ihn als Brandstifter eines Müllcontainers im Heim angeschwärzt zu haben. Tatsächlich fiel der Angeklagte, der in der Heimat Frau und Kinder hat, den Ermittlern zufolge immer wieder – auch im Heim – auf. Er soll polizeibekannt sein wegen Eigentums- und Gewaltdelikten, laut Faßbender wurde bereits vor dieser Tat gegen ihn auch wegen Raubes ermittelt. Und, so Faßbender: Auch im Kosovo laufe gegen ihn ein Verfahren, weil er dort 2015 an einem Anschlag beteiligt gewesen sein soll. Medienberichten zufolge soll er den Bürgermeister von Mitrovica angegriffen habe. Dort soll er auch als Jugendlicher in einer Bar eine Explosion verursacht haben, bei der viele Menschen verletzt wurden.

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