„Wir sind alle Afrin“ 2000 Kurden demonstrieren gegen den Einmarsch der Türkei in Syrien

Bonn · Am Samstagnachmittag demonstrierten rund 2000 Kurden gegen der Einmarsch der Türkei in Syrien. Präsident Erdogan ist für sie Schuld an der Situation.

Für die Demonstranten war der Schuldige eindeutig zu benennen: „Erdogan, Terrorist“ riefen die rund 2000 Kurden und linken Aktivisten, die am Samstag mit einem Marsch durch die Bonner Innenstadt gegen den Einmarsch der Türkei in Syrien protestiert haben. Der türkische Präsident gilt mit seinen nationalistischen Ansichten und seiner radikalen Politik in gewissen Kreisen schon lange als der Teufel in Menschengestalt, und seine Angriffe auf die Kurdenmiliz YPG in der Provinz Afrin untermauern dieses Feindbild nur.

Kein Vorwurf war an diesem Nachmittag öfter zu hören als der bereits genannte, auch wenn Kritik an der Rüstungspolitik der Bundesrepublik ebenfalls regelmäßig durch die Straßen schallte. „Deutsche Panzer raus aus Afri“, hieß es immer wieder, andere forderten gar „raus aus Kurdistan“ und schwenkten dabei die entsprechende Flagge.

Schon um 13 Uhr versammelten sich die Demonstranten auf dem Bottlerplatz, der sich innerhalb kürzester Zeit in ein Fahnenmeer verwandelte. Während auf dem benachbarten Münsterplatz Karnevalslieder erklangen, übte sich die Menge hier in Schlachtrufen. Dabei blieb es aber friedlich, wie die Polizei vor Ort mitteilte.

Lediglich vereinzelt wurden Demonstranten wegen des Tragens verbotener Symbole ermahnt. „Das hat aber auch damit zu tun, dass einige Gruppen auch aus dem benachbarten Ausland angereist sind“, erklärte ein Beamter auf Nachfrage. „Diese Menschen erfahren dann zum Teil erst vor Ort, dass in der Bundesrepublik bestimmte Flaggen wie etwa die der PKK oder auch das Porträt von Abdullah Öcalan in der Öffentlichkeit nicht gestattet sind. Wenn wir dann darum bitten, diese Gegenstände nicht mehr zu zeigen, akzeptieren die meisten das ohne Widerspruch.“ Gegen eine Person wurde eine Strafanzeige wegen Beleidung erstattet.

Im Anschluss auf die Auftaktkundgebung zogen die Demonstranten friedlich über Friedens- und Bertha-von-Suttner-Platz, wo die Menge noch einmal für etwa 30 Minuten Halt machte, bevor sie über den Belderberg zurück zum Ausgangspunkt marschierte. Dort soll sich die Versammlung gegen 18 Uhr auflösen. Die Kundgebung war die bislang größte Protestaktion der kurdischen Gemeinde gegen die Militäroperation „Olivenzweig“ – zuvor hatte es etwa am Montag eine Demonstration auf dem Münsterplatz gegeben, zu der etwa 350 Teilnehmer kamen.

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