Vor 40 Jahren in Bonn 20.000 protestieren in der Innenstadt

Bonn · Rote Fahnen beherrschen den Münsterplatz am 22. Juni 1976: Bei einer Kundgebung der Vereinigten deutschen Studentenschaften protestieren 20 000 junge Akademiker gegen Berufsverbote, das Hochschulrahmengesetz und eine Abschaffung des Numerus clausus.

Im Laufe der Veranstaltung tritt allerdings der Besuch von Balthazar Johannes Vorster, damaliger Staatspräsident von Südafrika, in den Mittelpunkt.

Polizeieinheiten aus ganz Nordrhein-Westfalen stehen in Bereitschaft, doch zu Zwischenfällen kommt es nicht. Die vereinigten Studentenschaften fordern für alle das Recht auf Ausbildung und Arbeit und damit eine Abschaffung der so genannten „Berufsverbote“. Doch schnell richtet sich der Protest überwiegend gegen aktuelle Ereignisse, den Besuch Vorsters und die Apartheid-Politik der südafrikanischen Regierung.

„Lieber Gott, mach mich krumm, dass ich in den Staatsdienst kumm“

Der Beginn der Kundgebung ist an diesem Tag für 13.30 Uhr vorgesehen. Zuvor flanieren Studenten aus allen deutschen Studentenstädten in mehreren Marschblöcken auf den Münsterplatz. Fliegende Händler haben dort ihre Imbiss-Stände aufgebaut. Studentinnen verkaufen biologisch korrektes Studentenfutter in Form von Schwarzbrot mit Salatblättern. Andere Protest-Profis verteilen Lutscher und Lakritze, um die Wartezeit zumindest gefühlsmäßig zu verkürzen. Zeitungen und Flugblätter verbreiten sich schnell unter den Demonstranten.

Der Münsterplatz gleicht einem roten Fahnenmeer. Auf Transparenten stehen Sprüche wie: „Lieber Gott, mach mich krumm, dass ich in den Staatsdienst kumm“ und „Mit Maulkorb und Berufsverbot macht keiner Demokraten tot“. Der Fernsehwagen der Polizei zeichnet von der Hauptpost aus die Studenten auf dem Bonner Münsterplatz auf.

Kurz nach 16 Uhr ist die Kundgebung offiziell beendet, und die Studenten verteilen sich in der Bonner Fußgängerzone. Würstchenbuden und andere Imbiss-Stände haben an diesem Tag Hochkonjunktur. Die letzten Demonstrationen enden schließlich gegen 19.30 Uhr.

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