Jugendlicher vor Jugendschwurgericht Bonn 16-Jährigem wird Mord auf dem Heiderhof vorgeworfen

Bonn · Er ist 16 Jahre alt und steht wegen Mordes vor Gericht. Seit Dienstag muss sich der Jugendliche vor dem Bonner Jugendschwurgericht verantworten, weil er am 24. September vergangenen Jahres auf dem Heiderhof einen 18-jährigen mit einem Stich ins Herz tötete.

Aus Jugendschutzgründen findet der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit und auch der Medien statt. Die werden jedoch anschließend vom Gericht über das Wesentliche informiert und erfahren: Der 16-Jährige, der seit dem Tattag in Untersuchungshaft sitzt, hat gleich zu Beginn der Verhandlung ein umfassendes Geständnis abgelegt und die Anklage bestätigt. Die wirft ihm vor, dass er am Tatabend zur Haltestelle Ollenhauerstraße fuhr, um sich dort mit dem 18-Jährigen und dessen 16-jährigem Kumpel zu treffen und ihnen Marihuana zu verkaufen.

Der 18-Jährige kam mit dem Auto, der Angeklagte stieg ein, und zu dritt fuhren sie auf den Heiderhof, wo sie in dem abgelegenen Ließemer Weg anhielten. Hier stieg das Trio aus, setzte sich auf eine Bank, wo das Marihuana aufgeteilt wurde. Und plötzlich, so die Anklage, schnappte sich der 18-Jährige die Drogen und rannte zum Auto, gefolgt von seinem 16-jährigen Freund. Auch der Angeklagte lief hinterher, um sich das Marihuana zurückzuholen, es kam zu einer tätlichen Auseinandersetzung, und plötzlich zog der 16-jährige Angeklagte ein Messer, stach zu und traf den 18-Jährigen ins Herz.

Der Angeklagte flüchtet nach der Tat

Panik brach aus, der Freund des Verletzten schrie den Angeklagten immer wieder an, er solle den Notruf wählen, was der schließlich auch tat. Doch weil beide nicht genau wussten, wo sie waren und wie die Straße hieß, dauerte es 20 Minuten, bis die Rettungskräfte eintrafen. Das hatte der Angeklagte allerdings nicht abgewartet und war geflüchtet. Doch der Freund des Opfers konnte ihn benennen, und wenig später wurde der Angeklagte festgenommen.

Der 18-Jährige konnte zwar zweimal reanimiert werden, doch alle Versuche in der Uniklinik, das Leben des Bad Godesberger Gymnasiasten zu retten, scheiterten: Ohne noch einmal das Bewusstsein erlangt zu haben, starb er am nächsten Tag. Sein Vater nimmt nun als Nebenkläger am Prozess teil und sitzt dem Täter gegenüber.

Keine kriminelle Vorgeschichte

Wie das Gericht nach dem ersten Prozesstag mitteilt, sei der Angeklagte zwar gefasst gewesen, aber er habe beteuert: Was er getan habe, tue ihm furchtbar leid. Und er habe versichert: „Ich habe nie und nimmer gewollt, dass er stirbt.“ Den Informationen zufolge hat der 16-Jährige keine kriminelle Vorgeschichte. Allerdings begann er schon mit zwölf Jahren, Marihuana zu rauchen, laut Gericht hat er eine eher traurige Familiengeschichte: Als er noch klein war, wurde seine Mutter schwer krank, sein Vater pflegte sie, verlor seinen Job, und die Familie geriet zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten. Und weil für den Sohn nur wenig Zeit war, kam er für einige Jahre ins Internat.

Weniger gefasst als der Angeklagte war dem Gericht zufolge der 16-jährige Freund des Opfers im Zeugenstand: Der Jugendliche verlor immer wieder die Fassung und brach bei der Schilderung des Tatabends so in Tränen aus, dass die Verhandlung unterbrochen werden musste. Der Prozess wird fortgesetzt.

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