"Weg der Demokratie" 150 Bonner folgen CDU-Politiker Wolfgang Bosbach

BONN · Wolfgang Bosbach könnte auch noch einmal zwei Stunden erzählen, wenn er den "Weg der Demokratie" im Bonner Regierungsviertel bis zum Ende gehen würde.

 Der SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber (rechts) als Megafon-Träger: Wenn Wolfgang Bosbach (2.v.r.) aus alten Zeiten erzählt, kann das ein anstrengender Job werden.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber (rechts) als Megafon-Träger: Wenn Wolfgang Bosbach (2.v.r.) aus alten Zeiten erzählt, kann das ein anstrengender Job werden.

Foto: Nicolas Ottersbach

Am Samstag war bei der Führung mit rund 150 Gästen aber schon bei der Hälfte Schluss, weil er sich an zu viele Anekdoten aus dem alten Bonner Regierungsleben erinnerte. Langweilig war es dank seiner hemdsärmeligen Art und seines rheinischen Akzents trotzdem nicht. Da wurde Bundestags-Kollege Ulrich Kelber von der SPD freiwillig zum Megafon-Träger.

Wie schnell politische Karrieren beginnen und beendet werden können, beschrieb Bosbach vor dem Plenarsaal. "Vor wichtigen Abstimmungen gab es morgens einen Zählappell", sagte er. Da sei schon aufgefallen, dass ein frisch gewähltes Bundestagsmitglied von der baden-württembergischen CDU fehlen würde. Man wusste, wo er schlief, und um sich Zeit zu verschaffen, wurde die damalige Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth gebeten, sich beim Aufrufen der Namen Zeit zu lassen. "Er stand ziemlich weit unten", so Bosbach.

Derweil versuchte Bosbach, den Neuen per Telefon zu erreichen, doch schon an der Rezeption der Bonner Pension war Schluss. "Liebe Frau, so stellen Sie mich doch bitte durch, das Land steht auf der Kippe!", soll Bosbach damals eindringlich gewarnt haben. Er scheiterte. Und so war für Reinhard Grindel, früher der Leiter des Bonner Büros für das ZDF, klar, dass es dramatische Fernsehbilder geben würde.

"Der veranlasste, dass eine Kamera immer den Eingang des Bundestags filmte", erzählte Bosbach. Kurz bevor Süßmuth am Ende angelangt war, kam dann der neue Mandatsträger hereingehetzt, musste zunächst an seinem Landsmann Wolfgang Schäuble vorbei, der nicht begeistert war. Kanzler Kohl hatte in der Zeit schon herausgesucht, dass es sich um einen Lehrer handelte. "Das war seine erste und letzte Wahlperiode", so Wolfgang Bosbach.

Am Langen Eugen, in dem Bosbach sein Büro im 17. Stock hatte, erinnerte er sich an seine besten Zeiten bei der "einzig wahren Fußball-Nationalmannschaft, weil sie gewählt und nicht wie bei Löw berufen wird", dem FC Bundestag. Aus zeitlichen und gesundheitlichen Gründen sei er nicht mehr so aktiv wie früher, demnächst stehe ein Spiel gegen die Diabetes-Liga in Berlin an.

"Hier in Bonn kam es immer mal wieder vor, dass der Platz bei Rheinhochwasser komplett verschwand", erzählte Bosbach. Das habe auch mit dem eigenen Auto passieren können, sofern der Pförtner einen nicht darauf hingewiesen hatte, dass der Pegel steigen würde.

Er fand auch kritische Worte, für die er viel Applaus bekam. Angefangen beim rheinischen Karneval, den er seit Jahren vergeblich versucht, in Berlin zu etablieren - "den kann man einfach nicht exportieren, die schunkeln nicht, die gucken nur zu" - ging er zum Berlin/Bonn-Gesetz über. Es gebe zwei Varianten, ein Haus einzureißen. "Aufmerksamkeitserregend mit der Abrissbirne oder langsam Stein für Stein, bis es zusammenstürzt", sagte Bosbach.

Letzteres werde gerade auf Bundesebene mit Bonn getan. "Deutschland ist föderal, wir brauchen nicht alles zentralistisch in Berlin", sagte Bosbach.

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