Tagung 140 Bauern beim Rheinischen Obstbautag in Röttgen

Bonn · Sie heißt Drosophila suzukii oder auch Kirsch-Essigfliege, stammt aus Asien, vermehrt sich rasend schnell und ist auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Von den einheimischen Fruchtfliegen unterscheidet sie sich dadurch, dass sie geringfügig größer ist und nicht überreifes Obst befällt, sondern intakte weichschalige Früchte zur Eiablage verwendet.

 Kritischer Blick: Nur 30 Prozent der normalen Pflaumenernte wurden laut der Landesfachgruppe Obstbau im vergangenen Jahr erreicht. Der Grund waren Witterungsextreme.

Kritischer Blick: Nur 30 Prozent der normalen Pflaumenernte wurden laut der Landesfachgruppe Obstbau im vergangenen Jahr erreicht. Der Grund waren Witterungsextreme.

Foto: dpa

Auch in Alfter sind im vergangenen Jahr schon zwei Exemplare aufgetaucht - keine gute Nachricht, die Fachreferent Michael Breuer vom Weinbau-Institut Freiburg Weinbauern und Obstanbauern der Region beim Rheinischen Obstbautag in Bonn-Röttgen mitteilte. Denn bei der Bekämpfung des Insektes stehen die Wissenschaftler noch am Anfang.

Obstbauer Hans-Josef Schmitz aus Meckenheim-Ersdorf, einer von etwa 140 Tagungsteilnehmern, hat für seine Apfelplantagen allerdings nichts zu befürchten, denn die Drosophila suzukii mag lieber Beerenfrüchte, Kirschen und Weintrauben. Nur seine Pflaumenbäume sieht Schmitz bedroht: "Man wird sich darauf einstellen müssen", bewertet der Landwirt das neue Problem, das in seinen Augen einen weiteren Baustein bedeutet, der die Produktion schwieriger und teurer macht.

Der heutige Obstbauer müsse nicht nur Pflanzenschützer und -ernährer sowie Baumschnittexperte sein, er müsse sich auch mit Maschinentechnik, Betriebswirtschaft, Büroorganisation und Marketing auskennen, beschreibt Peter Muß, stellvertretender Geschäftsführer des Provinzialverbandes Rheinischer Obst- und Gemüsebauern, Bonn, die Anforderungen an den Berufsstand.

Zur Weiterbildung und zum Austausch unter Berufskollegen diene der Rheinische Obstbautag, der zum vierten Mal stattfand und vor allem einer intensiven fachlichen Zusammenarbeit auch über die Landesgrenzen hinweg Rechnung trage. "Nur zusammen mit den Kollegen aus Rheinland-Pfalz sind wir stark genug, ein lebendiges Obstbaugebiet zu erhalten, das sich messen kann mit den Obstbaugebieten Bodensee und Altes Land und deren Forschungseinrichtungen", betonte der Vorsitzende der Landesfachgruppe Obstbau, Andreas Mager.

Die Region Mitte stehe, wenn man Beeren- und Steinobst sowie die Selbstvermarktung berücksichtige, sehr gut da. Das vergangene Jahr war laut Mager von Witterungsextremen beherrscht. Nur 30 Prozent der normalen Pflaumenernte und 50 Prozent der Birnenernte seien erreicht worden. Glimpflich davongekommen seien aber die Apfelanbauer der Region mit etwa 80 Prozent des Normalertrages. Süßkirschen- und Erdbeersaison waren verregnet, was zu starken Ausfällen führte, so Mager weiter.

Die Landesfachgruppe Obstbau habe sich schwerpunktmäßig der Biodiversität, der Artenvielfalt im Obstbau, und der Einrichtung einer zentralen Berufsschulklasse für Obstbau-Auszubildende gewidmet, führte der Fachmann außerdem aus. Auch solle der Standort Klein-Altendorf des Kompetenzzentrums Gartenbau gestärkt werden.

Weitere Themen der Fachvorträge bei der Tagung waren der Bio-Markt für Obst in Europa, Methoden zur Vogelabwehr, Abdriftschäden durch Pflanzenschutzmittel und Pflanzenschutzmittelzulassungen. Besonders die Apfelbauern interessierten sich für die Informationen zu Spinnmilben, die mit Hilfe von Nützlingen bekämpft werden können, und zur Ausdünnung von Kern- und Steinobst bereits während der Blütezeit mittels Maschinentechnik.

Zum Rheinischen Obstbautag hatten der Provinzialverband, die Landwirtschaftskammer NRW und das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz gemeinsam geladen.

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