Nach Lkw-Unfall in Bonn 120 Menschen gedenken verstorbener Radfahrerin

Bonn · Am Dienstagabend hat in der Bonner Innenstadt eine Mahnwache für die 25-jährige Radfahrerin stattgefunden, die am Montag bei einem Unfall mit einem Lkw tödlich verletzt wurde. Dazu aufgerufen hatte der ADFC.

Ein großer Trauerkranz, viele weiße Rosen und weiße Kerzen stehen am Straßenrand des Heinrich-Böll-Ringes. Auf dem angrenzenden Parkplatz eines Autohauses haben sich am Dienstagabend mehr als 120 Menschen versammelt, die größtenteils weiß gekleidet sind und schweigen. Annette Quaedvlieg, Vorsitzende des Bonner Kreisverbandes des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) steht ebenfalls am Rande und schüttelt den Kopf. „Wir sind fassungslos und traurig. Solche Unfälle sind vermeidbar“, sagte Quaedvlieg. Unentwegt werden weitere Blumen und Kerzen niedergelegt.

Zu der Mahnwache hatte der ADFC geladen, um der am Montagvormittag tödlich verunglückten Radfahrerin zu gedenken. Die 25-Jährige wurde an der Kreuzung Bornheimer Straße/Heinrich-Böll-Ring von einem Lastwagen erfasst und dabei schwer verletzt. Kurz nach ihrer Einlieferung in die Bonner Uni-Klinik verstarb die junge Frau. Am Dienstag konnte Polizeisprecher Simon Rott auf GA-Anfrage noch keine neuen Erkenntnisse zum Unfallhergang mitteilen, da sich die zuständigen Stellen noch mitten in den Ermittlungen befänden.

„Die Stadt Bonn ist von dem tödlichen Unfall tief betroffen. Gleichwohl gilt es nun den Unfall genau zu analysieren, um dann die richtigen Schlüsse ziehen und Maßnahmen treffen zu können“, erklärte Markus Schmitz vom städtischen Presseamt. Bei der Unfallstelle handelt es sich laut Stadt nicht um eine Unfallhäufungsstelle. Der Unfall von Montag soll in der kommenden Sitzung der Unfallkommission am 27. Juni erörtert werden. Werner Böttcher, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC, wiederholte am Unfallort die ADFC-Forderung, dass die Stadt all ihre großen Fahrzeuge nun mit Abbiegeassistenten nachrüsten soll.

Unter den Trauernden waren auch mehrere Ersthelfer. Wie berichtet, beklagte eine Ersthelferin am Montag gegenüber dem GA eine mangelnde Hilfsbereitschaft von Zeugen. Dieser Darstellung widersprachen nun verschiedene Ersthelfer. „Ganz im Gegenteil: Viele Menschen eilten zu der verunglückten Frau und haben ihr geholfen. Dass da niemand geholfen hat, stimmt einfach nicht“, sagte eine Ersthelferin, die in einem Büro nahe des Unfallortes arbeitet. Sie und eine ihrer Kolleginnen berichteten von einem Helfer, der die Erste Hilfe organisiert habe. „Er wollte unsere Vornamen wissen, erinnerte uns alle daran, dass wir auch Einmalhandschuhe anziehen sollen. Er strahlte eine unglaubliche Ruhe aus, das war total wichtig“, so die junge Frau.

Bestätigen kann die Ersthelferin allerdings, dass es an der Unfallstelle zu unschönen Momenten mit anderen Autofahrern kam. „Einige hupten, weil sie nicht vorbeikamen. Unfassbar war das“, berichtete die Ersthelferin.

Immer wieder passieren auf deutschen Straßen Unfälle wie der am Montag. In vielen Fällen enden diese für die Fahrradfahrer oder Fußgänger tödlich. In Bonn haben sich laut Polizei im Zeitraum von Januar 2017 bis zum 2. Juni 2019 fünf Unfälle zwischen Radfahrern und abbiegenden Lastwagen ereignet. „Bei diesen Unfällen wurden fünf Radfahrer leicht verletzt“, sagte Polizeisprecher Rott.

Abbiegeassistenten, die fest in Lastwagen und auch in Bussen installiert werden können, können die Gefahr solcher Unfälle minimieren. Das Bonner Abfallunternehmen Bonnorange hat bislang drei Müllfahrzeuge, die mit einem Abbiegeassistenten ausgestattet sind. „Fahrzeuge, die in unserem Betrieb ersetzt und neu beschafft werden, werden direkt mit dem Abbiegeassistenten ausgestattet“, erklärte Jasmin Mangold von Bonnorange. Elf weitere Fahrzeuge seien derzeit in der Beschaffung, die alle über einen Abbiegeassistenten verfügen. Ein Nachrüsten der übrigen Flotte sei nicht einfach. Die Kosten seien hoch und der Einbau sei aufwendig, außerdem könne nicht die Qualität erreicht werden, die neue Fahrzeuge gewährleisten, so Mangold. Bonnorange habe sich daher dazu entschieden, den Fuhrpark nach und nach über die Neubeschaffung auszutauschen, so dass die Abbiegeassistenten dann standardmäßig in allen Fahrzeugen verbaut sind.

(Dieses Video gehört zu einer Kooperation von GA und WDR.)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort