Hochschulabschluss Uni Bonn 1104 Studenten feiern auf der Hofgartenwiese

BONN · Das Werfen des Baretts muss Ulrich Wickert noch üben. Den vielen Absolventen der Universität ging das wesentlich souveräner von der Hand: 1104 Studenten feierten am Samstag mit dem traditionellen "Hütewerfen" vor dem Hauptgebäude ihren Hochschulabschluss.

 Lauter kluge Frauen: 763 Studentinnen haben ihren Hochschulabschluss absolviert - die Zahl der männlichen Absolventen liegt nur bei 341.

Lauter kluge Frauen: 763 Studentinnen haben ihren Hochschulabschluss absolviert - die Zahl der männlichen Absolventen liegt nur bei 341.

Foto: Barbara Frommann

Zuvor waren sie in ihren Talaren und mit den Farben ihrer Fakultäten ins Festzelt auf der Hofgartenwiese eingezogen. Mitten in der WM-Euphorie zog Rektor Jürgen Fohrmann gleich einen Fußball-Vergleich: "Wir haben 763 weibliche und 341 männliche Absolventen. Es steht 2:1 für die Damen!"

In allen Fakultäten (außer der Evangelisch-Theologischen, dort waren es vier Männer und zwei Frauen) stellten Studentinnen die Mehrheit: ob Katholische Theologie (kein Mann, zwei Frauen), Landwirtschaft (32 Männer, 138 Frauen), Mathematik-Naturwissenschaft (113 Männer, 139 Frauen), Medizin (64 Männer, 116 Frauen), Philosophie (44 Männer, 244 Frauen) oder Rechts- und Staatswissenschaft (84 Männer und 122 Frauen).

"Wir geben Wissenschaft weiter, eine Wissenschaft, von deren Qualität wir hoffen, dass sie Sie für Ihre weitere Laufbahn gerüstet hat, auch wenn das Studium, zumindest in der Bachelorphase, aus meiner Sicht eigentlich viel zu kurz war", kritisierte Fohrmann das aktuelle Hochschulsystem. "Ich teile nicht die Auffassung, dass die bildungspolitische Beschleunigungsspirale, von der man uns Glauben machen will, sie sei gesellschaftlich sinnvoll, zu wirklichen Erfolgen führt."

Absolventenfeier 2014 der Uni Bonn
69 Bilder

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Klausurphasen, Pflichtveranstaltungen, Seminararbeiten - während viele Absolventen über den straffen Lehrplan ihres Bachelor- und Masterstudiums stöhnten, gab Gastredner Ulrich Wickert einen Einblick in sein eigenes Studentenleben in Bonn vor Jahrzehnten. "Meinen größten Erfolg hatte ich bei der Wahl zum Studentenparlament", erzählte er. Das habe aber nicht an ihm, sondern am Programm gelegen: "Mit der Forderung nach besserem Mensaessen hatte ich die zweithöchste Quote."

Zwar habe er seinen Lerneifer für Jura auf ein Minimum begrenzt. "Dafür habe ich aber das Ballettstudio an der Uni gegründet", so Wickert. Dass dieses Studentenleben nicht mehr mit dem heutigen zu vergleichen ist, zeigte auch sein Blick ins Festzelt: "Wir hätten damals weder Talar noch Barett angezogen."

Das kann der Ex-"Mister Tagesthemen" jetzt nachholen, denn Rektor Fohrmann schenkte ihm beides in den Farben der Rechtswissenschaften. Das vor zehn Jahren erstmals von Max Baur, Dekan der Medizinischen Fakultät, organisierte Absolventenfest ist in dieser Form einzigartig in Deutschland. Bevor die Absolventen mit Freunden und Familien auf ihren Abschluss anstießen, forderte sie Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch auf: "Wenn Sie Bonn jetzt verlassen, dann tragen Sie bitte in die Welt hinaus, wie freundlich unsere Stadt ist und wie sehr wir uns über Gäste aus aller Welt freuen."

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