Naturschutz in Bonn 10.000 Eichen sollen Lücken im Stadtwald schließen

Bonn · Der Stadtwald steht vor einer Wiederaufforstung. Das Grünamt kommt unterdessen mit dem Nachpflanzen in urbanen Vierteln kaum hinterher: Im Stadtgebiet sind Ende Juni 1907 Standorte unbesetzt geblieben.

Der Borkenkäfer, die Rußrindenkrankheit, die anhaltende Trockenheit: Die Stadt Bonn kommt mit dem Pflanzen von Ersatzbäumen nach Fällungen kaum hinterher. Nach Auskunft der Verwaltung sind Ende Juni 1907 Standorte im Stadtgebiet unbesetzt geblieben (im vergangenen Herbst waren es 1600). Weitere Fällungen standen im Juli an. Die Politik hat zwei Millionen Euro für den Doppelhaushalt 2019/2020 bewilligt, die für Ersatzbäume zur Verfügung stünden. Um das personell bewerkstelligen zu können, sind zwei befristete Stellen ausgeschrieben worden. „Realistisch ist mit einer Besetzung der Stellen frühestens ab Oktober 2019 zu rechnen“, erklärte Markus Schmitz aus dem Presseamt. Die neuen Leute wären nach einer Einarbeitung vermutlich im kommenden Frühjahr in der Lage, selbstständig Bäume einzusetzen.

Heißer Sommer macht Bäume anfällig

Das Baumsterben ist, so Schmitz, nicht zuletzt auf den heißen Sommer 2018 zurückzuführen, die Pflanzen seien anfällig für Krankheiten und Schädlinge. „Das wird voraussichtlich zukünftig verstärkt auftreten“, sagte Schmitz. Im Amt für Stadtgrün hat man beobachtet, dass heimische Baumarten die veränderten klimatischen Bedingungen mit langen Hitzeperioden nicht mehr vertragen. Man will bei der künftigen Auswahl verstärkt robustere Arten testen. „Es werden bereits andere Baumsorten, sogenannte Zukunftsbäume oder Klimabaumarten auf dem Nordfriedhof getestet“, erklärte Schmitz.

Ende Juni hat die Stadt damit begonnen, Bergahorne zu fällen, die von der Rußrindenkrankheit, einem Pilz, befallen waren. Zu retten seien sie nicht gewesen. Da die Gefahr bestand, dass die Sporen sich ausbreiten, sei die Fällung unumgänglich gewesen. Das Amt für Stadtgrün geht beim Nachpflanzen auf unterschiedliche Weise vor. Bäume „im Verkehrsgrün“ würden durch Solitärbäume mit einem Stammumfang von 20 bis 25 Zentimetern ersetzt, darunter verstehen Gärtner einzelne Exemplare, die die Umgebung dominieren (beispielsweise an der Ringstraße in Beuel). Westlich der Südbrücke in der rechtsrheinischen Rheinaue hätten die Gärtner nur nachgepflanzt, wo es sinnvoll erschien. Wo in der Fläche mehrere Ahorne gefällt werden mussten, „jedoch durch gute Naturverjüngung zu erwarten ist, dass die vorhandenen Lücken geschlossen werden“, seien Ersatzpflanzungen nicht notwendig.

Erforderlich seien sie besonders dort, wo große Flächen gerodet wurden. Die Stadt nennt als Beispiel einen Bereich östlich der Südbrücke in der rechtsrheinischen Rheinaue. An dieser Stelle ist der Plan, im Herbst und ein weiteres Mal nach dem Austrieb im kommenden Jahr die verbliebenen Bäume auf den Schädling zu kon-trollieren. „Erst wenn darüber belastbare Erkenntnisse vorliegen, wird entschieden, wann, welche und wie viele Bäume als Ersatz gepflanzt werden“, so Schmitz.

Auch der Baumbestand im Stadtwald hat gelitten. An viele Fichten musste wegen des Borkenkäfers die Axt angelegt werden. Um den Stadtwald ab Herbst mit rund 10 000 Stiel- und Traubeneichen aufforsten zu können, steht auf der Tagesordnung des Bau- und Vergabeausschusses für die Sitzung am 15. August eine dringliche Beschlussvorlage. Die Zustimmung der Politik ist erforderlich, um die Ausschreibung kurz vor Toresschluss auf den Weg bringen zu können. Die Stadt geht von höheren Kosten aus, wenn ohne schnelle Bepflanzung Vegetation entsteht. Die Freigabe der zwei Millionen Euro kritisierte der Bürger Bund Bonn seinerzeit als Ablenkungsmanöver, um von der Baupolitik der Koalition abzulenken, der viele Bäume zum Opfer fielen.

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