Kommentar zum sozialen Wohnungsbau Überfällige Entscheidung

Bonn · Der Rat befasst sich an diesem Donnerstag mit einer verbindlichen Quote fürNeubauprojekt in der Stadt. Der Bedarf für geförderten Wohnraum ist groß, aber die Flächen sind begrenzt.

Viel Platz – auch für sozialen Wohnungsbau – bietet das geplante Neubaugebiet „An den Lappenstrünken“ zwischen Endenich und Lengsdorf.

Viel Platz – auch für sozialen Wohnungsbau – bietet das geplante Neubaugebiet „An den Lappenstrünken“ zwischen Endenich und Lengsdorf.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Stadtrat wird an diesem Donnerstag aller Voraussicht nach eine verbindliche Quote für sozialen Wohnraum bei Neubauprojekten beschließen. Das ist ein wichtiger Schritt in der Sozialpolitik dieser Stadt. Geförderter Wohnraum ist nicht etwas für die unteren zwei Prozent der Stadtgesellschaft. Die Stadt geht davon aus, dass die Hälfte der Bonner Haushalte Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein und damit auf geförderten Wohnraum hätte.

Um diese Menschen in der Stadt zu halten, ist es wichtig, Kontrapunkte zu den stets steigenden Mieten, Grundstücks- und Baupreisen zu setzen. Zudem laufen die sogenannten Belegungsrechte der Stadt für Sozialwohnungen aus. Ein paar Zahlen dazu: In den Jahren 2014 und 2015 konnte die Stadt Rechte für 250 Wohnungen zurückkaufen, im gleichen Zeitraum gingen sie für 3600 Wohnungen verloren. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen.

Im Zuge einer Quote muss auch klar sein, dass nicht jede Bebauung eines Ackers oder jede Nachverdichtung von Bestandswohnungen ein Sakrileg ist. Wirtschaftliche Interessen und die Überlegungen, Wohnraum mit anteiligen geförderten Wohnungen zu schaffen, müssen weiterhin sorgsam abgewogen werden. Das gilt auch für den geplanten Neubau eines Hotels am Erzbergerufer. Die Politik sollte ernsthaft überlegen, ob sie nicht einen alten Vorschlag des Bundes Deutscher Architekten überdenkt: die Gründung einer eigenen Stadtentwicklungsgesellschaft, wie sie beispielsweise die Stadt Köln seit Jahr und Tag betreibt. Die Stadt hätte größeren Gestaltungsspielraum, auf Architektur und Anmutung von Bauprojekten Einfluss zu nehmen.

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