Fahrrad-Mietsystem So will Nextbike sein Konzept in Bonn überarbeiten

BONN · Der Radvermieter Nextbike überarbeitet gemeinsam mit den Stadtwerken Bonn (SWB) sein Konzept für die Stadt. Der Vandalismus an den Rädern hat indessen zugenommen.

Das Bonner Fahrradmietsystem läuft erfolgreich, aber nicht ohne Probleme an. „In gewisser Weise sind wir Opfer des eigenen Erfolgs geworden“, sagte der für Bonn zuständige Nextbike-Projektleiter Dennis Steinsiek jüngst im Verkehrsausschuss. Mittlerweile seien zwar nach Lieferschwierigkeiten die versprochenen 900 Räder im Einsatz, aber die Einrichtung fester Stationen und die Verteilung in Randorten gestaltet sich offenbar schwierig.

Wie Steinsiek erklärte, werde jedes Rad im Durchschnitt fünfmal pro Tag ausgeliehen, auf die Innenstadt bezogen sogar 20 Mal. Mit diesen Zahlen gehöre Bonn deutschlandweit zur absoluten Spitze – vor Köln und Hamburg. „Wenn die Kollegen die Räder zurück zu den Stationen bringen wollen, sind sie oft gar nicht mehr vor Ort“, erklärte Steinsiek.

Wie er und Anja Wenmakers, Chefin der Stadtwerke Bus und Bahn (SWB), mitteilten, arbeite man an einem neuen Konzept, das dieser Lage Rechnung tragen soll. Unschwer herauszuhören war, dass Steinsiek das Beharren auf hundert Stationen, die auf Wunsch der Kommunalpolitik Bestandteil des zwischen Nextbike und SWB geschlossenen Vertrags sind, nicht für sinnvoll hält. Sie würden nicht der Nachfrage der Kunden entsprechen, an der nächsten Straßenecke ein Rad finden zu wollen, auch wenn wichtige Schnittstellen für den öffentlichen Nahverkehr weiter bedient werden müssten.

Im Ausschuss zeigte Gabriel Kunze (SPD) Verständnis für ein flexibleres System. „Es ist mir lieber, auf Stationen zu verzichten und stattdessen beispielsweise mehr Fahrräder anzuschaffen. Das ist das, was die Kunden wollen.“ Der Ausschussvorsitzende Rolf Beu (Grüne) monierte allerdings, „dass bisher nach meinem Wissen keine einzige Station so eingerichtet wurde, wie wir uns das vorgestellt haben“. Es sei meist nur ein Schild aufgestellt und etwas Flatterband befestigt.

Der Vandalismus hat zugenommen

Das "wilde" Abstellen scheint ein Problem zu sein. Johannes Wiedemann von der Bonner Behindertengemeinschaft, der als sachkundiger Bürger im Ausschuss sitzt, merkte an, dass mancher Kunde die Räder so abstelle, dass sie Rollstuhlfahrer behindern. Er regte deshalb ein Bonussystem an, das Mietern, die Räder ordnungsgemäß abstellen, Freiminuten gutgeschrieben werden könnten. Steinsiek allerdings äußerte sich skeptisch zu diesem Vorschlag, die Erfahrung habe gezeigt, dass ein Malussystem für verkehrt abgestellte Räder erfolgversprechender sei. Selbst wenn es sich nur um einen kleinen Betrag wie zehn Cent handele.

Der Projektleiter beklagte außerdem, dass der Vandalismus zugenommen habe. Im Stadtteil Tannenbusch seien mehr mutwillige Zerstörungen von Rädern bekannt geworden als in der Anfangszeit. „Unsere Werkstatt versucht, jedes Rad alle drei oder vier Tage bei einem Check zu kontrollieren“, so Steinsiek. Weiterhin suche Nextbike nach einem Sponsor, damit das Wirtschaftskonzept des Unternehmens auf Dauer trage.

Für schwierig hält der Projektleiter die Verknüpfung des Bonner Systems mit dem Umland. Mittlerweile habe er zwar Anfragen aus Siegburg, Sankt Augustin und Troisdorf zu einem kompatiblen Anschluss vorliegen. Aber die Verteilung im ganzen Großraum Bonn und Rhein-Sieg-Kreis sei schwer zu bewältigen, zumal ein Sponsor in der Regel lokal begrenzt werben wolle. Hinzu komme in weitläufigeren Kommunen der Wunsch nach E-Bikes. Ein solches E-Bike-Angebot für Bonn, stellte SWB-Chefin Wenmakers klar, müsste zwingend ausgeschrieben werden.

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