Bonn und seine Umgebung So präsentierte sich Bonn im Reiseführer vor 150 Jahren

Bonn · Vor 150 Jahren erschien ein Reiseführer von E. August Wuerst für Freunde und Einheimische. Darin gab es Ausflugstipps für Bonn und die Umgebung. Ein Blick in die Vergangenheit.

 Blick um 1869 vom Beueler Ufer auf die Bonner Rheinpromenade. Zu sehen sind das Alte Oberbergamt (von links), das Hotel Rheineck, der im Bau befindliche Turm der Kreuzkirche, der Durchgang zur Rheingasse, der Boeselager Hof, das Münster, die Remigiuskirche, die Türme der Namen-Jesu-Kirche, danach die Einmündungen von Josephstraße und Neustraße (heute Hatschiergasse) und der Anleger der Kölnischen und Düsseldorfer Gesellschaft für Rhein-Dampfschifffahrt.

Blick um 1869 vom Beueler Ufer auf die Bonner Rheinpromenade. Zu sehen sind das Alte Oberbergamt (von links), das Hotel Rheineck, der im Bau befindliche Turm der Kreuzkirche, der Durchgang zur Rheingasse, der Boeselager Hof, das Münster, die Remigiuskirche, die Türme der Namen-Jesu-Kirche, danach die Einmündungen von Josephstraße und Neustraße (heute Hatschiergasse) und der Anleger der Kölnischen und Düsseldorfer Gesellschaft für Rhein-Dampfschifffahrt.

Foto: Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn

Reiseführer gab es schon vor 150 Jahren, nur waren sie ein wenig anders als heute. Ein gutes Beispiel dafür ist das Werk von E. August Wuerst aus dem Jahr 1869 mit dem Titel „Bonn und seine Umgebungen. Ein Handbuch für Freunde und Einheimische“. Im Vorwort erklärt der Autor, warum er sich daran gemacht hat, einen eigenen Reiseführer für den Kreis und die Stadt Bonn zu schreiben: „Die in den Jahren 1863 und 1866 publicirten ausführlichen statistischen Darstellungen des Kreises Bonn, welche zunächst blos für den amtlichen Gebrauch bestimmt waren, sind nur in wenigen Exemplaren verbreitet und daher dem grösseren Publikum nicht allgemein zugänglich geworden.

Schon vor längerer Zeit wurde mir deshalb der Wunsch ausgesprochen, eine kurze statistische Beschreibung zu fertigen, die nicht nur den Einwohnern Bonn’s eine eingehende Kenntniss der Stadt verschaffe, sondern die auch geeignet sei, den zahlreichen Fremden, welche sich hier aufhalten, das Wissenswertheste über Bonn und seine Umgegend zu bieten.“

Was damals nützlich erschien, ist für den Heimatforscher heute eine Fundgrube. So beginnt Wuerst seine Ausführungen mit einer Statistik, aus der sich rekonstruieren lässt, wie die Lebensumstände vor 150 Jahren gewesen sein können. Er schreibt: „Die Oberbürgermeisterei Bonn umfasst den ganzen Stadtbezirk, nebst den Dörfern Dransdorf und Grau-Rheindorf, nebst dem Wichelshof, Jesuitenhof und Josephshof. Diese ländlichen Ortschaften sind in Bezug auf ihre ganze Verwaltung mit der Stadt eng verbunden, haben keine eigene Gemeinde-Vertretung, sondern wählen mit Stadtverordnete.“

Ende 1868 leben in Bonn 24.465 Menschen

So betrug die Bevölkerungszahl der Stadt Bonn Ende des Jahres 1868 genau 24.465 Menschen. Davon lebten 306 in Dransdorf und 867 in Grau-Rheindorf. Die Damen waren in der Überzahl: 12.516 weiblichen Einwohner standen 11.949 männliche gegenüber. Außerdem ordnete Wuerst die Bonner nach den Religionsbekenntnissen ein: 19.508 römisch-katholische und 14 griechisch-katholische, 4390 Evangelische und 57 Anglikaner, 492 Juden, ein Mennonit und drei Dissidenten.

Der „Führer durch Bonn und seine Umgebungen“ listet gute Adressen in der Stadt auf wie Gasthöfe, Restaurationen und Bierwirthschaften, Conditoreien, Gesellschaftslokale und Theater. Zu den Gasthöfen gehören der Goldene Stern (Markt) oder der Rheinische Hof (Sternstraße), zu den Gesellschaftslokalen die Lese- und Erholungsgesellschaft am Hof, das Bonner Casino in der Neugasse und das Lokal des landwirtschaftlichen Vereins in der Wenzelgasse. Das Städtische Theater befand sich damals am Cöln-Tor an der Theaterstraße, das Sommer-Theater am Bahnhof am Knabengarten.

Hotel und Geschäfte werben im Stadtführer von 1869

Ausführlich gewürdigt werden auch die Kirchen, Kapellen, Klöster, die hervorragendsten Gebäude, Monumente und Plätze der Stadt. So schreibt Wuerst über die Münsterkirche: „Die frühere Stifts- und jetzige Münsterkirche, soll der Legende nach um das Jahr 310 oder 333 von der h. Helena – der Mutter Kaiser Constantin’s – zu Ehren der Märtyrer der Thebaischen Legion (der hh. Cassius und Florentius und ihrer Genossen) gegründet worden sein. Es war mit dieser Kirche zugleich ein Kloster verbunden, welches schon 883 zu einem Canonicat-Stifte erhoben wurde und, ausser dem Probste und Decan, 32 Canonici und 28 Vicarien umfasste. Zu dem Archidiaconat, das in seinem Range gleich nach dem Metropolitan-Capitel des Cölner Domes stand, gehörten 5 grosse Land-Diaconate mit zahlreichen Pfarreien und 388 Kirchen und Kapellen.“

Vis-à-vis der Münsterkirche befand sich das Hotel Braun, das mit einer ganzseitigen Anzeige im Stadtführer mit seiner Lage wirbt: „zunächst der Eisenbahn, dem Universitäts-Gebäude und den vorzüglichsten Promenaden“. Was für Feinschmecker: „Restaurant à la carte zu jeder Tageszeit. Preiswürdige Weine, diverse Biere etc. Prompte Bedienung. Mässige Preise.“ Auch die „Pfeifen- und Galantariewaaren-Handlung“ P. Herrmann in der Wenzelgasse versorgte die Bonner mit besonderen Waren: „Wiener Meerschaum-Cigarrenspitzen. Portefeuille-Waaren. Alle Sorten von Spazier-, Elfenbein-, Reit- und Naturstöcken. Cigarren. Niederlage der ächten schwed. Jönköpings Sicherheits-Reibhölzer (Zündhölzer)“. So ließ es sich 1869 in Bonn gut leben.

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