Siegburg - Godesberg in einem Zug

Die Verkehrssituation in der Region ist nicht nur mit einem Ausbau des Straßennetzes zu bewältigen. Verkehrsplaner fragen sich, wie möglichst viele Menschen dazu animiert werden können, auf den öffentlichen Personennahverkehr umzusteigen? Die Stadt Bonn ließ ein Gutachten erstellen, das verschiedene Einzelaktionen prüfte. Diskutieren Sie mit: Was halten Sie von den Vorschlägen?

Siegburg - Godesberg in einem Zug
Foto: Axel Vogel

Das Ergebnis: Das Bündel insgesamt würde eine Investition von rund 330 Millionen Euro erfordern, bedeutete einen Anstieg der Betriebskosten von Bahnen und Bussen um insgesamt 23 Millionen Euro jährlich und brächte Fahrgeldmehrerlöse von etwa fünf Millionen Euro im Jahr. Gleichzeitig würde das erweiterte Angebot laut Gutachten der Intraplan Consult GmbH 11 800 Autofahrten weniger pro Tag auf Bonner Straßen bedeuten.

Regionale Zusammenarbeit Die Planungsausschüsse der Bundesstadt und des Rhein-Sieg-Kreises tagen an diesem Freitag ab 14 Uhr zum ersten Mal gemeinsam im Siegburger Kreishaus. Hauptthema ist der Verkehr. Unter anderem wird über die "Harmonisierung der Nahverkehrsplanung" gesprochen. Vorhandene Parallelverkehre sollen abgebaut, das Busnetz "wirtschaftlich weiter optimiert" werden.In dem Maßnahmebündel enthalten ist auch der Ausbau der S 13 Strecke. Die Gutachter empfehlen gar die Verlängerung der Strecke über Oberkassel hinaus bis Neuwied und dafür die Einstellung der RB-Linie. Ebenfalls berücksichtigen die Gutachter die RB 23 Bonn-Euskirchen mit ihren ab 2013 vorgesehenen Haltepunkten in Duisdorf und am Bundesviertel.

Von Vorteil wäre es, so heißt es in dem Papier, das noch nicht in den politischen Gremien diskutiert wurde, die Bahnlinie RE 5 (Koblenz-Emmerich über Bad Godesberg) durch eine Linie des Rhein-Ruhr-Express zu ersetzen. In dem Gutachten, das dem GA vorliegt, gibt es noch weitere Vorschläge:

  • Die Bahnlinie 62 (Dottendorf-Beuel Bahnhof-Oberkassel Süd/ Römlinghoven) in zwei Linien zu teilen. Eine würde wie bisher fahren, die zweite aber über die Südbrücke nach Bad Godesberg. Dazu müsste der Tunnel am Robert-Schumann-Platz sowie die Haltestellen entsprechend ausgebaut werden. Die Fahrzeit von Beuel Bahnhof bis Bad Godesberg würde so nur 16 Minuten dauern. "Offensichtlich", so heißt es in dem Gutachten, gebe es einen "Bedarf für schnelle Verbindung Beuel-Bad Godesberg. Empfehlung der Gutachter: Aufnahme in den Verkehrsentwicklungsplan (VEP), "langfristige Realisierung".
  • Linientausch 66 und 16/63: Nach dem Vorschlag würde die Linie 66 nicht mehr wie heute von Siegburg über Bonn nach Ramersdorf, sondern über Bonn Hauptbahnhof bis Bad Godesberg durchfahren. Die Linie 16/63 von Köln über Tannenbusch und Hauptbahnhof dafür bis Ramersdorf beziehungsweise Bad Honnef. Empfehlung: "Mittelfristige Realisierung".
  • Linie 66 bis Mehlem: Die Gutachter gehen sogar noch einen Schritt weiter und überlegen, ob die Linie 66, einmal bis Bad Godesberg umgelenkt, nicht auch bis Mehlem fahren könnte. 67 Millionen Euro würde das Projekt kosten, würde aber alleine auf der Strecke zwischen Stadthalle und Mehlem 12 300 Fahrten bringen. Empfehlung: "weiter zu verfolgen, da hohes Verkehrsaufkommen".
  • Stellungnahmen"Das Totschlagargument der klammen öffentlichen Kassen darf nicht dazu führen, nicht mehr perspektivisch in die Zukunft zu denken", sagt der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Stadtratsfraktion, Wilfried Reischl. Schon aus Umweltgründen müsse "vorurteilsfrei und ergebnisoffen" darüber nachgedacht werden, wie sich der ÖPNV verbessern lasse.

"Die Ideen in dem Gutachten sind langfristig zu sehen, als Pläne für die Zukunft. Sie sind aber nur im Dialog mit dem Rhein-Sieg-Kreis umzusetzen", sagt der planungspolitische Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion, Werner Esser.

"Viele Pläne sind ja nicht neu. Das zeigt aber, wo das eigentliche Problem liegt: nämlich erst einmal eine Position zu finden, die von einer breiten Mehrheit getragen wird", so Planungsausschussvorsitzender Rolf Beu (Grüne).

"Ich bin nicht bereit, Ideen wie etwa die Seilbahn zum Venusberg, als Utopien abzutun", sagt Joachim Decker (Bürger Bund). "Aber man muss über die Pläne ernsthaft und öffentlich diskutieren." "Das sind Idealvorstellungen von Verkehrsplanern, die Finanzierbarkeit solcher Projekte ist eine andere Frage", so Frank Thomas (FDP).

  • Zweisystembahn: Einen Bedarf an einer direkten Verbindung aus dem Rechtsrheinischen nach Bad Godesberg haben die Gutachter bereits festgestellt. Eine Zweisystembahn, also eine Kombination der S 13 und der Linie 66, von Köln über den Flughafen, Troisdorf bis nach Bad Godesberg hätte durchaus Vorteile - zumindest für rund 7 700 Fahrten täglich, heißt es. Von Troisdorf bis zum Bertha-von-Suttner-Platz bräuchte man dann gerade mal 14 Minuten. Allein für die nötige Infrastruktur müssten rund 30 Millionen Euro aufgebracht werden. Dennoch empfehlen die Gutachter eine "vertiefte Untersuchung zur technischen Machbarkeit".
  • Linie 61 bis Bad Godesberg: Eine Verlängerung der Linie 61 über den Quirinusplatz hinaus über Friesdorf bis nach Bad Godesberg ist nur über eine Investition von 42 Millionen Euro zu machen. Es brächte aber ein "mittleres bis hohes Aufkommen an Fahrten".
  • RSE-Strecke: Wieder aufgenommen haben die Gutachter eine frühere Idee der Verkehrsplaner: die Reaktivierung der RSE-Strecke von Beuel Bahnhof bis Kohlkaul. In der Vorstellung der Gutachter würde diese Linie alle zehn Minuten zwischen Kohlkaul über Pützchen bis Bertha-von-Suttner-Platz fahren. Fahrzeit: 17 Minuten. Investitionsbedarf: rund 63 Millionen Euro. Empfehlung der Gutachter: Trassensicherung, mittelfristige Realisierung.
  • Linie 61 bis Buschdorf: Die Straßenbahnlinie 61 (Dottendorf-Auerberg), die heute an der Kopenhagener Straße in Auerberg endet, könnte teilweise über die Kölnstraße bis zur Josef-Kuth-Straße in Buschdorf verlängert werden. Kommentar Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Staus kennen keine Grenzen"

Für die Strecke ab Hauptbahnhof bräuchte die Bahn 20 Minuten. Zum Vergleich: Der Bus (Linie 604) fährt die Strecke in 30 Minuten. Investitionsvolumen: 58,5 Millionen Euro. Gutachterempfehlung: Aufnahme in den VEP, mittelfristige Realisierung.

  • Seilbahn: Auch in diesem Papier untersucht wurde eine Seilbahn vom Hindenburgplatz zum Venusberg (wir berichteten). 15 Millionen würde die Erschließung des Venusbergs kosten. Empfehlung: "Aufnahme in VEP mit Hinweis auf kurzfristigen Untersuchungsbedarf".
  • Diskutieren Sie mit. Was halten Sie von den Vorschlägen? Oder haben Sie vielleicht andere Ideen, wie sich der ÖPNV verbessern ließe?
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