Siebenjährige sagt im Mord-Prozess aus

Als Zeugin im Prozess gegen ihren Vater sagte das heute siebenjährige Mädchen vor Gericht aus, das im vergangenen Jahr die tote Mutter entdeckt und stundenlang neben der Leiche ausgeharrt hatte.

Bonn. Als Zeugin im Mord-Prozess gegen ihren Vater sagte am Dienstag das heute siebenjährige Mädchen vor Gericht aus, das im vergangenen Jahr die tote Mutter entdeckt und stundenlang neben der Leiche ausgeharrt hatte.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 38 Jahre alten Angeklagten einen heimtückischen Mord vor. Er soll die 34-Jährige, mit der er offenbar nach islamischem Recht verheiratet war, am Abend des 27. Juni 2010 in Holzlar erdrosselt haben, während die Tochter schlief.

Das Schwurgericht war für die Vernehmung des Kindes eigens in einen kleineren Verhandlungssaal umgezogen. Schon vor einigen Tagen hatte sich das heute bei Verwandten in den Niederlanden lebende Mädchen bei einem Besuch im Gericht an die Räumlichkeiten gewöhnen können. Bei seiner Aussage wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen.

Allerdings musste die Siebenjährige nicht alleine auf dem Zeugenstuhl Platz nehmen: Neben ihr saßen unter anderem eine 24 Jahre alte Cousine als Vertrauensperson sowie eine Mitarbeiterin des Bonner Jugendamtes als gesetzlicher Vormund. Auch der Vater saß im Gerichtssaal und soll während der Schilderung seiner Tochter heftig geweint haben.

Wie der Kammervorsitzende Josef Janßen im Anschluss an die Vernehmung des Mädchens mitteilte, hatte die Zeugin ihre Mutter am Abend des 27. Juni zuletzt lebend gesehen, als diese sie ins Bett brachte. Die Siebenjährige habe zu diesem Zeitpunkt nicht bemerkt, ob sonst noch jemand in der Wohnung gewesen sei.

Mehr Details über das von dem Kind Erlebte konnten die Zuhörer durch die Aussage der Cousine erfahren. Die 24-Jährige berichtete, dass ihr das Mädchen erzählt habe, wie es damals die leblos in einer Blutlache liegende Mutter am Morgen des 28. Juni gefunden hatte.

Die damals Sechsjährige sei davon ausgegangen, dass die Mutter schlafe. Den Klassenkameraden, die vorbeigekommen waren, um sie abzuholen, habe sie gesagt, sie könne heute nicht, da ihre Mutter krank sei. Anschließend habe das Kind noch einen Teil des Blutes aufgewischt.

Erst als die Nachbarn nach Hause kamen, sei das Mädchen hinübergegangen und habe gesagt: "Meine Mama bewegt sich gar nicht." Laut der Zeugin hatte die kleine Cousine erzählt, dass der Angeklagte am Tattag noch mit ihr zusammen war. Die Mutter habe die beiden damals in ein Fast-Food-Restaurant geschickt, da sie putzen wollte.

Im Prozess schweigt der Angeklagte bisher. Seine Behauptung bei der ersten polizeilichen Vernehmung, er sei bereits drei Tage vor dem Tod der 34-Jährigen abgereist, scheint widerlegt. Nicht nur die Tochter, auch mehrere andere Zeugen wollen ihn wie berichtet noch gesehen haben. Der Prozess wird fortgesetzt.

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