Sich einmal wie ein Staatsgast fühlen

Tag der Offenen Tür in der Villa Hammerschmidt

Sich einmal wie ein Staatsgast fühlen
Foto: Volker Lannert

Bonn. "Drinnen ist es ja sehr schlicht und gar nicht so pompös. Aber allein der Blick, wenn man von vorne auf das Haus zukommt, mit diesem Brunnen davor, das ist einfach überwältigend", schwärmt Sandra Druffel.

Sie ist am Wochenende mit weiteren zwölf Frauen der Tanzgruppe "Flashlight" aus dem westfälischen Oelde auf Besichtigungstour in Bonn, und alle zeigen sich vom Tag der offenen Tür in der Villa Hammerschmidt restlos begeistert. "Es ist unglaublich, dass wir mal hier sein dürfen, wo sonst nur der Papst und die Queen durchlaufen", ergänzt ihre Freundin.

Sich einmal wie ein Staatsgast zu fühlen, ist für die meisten der mehreren tausend Besucher an diesem Tag offensichtlich die größte Motivation für die Stippvisite im Bonner Amtssitz des Bundespräsidenten. "Ich wollte gern einmal im Kaminzimmer genau dort auf dem Sofa sitzen, wo Papst Benedikt XVI. 2005 beim Vier-Augen-Gespräch mit Horst Köhler saß", gesteht Helma Schmidt, die mit ihrem Mann Werner aus Hamburg zu Besuch ist.

Aber auch viele Bonner aus der direkten Nachbarschaft zieht es in die um 1860 erbaute spätklassizistische Villa, in der seit 1950 die Präsidenten der Bundesrepublik residieren. "Es ist einfach toll, die Geschichte so fühlen zu können", sagt zum Beispiel Johanna Terojka, während sie mit einer Besuchergruppe fasziniert vor einer Tafel mit historischen Fotos der verschiedenen Bundespräsidenten und ihren Staatsgästen aus aller Welt steht.

Die Schwarz-Weiß-Fotos dokumentieren eindrucksvoll, wie Richard von Weizsäcker 1993 gemeinsam mit dem japanischen Kaiser Akihito auf der Terrasse den wunderbaren Blick auf den Rhein genoss, Walter Scheel mit seiner Familie 1976 den ägyptischen Präsidenten Sadat und seine Frau begrüßte, oder Gustav Heinemann 1971 die indische Staatsfrau Indira Gandhi empfing.

"Sie sind jetzt genau dort hereingekommen, wo sonst die Gäste beim Neujahrsempfang entlang defilieren. Hier steht der Bundespräsident zur Begrüßung, aber heute müssen Sie mit mir Vorlieb nehmen", begrüßt Roswitha Samson von der BonnInformation die hereinströmenden Besucher im Empfangssaal humorvoll.

Sie ist eine von sieben Führerinnen, die geduldig die vielen Fragen rund um die Geschichte und die Einrichtung der Villa Hammerschmidt beantworten. "Werfen Sie doch noch einen Blick in den Speisesaal, er ist heute extra für Sie feierlich mit Nymphenburger Porzellan eingedeckt, wie es sonst für eine kleine, aber feine Gesellschaft von 36 Personen der Fall ist", verweist sie auf das nächste sehenswerte Zimmer der Repräsentationsräume.

Auch im nächsten Jahr ist wieder ein Tag der offenen Tür in der Villa Hammerschmidt geplant. Dann wird es ganz sicher erneut die eine oder andere kuriose Frage der Besucher aus dem gesamten Bundesgebiet geben.

"Ein älterer Herr wollte wissen, ob es sich bei dem aktuellen Limousinenmodell vor dem Haus um den alten Dienst-Mercedes von Konrad Adenauer handelt, und eine Dame fragte, ob Horst Köhler in seiner Dienstwohnung im Obergeschoss eine eigene Küche hat, um sich zum Frühstück selbst ein Spiegelei zu braten", berichten zwei Mitarbeiter des Bundespräsidialamtes schmunzelnd.

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