Rund 1300 Halsbandsittiche leben schon in Bonn Schön grün und sehr geschwätzig

BONN · Sie werden überall in Bonn gesichtet: Die giftgrünen Halsbandsittiche sitzen auf Bäumen in Privatgärten in fast allen Ortsteilen der Stadt und in den Baumwipfeln entlang des Rheins.

Eine ganze Kolonie mit Hunderten der auffälligen Papageien kommt Abend für Abend in den großen Bäumen an der Nordbrücke zusammen und richtet sich dort, so wie es aussieht, für die Nacht ein. Viele leben auf dem Gelände der Rheinischen Landeskliniken und in Tannenbusch, hat die Bonner Biologiestudent Esther Koch festgestellt, wie sie dem GA erklärt: Sie erforscht die gefiederten Neubonner für ihre Diplomarbeit.

Wo aber kommt dieser Vogel mit seinem prächtigen grünen Federkleid, der sich seit Jahren entlang der Rheinschiene immer mehr ausbreitet, eigentlich her? Ursprünglich in Afrika und Indien zu Hause, kamen die Halsbandsittiche als beliebte Volierenvögel nach Europa, wo sie in Zoos und bei Privatleuten in Käfigen gehalten wurden. Und immer wieder flüchteten. Erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts in England.

Und anders als andere gefiederte Flüchtlinge, die in der freien Wildbahn nicht überleben, kommen die Halsbandsittiche mit dem Klima am Rhein so gut klar, dass sie sich vermehren. Das erste wild lebende Elternpaar wurde Ende der 1960er Jahre in Köln gesichtet. Fachleute gehen davon aus, dass es aus dem Zoo entwich. Die Bonner Population könnte die Nachkommenschaft der ersten Kölner Flüchtlinge sein. Nach Esther Kochs Berechnungen dürften mittlerweile 1300 Papageien auf Bonner Gebiet leben.

Die Tiere haben sich insgesamt so ausgebreitet, dass in Expertenkreisen darüber diskutiert wird, ob sie die heimischen Arten bedrohen, übrigens das Thema von Esther Kochs Arbeit. Problematisch könnte der Halsbandsittich als Konkurrent für hiesige Höhlenbrüter sein. Esther Koch aber sagt dazu: "Eine negative Interaktion des Halsbandsittichs mit heimischen Arten habe ich nicht festgestellt. Da ist die Dohle viel dominanter." Laut Bundesamt für Naturschutz gilt der Halsbandsittich aber immerhin als "potenziell invasiv", weshalb das Bundesamt rät, das Tier zu beobachten.

Als invasiv gelten Tierarten, die aus anderen Ländern eingeführt werden, sich vermehren und heimische Tierarten und damit das ökologische Gleichgewicht bedrohen. Allein in London sollen mittlerweile Zigtausende der grünen Papageien leben, dort sind sie inzwischen zum Abschuss freigegeben. In seinem Heimatland Indien gilt der Halsbandsittich gar als Landwirtschaftsschädling. "Von den Tieren geht im weitesten Sinne keine Gefahr aus", erklärt Franz Emde, Pressesprecher des Bundesamtes für Naturschutz. Bisher sprechen die Forscher nur über eventuelle Schäden an Holzbalken und Wärmedämmungen. Auch an Obstbäumen und an anderen Bäumen in Städten wurden Schäden festgestellt.

Die Papageien, die es sich in den Bäumen an der Nordbrücke bequem gemacht hat, müssen also noch nicht um ihr Leben bangen.

Der Halsbandsittich:
Der Halsbandsittich (Psittacula krameri) verdankt seinen Namen einer typischen Färbung am Hals des Männchens, und die munteren Laute der Papageien haben ihnen den Ruf eingebracht, recht geschwätzig zu sein. Die Vögel gehören zu den Neozoen, also neu zugewanderten Arten, die von Menschen aus ihren ursprünglichen Heimatgebieten in Asien und Afrika nach Europa eingeführt wurden. Sie brüten besonders gerne auf Wiesenflächen mit vielen Bäumen.

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