"Scharia Polizei" auch in Bonn und Aachen?

BONN/WUPPERTAL/AACHEN · Während sich die selbst ernannte "Scharia-Polizei" in Wuppertal zurückgezogen zu haben scheint, gibt es in Bonn und Aachen Hinweise auf mögliche Aktivitäten radikaler Muslime.

Während sich die selbst ernannte "Scharia-Polizei" in Wuppertal zurückgezogen zu haben scheint, gibt es in Bonn und Aachen Hinweise auf mögliche Aktivitäten radikaler Muslime. Auf Anfrage dieser Zeitung berichtete Bonns Polizeisprecher Robert Scholten gestern von einem Zettel mit der Aufschrift "Sharia controlled zone - Hier gilt die Scharia" in der Nähe einer Moschee in der Bonner Straße in Bad Godesberg, wo sich auch Salafisten treffen. Auch wenn es sich nur um einen kleinen Zettel an einem Laternenpfahl gehandelt habe, sei man wegen des Vorfalls in Wuppertal sensibilisiert, sagte Scholten. Streifenbeamte hätten den Zettel dem Staatsschutz der Bonner Polizei gegeben. Dort werde nun ermittelt; zudem suche man nach möglichen weiteren "Scharia"-Zetteln im Raum Bonn.

Alarmiert wurde am Samstag auch die Polizei in Aachen. "Ein Zeuge hatte einen Kleintransporter mit der Aufschrift ,Sharia Police' im Raum Stolberg gemeldet", sagte Aachens Polizeisprecher Werner Schneider. Entsprechende Ermittlungen dauerten an. Während Robert Scholten gestern nicht ausschließen wollte, dass der "Scharia"-Zettel in Godesberg möglicherweise von islamfeindlichen Personen in Umlauf gebracht worden sei, geht die Aachener Polizei davon aus, "dass der Aufdruck auf dem Wagen echt und ernst gemeint ist".

Wie berichtet, hatte eine Gruppe von Salafisten in Wuppertal vor einigen Tagen Aufsehen erregt, weil sie unter Führung des bekannten radikalen Predigers, Sven Lau, eine Patrouille gebildet hatte, die auf den Straßen der Stadt zur Einhaltung der Scharia, des islamischen Gesetzes, aufforderte. Als die Gruppe bundesweit in die Schlagzeilen geriet, kündigten Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) an, ein solches Auftreten von Salafisten nicht hinzunehmen.

Gestern sagte ein Sprecher Jägers in Düsseldorf: "Die Gruppe hat den Druck gespürt und fürchtet jetzt die Konsequenzen." Deshalb hätte sie sich wohl jetzt aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Oberstaatsanwalt Wolf Baumert sagte, die Ermittlungen mit Blick auf das Versammlungsgesetz könnten sich möglicherweise nur auf acht Männer beschränken. Allerdings kämen noch andere Straftaten wie Nötigung oder Beleidigung in Betracht. Das werde zurzeit geprüft. Eine Meldung von Spiegel-Online, wonach, wie berichtet, 2013 eine Scharia-Polizei in Tannenbusch aufgetreten sein soll, dementierte Scholten.

Vielmehr sei es an einer Schule in Bad Godesberg zu "einer Beeinflussung unter Schülern" gekommen. Es soll sich um Ermahnungen gehandelt haben, wie man als Muslim zu leben habe. Deshalb habe die Schule die Behörden eingeschaltet. Es habe Gespräche mit den Schülern gegeben, woraufhin es wohl keine weiteren Vorfälle gegeben habe. Auch einen Vorfall, bei dem ein Teenager zusammengeschlagen worden sein soll, weil er auf einer Party Alkohol getrunken hatte, konnte Scholten nicht bestätigen. Wohl aber, dass ein Zwölfjähriger eine Kellnerin attackiert und beleidigt hatte, weil diese einem muslimischen Jugendlichen Alkohol ausgeschenkt hatte.

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